Tim spricht mir einfach durchgehend aus der Seele in den Recaps, in diesem insbesondere.
Wir sehen in der letzten Entwicklung von GoT wie in Winterfell Figuren zu reinen Funktionen für Handlung werden: Arya und Sansa, die einen völlig an den Haaren herbeigezogenen Konflikt austragen, weil man sich anscheinend keine ordentliche Littlefinger-Intrige ausdenken konnte.
Auf der anderen Seite der Mauer sieht man, wie Handlungsstränge einfach nur zu Funktionen für Figuren werden. Es gibt zwei Gründe, den Plan mit dem Wight durchzuführen: Einen Eisdrachen zu erschaffen und gewisse Personen nach King’s Landing zu bringen. Der eigentliche Plan ist komplett nebensächlich und deshalb wird auch in Kauf genommen, dass der einfach nur dumm ist. Das wirft dann auch wieder ein neues Licht auf die Bekehrung von Sandor Clegane ein paar Folgen zuvor. Der größte Sturkopf guckt einmal ins Feuer und weiß sofort, dass er hinter die Mauer muss? Und seine göttliche Mission war ein Plan, den andere parallel geschmiedet haben, der ihn jetzt nach King’s Landing führt? Das ist ja mal ein Paradebeispiel von Deus ex Feuer. Ich wollte eigentlich gar keine Erklärung für den Lord of Light haben, aber jetzt brauche ich sie leider und sie sollte bitte gut sein.
Es werden auch wie angesprochen einfach Figuren aus dem Hut gezaubert, die unbedingt nochmal vorkommmen sollen und da bin ich bei Eddy: Die Sopranos haben vorgemacht, dass man nicht alles zu Ende erzählen muss und GoT ist die Paradeserie dafür, es ihnen gleichzutun. Wer am Ende der Serie ernsthaft bemängelt hätte „Hey, was ist jetzt eigentlich mit Benjen Stark und Gendry?“ stellt zumindest meines Erachtens nach die falschen Fragen. Vielleicht war es egal, wo Gendry hinrudert, weil er eher für den Stannis/Melisandre/Davos-Strang wichtig war? Vielleicht war bei der Suche nach Benjen die ganze Zeit der Weg das Ziel?
Wie die Figuren jetzt wieder in die Serie geführt werden, wirkt einfach arg konstruiert und nach „wir müssen alles möglichst zu Ende erzählen.“ Das wirft wiederum ein anderes Licht auf Rickon in der letzten Staffel und Nymeria in dieser. Rickon mag noch ganz gut als Druckmittel funktioniert haben und es wirkte zwar noch GoT-typisch, ihn sofort abzumurksen, aber mittlerweile denke ich, dass ihnen einfach nichts Besseres mit dem Charakter eingefallen ist. Nymerias Auftritt hätte Sinn ergeben, wenn das irgendwas auf Arya ausgewirkt hätte. Wenn sie doch nach King’s Landing gegangen wäre, weil sie gemerkt hätte „that’s not me - ich bin eine Einzelgängerin mit einer Mission und noch ist keine Zeit für die Family-Reunion“. Aber so war es einfach nur „Jeder fragt sich sicher, was eigentlich mit Aryas Wolf ist!“ tja nun, ich nicht.
Wird Gendry vielleicht auf ein Wiedersehen mit Arya in Winterfell vorbereitet, das unbedingt noch stattfinden muss, nach dem keiner gefragt hat? Und beim Cleganebowl bin ich auch wieder bei Tim. Da schrei ich mit, wenn das passiert. Es ist klar, dass ein Kampf zwischen den Brüdern irgendwie Sinn ergibt, aber es ist im Kontext von GoT einfach nicht klar, dass es auch passiert. GoT war immer so herrlich unrund und gerade wird gefühlt jeder Handlungsstrang abgerundet.
Und eine Ehe zwischen Jon und Daenerys ergibt im Kontext der Serie durchaus Sinn. Aber es muss keine Lovestory sein und vor allem nicht so eine schlechte. „Dany“? Ernsthaft? Ist da niemand im Entstehungsprozess drüber gestolpert?
Das große Problem der Serie sind dabei noch gar nicht die Situationen, auf die es hinausläuft. Sondern wie uns das verkauft wird. Aber ich muss auch sagen, dass ich die Leute beneide, die die Folge einfach genießen können. Ich suche mir auch nicht aus, das scheiße zu finden, die Kritik drängt sich mir nur einfach so auf. Ich habe aber auch noch eine gewisse Resthoffnung in die letzte Folge, bin gespannt.
Was diese Diskussion allerdings erhärtet, ist der Fakt, dass jeder verschiedene Erwartungen an die Serie hat und jeder auch andere Dinge an der Serie mag. Viele mögen einfach Sex, Dragons and Rick’n’Roll, andere schätzen GoT aufgrund anderer Qualitäten, was alles komplett legitim ist.