Mir gehen da Buchfans (bin ja selber einer) manchmal viel zu hart mit der Serie ins Gericht. Vielleicht liegt’s auch daran, dass ich selbst Buch 4 miserabel und Buch 5 höchstens gut finde. Nach Buch 3 waren eigentlich sämtliche Expositionen gelegt, Martin hat sich aber gesagt: „Hey, aber ich muss doch noch die ganzen anderen Ecken meiner schönen Welt vorstellen!“, und hat damit jede Menge neue Charaktere ins Boot geworfen. Aus meiner Sicht war es ein Fehler der Serie, hier den Büchern zu folgen, auch wenn sie einige Charaktere bereits herausgelassen hat. Alles, was die Serie zum Ende der sechsten und zum Anfang der siebten Staffel gemacht hat, war für das Endgame unnötige Charaktere auszusieben.
Und das hat sie aus meiner Sicht gut gemacht. Der Plan zu Beginn der siebten Staffel von Tyrion, auf dem ja auch nicht wenige herumhacken, klang für mich nach einem richtigen Tyrion-Plan. Und dass Cersei ihn ausgetrickst hat, fand ich auch cool. Damit konnte man auch ein bisschen das Problem der Asymmetrie der Armeen entschärfen. Fand die Entwicklung von Dany auch passend, dass sie danach den Drachen in sich geweckt hat. Nicht alles passt dann goldrichtig wie in den ersten vier Staffeln (der Cliffhanger an Ende von Folge 4 war mir persönlich zu sehr Walking Dead), aber verdammt, der Vergleich liegt hier auch verdammt hoch. Die dazu gehörigen Bücher, 1-3 der Serie, sind nun einmal mit das Beste, die es in diesem Bereich gibt. Wenn die Autoren das Niveau halten könnte, hätte sicher irgendein Fan schon Game of Thrones als übergeile Fan Fiction zu Ende geschrieben.
Game of Thrones hat immer noch verdammt viele Stärken, auch beim Writing. Seien es einzelne Szenen - Folge 3 war voll von guten Dialogen. Oder einfach durch die Fülle an Charakteren, die man in sechs Staffeln lieben gelernt hat. Allein die Schlacht in Folge vier. Eigentlich bin ich (natürlich) auf Danys Seite, aber für einen kurzen Moment habe ich gehofft, dass Bron den Drachen tötet und Jamie Dany. Welche Serie schafft das schon?
Und aaaaaaaalter, wenn ich noch einmal das Wort Teleport höre… Wenn man sich die Sachen einmal genau anschaut, passieren sie alle in einer zeitlich (halbwegs) logischen Reihenfolge. Das Problem ist, dass HBO eine Folge so viel kostet wie NASA einst die Mondlandung… Die prügeln das jetzt durch, was manchmal tatsächlich mehr als nervig ist. Aber das Hauptproblem hier ist, dass die Serie kein Gefühl für Zeit mehr entwickelt und Szenen, zwischen denen Monate liegen, direkt nacheinander abgehandelt werden. So wirken manche Sachen dann dümmer, als sie sind.
In Folge 5 hätte ich es bspw schön gefunden, wenn Dany den Plan mit dem White Walker erst doof findet (weil so geil ist der Plan tatsächlich nicht), dann aber einer ihrer Berater (Varys/Tyrion) zu ihr sagt: „Wir können nur gewinnen. Entweder wir sehen einen White Walker und wir und auch Cersei haben den Beweis, dass es tatsächlich einen Feind im Norden gibt. Oder aber Jon Snow kommt nicht zurück und wir haben keinen König im Norden mehr.“ Dann hätte Dany noch was sagen können „Blabla Jon Snow könnte ein wichtiger Verbündeter werden, wir müssen ihn beschützen“ und dann sagt Varys/Tyrion irgendwas Altkluges wie: „Spricht da die Königin aus Ihrer Majestät, oder die Frau, die einen schönen Mann anschmachtet?“ Sowas fehlt mir manchmal, aber das ist für mich auch Kritik auf hohem Niveau
PS: Ich muss mich entschuldigen, dass ich immer noch nicht bei den Recaps dabei war. Eigentlich sollte ich am Mittwoch Platz nehmen, aber Frau und Kind waren krank, ich musste kurzfristig absagen. Jetzt wird’s mit Gamescom und Bundesliga-Start leider auch eng
PPS: Ich hoffe, das gehört hier überhaupt hinein, aber da es ja auch Feedback zu den Recaps ist, sollte das hoffentlich passen