Ich habe das sicher schon einmal erwähnt; also sorry fürs Nerven:
Ich arbeite, jetzt nicht da mental krank, in der Hauptrezeption in einer Diakonie. Es ist mit Abstand der Tollste Job, den ich je hatte. Man hat ab und zu Schreibkram, kann dann Post wiegen und Frankieren, viel Telefonieren und nette Menschen kennenlernen,
Für meine paranoide Schizophrenie: perfekt!
Schöne Regelmäßigkeit jeden Tag!
Ich verstehe das gut.
Was für manche wie Eintönigkeit wirkt, war etwas wonach ich mich immer gesehnt habe.
Routine, Struktur, gleiche Abläufe, etwas worauf ich mich jeden Tag verlassen kann.
Callcenter, Einzelhandel, Pflege mit viel Menschenkontakt… Das war für mich alles im Nachhinein mit all den zum damaligen Zeitpunkt nicht diagnostizierten Erkrankungen viel zu aufregend.
Was meinst Du wo ich überall war bevor ich erst meinen Lebensgefährten und dann die Arbeit in der Diakonie erhalten habe:
Erst habe ich bei der Diakonie ganz unten als Beschäftigte angefangen, dann wurde mein Talent, andere Menschen um den Finger zu wickeln, entdeckt:
Das Talent brauchst Du, wenn mal wieder eine Oma anruft, wo Ihre Pflegekraft bleibt. Bei uns laufen die Hotline-Anrufe an. Jetzt bin ich seit 5 Jahren Mitarbeiterin und fühle mich pudelwohl und werde wertgeschätzt.
Mein Lebenslauf ist sehr lang und ich hab jedes Mal Mühe alle Berufe aufzuzählen, die ich eine Zeit lang gemacht oder versucht habe durch Praktika beispielsweise zu erlernen. Hinzu kommt das dort auch einige Traumata begründet sind, daher ist Beruf eh schon ein schwieriges und sehr emotional aufgeladenes Thema bei mir.
Das klingt so skrupellos, um ehrlich zu sein. Will dir nicht zu nahe treten, aber bestimmt hast du Feingefühl und eine charmante Art, mit der du es schaffst die Menschen zu überzeugen. Mental erkrankte Menschen bringen häufig eine besondere Sensibilität und Empathie mit. Ich bin mir sicher, das genau diese Eigenschaften dir sehr in deinem Beruf helfen.
Ich bin ein wenig vorgeschädigt was Call Center Arbeit betrifft und da hatte dieses „Menschen um den Finger wickeln“ eine ganz andere eher negative Bedeutung. Ich glaube, daher wirkt das beim ersten Lesen auf mich viel negativer als du es gemeint hast.
Nochmal zur Betonung und um ganz sicher zu gehen:
Ich halte dich nicht für skrupellos so.
Das freut mich so sehr. 5 Jahre ist eine enorm lange Zeit. Das ist stark von dir und natürlich ist es auch wichtig, dass die Arbeitsumgebung stimmt und du dich dort wohl fühlen kannst. Will sagen, man selber kann sich noch so viel Mühe geben einen guten Job zu machen - es liegt nicht an einem alleine dort lange bleiben zu können und sich in seiner Arbeit wohl und anerkannt zu fühlen.
Das habe ich auch mal versucht, aber auch ganz ohne Schwerbehindertenstatus und in einem Arbeitsverhältnis, das auf mental gesunde Menschen ausgerichtet ist.
Daher hat das leider auch nicht für mich auf Dauer funktioniert.
Es geht bei den Hotline-Anrufen, um Menschen, die verzweifelt sind, da der Pflegedienst noch nicht da ist. Diese Menschen kann ich verstehen, da meine über alles geliebte Mutter, sie lebt noch, dieses Jahr auf Ihre Schulter gefallen ist und sich dabei 3-fach was gebrochen hat.
Sorry für die Ausdrucksweise: stehe unter neuen Medikamenten; fahre kein Auto und bediene keine Maschinen (außer Macbook und iPhone ;-))
Ah nein, du musst dich bitte nicht für deine Ausdrucksweise entschuldigen.
Du hast überhaupt nichts falsch gemacht.
So war mein Post gar nicht beabsichtigt. Tut mir leid, dass ich dir das Gefühl vermittelt hab.
Ich dachte, wenn ich dazu noch erkläre warum ich erst diese negative Assoziation hatte, wird das deutlich, dass ich nicht wirklich glaube es sei skrupellos.
Finde ich cool, dass du das machen kannst und es dir so viel Freude und Sinn gibt.
Ich hab für so einen Job mal Probegearbeitet. Leider wurde da nichts draus, da ich dafür hätte fast 2 Stunden jeweils hin- und zurück fahren müssen. Die Firma lag in einem Gewerbegebiet „verborgen“ Halt so eine typische Vermittlung vom Jobcenter leider.
Unsere Diakonie liegt in einer mittleren Großstadt in Ostwestfalen; die Hauptverwaltung liegt in einer schönen Allee. Da kommen die Leute gerne hin, wenn Sie Probleme haben.
Wir hatten 2x einen Opi, der aus einem „Konkurrenz-Heim“ „ausgebrochen“ ist.
Das Heim hat wir angerufen; da sagte man uns; Dann seht mal zu, dass hier den wieder zu uns bringt.
Äh, das ist Ihre Aufgabe, dachte ich. Mein Chef, ein ganz lieber Doktor der Mathematik, hat die dann frisch gemacht und ein Taxi auf deren Kosten angerufen.
Uff, die letzten 12h haben mich an den Rand der Belastungsgrenze getrieben. Ach su liebe Güte, war das heftig. Erst ein typischer Montag in der Arbeit, der ja eigentlich für sich schon reicht. Dann nur kurz heim, frisch machen, zwischendurch im Vorbeigehen n paar Happen gegessen und los in die City. Der Termin bei der Psych war eigentlich super, aber macht mir dennoch Angst, da ich diesen Winter ohne AD bestreiten soll. Da hat sie gerade mehr Vertrauen in mich und den momentanen flow als ich.
Danach noch nen richtig unangenehmen Termin gehabt. Sowohl inhaltlich als auch mein Gegenüber.
Zum Schluss dann noch aufm Rückweg nen befreundeten Kollegen besucht, der seit 10 Tagen flach liegt. An sich ja etwas Schönes, zehrt aber dennoch sehr.
Nun bin ich daheim, völlig platt und bezweifle, dass ich in den nächsten 12h den Akku ausreichend aufladen kann, um morgen Leistung zu bringen ohne dass es ne Qual wird.
Und nun zum eigentlichen Punkt: Das ist für die meisten Menschen ein ganz normales Pensum, bei dem sie auch noch 2-3h mehr arbeiten als ich. Ich sehe einfach nicht, wie ich jemals wieder an diesen Punkt kommen soll.
„Grüner Ausweis“ ist doch kacke. Bin frustriert. Ausgelaugt. Enttäuscht. Müde.
Gleich beim Ersttermin der Vorschlag das AD abzusetzen oder bring ich da was durcheinander mit dem was du zuletzt im anderen Thread erzählt hast ?
Meinst du den Behindertenausweis?
Und wenn ja, wieso kacke ?
Oder meinst du den Zustand behindert zu sein?
Ja, dann verstehe ich . Den finde ich auch kacke. Den Ausweis dagegen find ich top haha.
Da bringst du was durcheinander. Da ging es um nen Shrink.
Das heute ist meine Psychiaterin. Bei der bin ich schon 10 Jahre.
Ich meine die Behinderung. Wegen dem Status bzw. dem Ausweis habe ich Jahre gegen meinen inneren Stolz und Sturheit gekämpft, bis ihn beantragt habe.
Die Benefits (ohne Marken) sind ja ganz nice, aber mir wäre es anders lieber.
Sorry, wenn ich heute etwas missverständlich bin. Kann kaum noch geradeaus denken.
Brauchst dich dafür nicht entschuldigen.
Dafür hab ich heute Verständnisprobleme und stelle daher eher solche Fragen
Shrink?
Ah, Psychotherapie suchst du, hast aber schon eine Psychiaterin, verstehe ich nun richtig?
Ja gut, bei 10 Jahren ergibt ein Rat zu den Medis mehr Sinn. Verstehe nun.
Ganz genau. Und sie hat ja Recht - ich habe es derzeit in mir, aber Angst vor der eigenen Courage. War halt nicht das, womit ich noch gerechnet hatte, als ich im Wartezimmer das Kinderbuch in der Hand hatte. Daher sorgte das für ganz schön Wirbel in mir.
Und falls ich es doch nicht packe, gibt es eben doch Medis.
Schau ma moi, dann wer’ma scho seng.
Wäre fantastisch, wenn es klappen würde. Nehme ohnehin noch zu viele Pillen.
Ich nehme gerade bestimmte Extra-Medikamente, die mich derart Kraft kosten.
Ich „darf“ nicht in das Krankenhaus, in dem ich früher 2x längerfristig war, da dort die Betten belegt sind.
Ich hoffe sie filtern bald mal die „Simulanten“ raus.
Wie kommst du darauf dass die anderen dort Simulanten sind oder dass das medizinische Personal nicht zwischen kranken und Simulanten unterscheiden kann?