Spannendes Thema, ich bin da, leider aus eigener und nächster Erfahrung, weit im pro bargeld-lager.
Meine freundin hatte bei der letzten Steuererklärung richtig Spaß. Ihr wurde ein Schreiben des Finanzamts nicht zugestellt, worauf sie hatte antworten müssen. Laut zustelldienst stand der Name nicht am Briefkasten. Ist bisserl strange, da am gleichen Tag auch die Post den BK gefunden hat und der sonstige Schriftverkehr mit den Ämtern auch über den privaten zustelldienst lief.
Jedenfalls kam der Brief nicht an, 3 tage später war ihr Konto gesperrt. Bis dann mal rausgegangen war, woran es liegt, waren 2 tage ins Land gegangen. Plus dann noch die Regelung, damit es wieder entsperrt wird und es war die darauffolgende Woche dienstag. In der Zeit konnte sie über kein geld verfügen, obschon das Konto gedeckt war, wäre ich nicht gewesen, (und das so unbequeme und stressige Bargeld) hätte sie nicht mal die fahrt mit der bahn zum FA bezahlen können.
Ich persönlich hatte da auch schon so meine scherereien mit dem bargeldlosen zahlen, aber diese Nummer hat mir halt wirklich gezeigt, wie sehr man sich unverschuldet dem wohl und wehe fremder Personen ausliefert, wenn man sich komplett auf girales/digitales geld verständigt. So doof wie es klingt, aber auch jeder dusselige Film über die CIA (“Staatsfeind nummer eins”, bspw.) zeigt, wie schnell man von “unbescholten” dann doch plötzlich zum mittellosen Menschen wird. Lass es richtig dumm laufen, und so ein rattenschwanz hat zur Folge, dass du sogar noch auf der Straße landest. Oder, was ja eigentlich vielleicht eher nachvollziehbar ist: allein diese unverschuldete Aktion hat dafür gesorgt, dass die Bonität meiner freundin abgerutscht ist. Ja, kann man korrigieren, aber versuch das mal nachzuweisen, wenn der briefdienst beteuert, ihn trifft ja keine Schuld!
Ich stimme dem einfachsten Argument schlicht und ergreifend zu: Bargeld bedeutet Freiheit, auch für die, die nicht so viel haben. Ich hab immer mal das gefühl, das hier im forum aus einer sehr ich-zentrierten Perspektive argumentiert wird. Es geht mir um keinen bestimmten user, ich las nur ähnliche Argumente auch im gentrifizierungs-thread, zum Mindestlohn und zu noch ein paar sachen… Ich weiß nich, ob ich qua lebensmodell oder job/berufung eher dazu neige, auch die randgruppen der Gesellschaft wahrzunehmen, aber mich erstaunt es doch immer wieder, wie egal manches mal die anderen Leute sind, bzw die Umstände in denen sie leben.