Ich habe mich jetzt durch den Thread gescrollt und mich hier mal etwas eingelesen. Hier geht es ja gerad heiß zu. Ich spiele kein Overwatch, kein WoW, kein Diablo, kein CoD. Also zu einem Boykott kann ich nichts sagen. Zu sagen „ich würde es tun“ wäre sehr einfach und deshalb auch angreifbar, weil mich das nichts kostet.
Aber zu zwei Dingen muss ich etwas loswerden:
Das Verbot von politischer oder religiöser Werbung bzw. Botschaften beim Sport oder eben jetzt auch beim Gaming bezieht sich darauf, dass ein Verein, Verband oder ein Unternehmen „neutral“ sein möchte. Nicht nur um natürlich so viele Menschen/Kunden wie möglich anzusprechen, sondern es sich auch mit der Politik nicht zu verscherzen und natürlich keine Kontroversen in den Medien auszulösen.
Also wenn jetzt der FC Schalke mit SPD-Binden auflaufen würde oder ein E-Sport-Team bei einem Wettbewerb zur Wahl von Trump aufrufen würde, wäre das verwerflich. Eben aus den hier im Thread genannten Gründen: Plattform und Bekanntheitsgrad dieser werden für eigene Überzeugungen missbraucht.
ABER und das ist ganz wichtig: Fragen von Menschen- und Grundrechten und Demokratie sind für westliche Verbände, Vereine und Unternehmen keine Frage der Neutralität. Und auch keine Frage von Meinung. Es ist ein kategorischer Imperativ.
Deswegen gibt es z.B. die „Respect“-Kampagne der Uefa, die sich gegen Rassismus, Sexismus, Nationalismus, Gewalt etc… einsetzt. Weil z.B. so etwas wie Rassismus keine Meinung ist.
Sich für Menschen in Hongkong Demokratie und Menschenrechte zu wünschen, ist nicht dasselbe, wie zur Wahl einer Partei aufzurufen oder zu sagen man soll zum evangelikalen Christen werden, weil nur das die wahre Religion ist.
Der Mann, der das im Stream forderte und somit die Debatte auslöste, wünscht sich für andere Menschen die Freiheiten und Rechte, die wir hier im Westen genießen. Und das ein westliches Unternehmen, das selber und dessen Mitarbeiter von diesen Freiheiten und Rechten profitieren, vor einem autoritären Einparteinstaat aus kommerziellen Gründen kuscht ist ein Skandal.
Wie man dazu steht und wie man jetzt mit Werken von Activision/Blizzard umgeht ist jedem selbst überlassen, aber infrage zu stellen, ob es erlaubt sein sollte, sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen, ist beschämend.
Das ist nichts anderes als ein Eingeständnis, dass man ökonomische Interessen über die eigene Überzeugung stellt.
Beruflich und Privat trennen bedeutet nicht, dass man gegen seine tiefsten moralisch-ethischen Empfindungen ankämpfen muss.
Man kann nicht so in die eine Richtung trommeln und dann das Andere machen. Egal ob privat oder beruflich.
Und das fällt mir auch auf und ist nicht professionell. Simon, Du hast einen Fehler gemacht. Jetzt musst Du reinen Tisch machen und nicht in dein altes Muster verfallen, dass sich das ganze Internet gegen dich verschworen hat und jeder, der etwas negatives über dich schreibt oder dich kritisiert ein Spinner ist, auf dem man nicht hören muss.