Zumal sowas mMn doch viel aussagekräftiger als so ein Alltagstest, den man so gar nicht definieren kann. Aus Jux und Dollerei lässt man ja nun nicht alle seine Personendaten abändern (inklusive Bank, Versicherung, Verträge,…). Stattdessen ist da eben der “Alltagstest”. Wer kann da bestimmen in wie weit man da Sachen “erfüllt”? Gerade wenn die beurteilende Person extrem auf Klischees fokussiert ist. Als ich um 2006 herum erstmals zu einem Psychotherapeuten ging (einer der auf TS/TG spezialisiert war) fühlte ich mich komplett unwohl. Der war auf Äußerlichkeiten fokussiert, deutete immer wieder an, dass er Dinge wie die HRT nur frei gibt, wenn man deutlich weiblich erscheint. Im Sinne von Röckchen, extrem viel Schminke und Absätzen in Linialgröße. Diese Ansicht war dann der Grund warum ich das alles abbrach, weil das einfach nicht meinem Ich widersprach.
Auch heute höre ich noch von Leuten die zu ihm gehen und sich dann eher nochmal 4 Schichten Schminke mehr als üblich draufpacken und auf dem Praxisparkplatz die Turnschuhe gegen High Heels tauschen…
Rein nach Rollenklischees denkend bin ich vermutlich nicht die “femininste” Person und habe kein weltklasse-Passing. Ich schminke mich nur minimal, ich habe vorne schon seit Jahren einen spärlichen Haaransatz, ich habe mehrere Jahre Football gespielt und würde es auch weiterhin gerne machen.
Aber das alles sind ja keine Gründe mich nicht als weiblich zu fühlen. Selbst als ich noch gar nicht wusste was “Trans” überhaut ist, hatte ich mich in pubertären Liebesträumeleien immer in lesbischen Beziehungen gesehen und (wenn wir die Klischeekiste nochmal rauskramen) da eher als Butch.
Wow, was für ein Arschloch - und der darf Leute beraten? Der weiß schon, dass man sich an wendet, damit man geholfen wird und nicht um sich fertig zu machen?
Aber andererseits hatten wir gerade den Fall, dass eine Fußballspielerin unseres Vereins eine Anzeige an den Verband von einem gegnerischen Trainer bekam, weil sie “zu gut Fußball spielte” und man ihr deswegen unterstellte, keine Frau zu sein.
DAS verstehe ich absolut und habe da auch das Gefühl, dass Deutschland da einen furchtbaren Mangel hat. Als ich bei meinem Therapeuten war, war ich halt überall schon geoutet, hatte Jahre auch schon unter dem neuen Namen gelebt und brauchte den Alltagstest so gesehen nicht mal mehr (mein Arbeitgeber hatte mir auch was ausgestellt, dass ich seit ich dort bin als männlich auftrete und so) und es war nur seltsam, weil er immer auf meiner Sexualität herumgeritten ist, und wieso und wieso nicht yadda yadda.
Ich hatte auch keine emotionalen Probleme (abgesehen von dem Namens-Problem und dem Rattenschwanz) und so und durfte mir dann auch wöchentlich anhören, dass ich es als FtM sowieso so einfach hätte als MtF und er mit Pädophilen im Gepräch wär, die mehr zu erzählen hätten als ich und yadda yadda.
Waren die ätzendesten Stunden meiner Woche für ein paar Monate lang.
Nochmal WtF, da dachte ich, ich als Österreicherin hätte es schwer (weil alle immer fragen, ob ich es schon „offiziell“ machte und auf der Verwaltungsbehörde war), aber eure Geschichten sind ja - nun ja, es gab Gründe warum ich 38 Jahre für meine Coming Out brauchte.
Das einzige was ich sagen kann ist danke, dass ihr durchgehalten habt, und Personen wie mir als Vorbild dient. Weil WTF???
I stand on the shoulders of Giants.
Heute das erste Mal so richtig als Frau im Sportverein erschienen (also mit Brüsten, „geschminkt“ (mehr als den Bartschatten und Fingernägel mach ich nicht) - und zum Glück sind wir sehr viel weiter - Ja, manche Trainer sprechen mich noch immer mit dem falschen Namen an, dafür hab ich eine gute Kollegin, die mich dann explizit mit meinen richtigen anspricht .
Und dem Rest ist es einfach scheißegal, wer ihnen ihr Bier ausschenkt (hatte Kantinendienst)
Find ich ist auch der richtige Ansatz, die einzige Person, die es betrifft, bist du und alle anderen solls gar nicht erst interessieren.
Sodale:
Hab mich durch paar BHs durchgekämpft (bzw. BHs die Silikoneinlagen unterstützen, weil wisst eh und überhaupt) und hab einen gefunden, der finde ich passt mir, reibt nicht - halt passt auch nach Stunden.
Und auch das Telefonat gehabt, ob ich mich bis zur Wahl noch etwas zurückhalten kann. Einerseits betrifft es mich kaum mehr, weil wir fast alle Termine durch haben. Und sind meine Arbeitskollegen echt nett und verständnisvoll und sich nun den Altvorderen unterwerfen?
Auf der anderen Seite gestern eben Kantinendienst gehabt und am Ende mal im Verein Tacheles geredet. Dass ich halt nun die Dora bin. Weil was ist schlimmer, als wenn einige noch immer deinen Deadname benutzen - wenn beide Namen wild durcheinandergeschrien werden und sich am Ende keiner auskennt. Also ich bin die Dora.
Und den Lippenstift das erste Mal benutzt, den ich zu Weihnachten vererbt bekam. Der ist echt schön.
Im Verein einfach denen die den Deadname nutzen, kein Bier ausschenken.
Wenn dann Mecker kommt einfach „oh sorry, dachte sie reden mit jemand anderem, ich bin Dora“
So langsam wird es ernst. Nicht mehr 4 Wochen bis zum klinisch-psychologischen-medizinischen Gutachten (besonders wegen Hormon-Therapie). Also kein Alkohol mehr (bin zu alt, rauchen abgewöhnen wird schwerer … und die Leber sollte geschont werden ) auf anderer Seite heute eine harte Sitzung gehabt in Sachen wo meine Probleme sind/waren:
Ja, ich trinke gerne Alkohol. Aber weniger wegen meinem Geschlecht, sondern eher wegen meiner Familiengeschichte und dass ich es deswegen nicht ausleben konnte. Beziehungsweise meiner Mutter. Ja, sie war alleinerziehend. Ja, ihr Mann hat sie wegen eines anderen Manns verlassen (in den 80ern). Ja, sie lehrte mich keine Rassistin/Sexistin/etc. zu sein.
ABER: Wenn ich ihr erzähle, dass ich mit anderen wie mich im April nach Brüssel fahre … was? andere LGTBQ+? Was ist das? Also solche Freaks! [Meine Mutter war mehrmals in Brüssel und kennt da eigentlich viele Geheimtipps - aber ich fahr ja mit „Freaks“ hin].
Natürlich kann man auch von einer alleinerziehenden Mutter nicht verlangen, dass es ihre Kinder mehr aufklärt, außer woher Kinder wirklich herkommen. Und dass die Lebensweise des Vaters irgendwie komisch ist.
Wie gesagt, war eine harte Stunde, ich liebe meine Mutter, aber manchmal würde ich mich freuen, wenn sie auch mich liebt.
Das mit deiner Mutter kann ich ein Stückweit nachvollziehen. Sie hat mich da nicht negativ erzogen und ich habe mich ihr gegenüber vor über 10 Jahren geoutet. Aber seitdem wurde das Thema nie wieder angesprochen. Sie hatte es nicht negativ aufgenommen, aber ich selbst schaffte es nicht das nochmal anzusprechen und von ihr kam nichts. Ich vermute irgendwie, dass sie das als komischen Traum aufgefasst hat oder sich nicht sicher war ob das ein Traum war… Und mittlerweile wohlmöglich vergessen hat, da sie mittlerweile 74 ist (ich war extreme Nachzüglerin in meiner Familie…).
Irgendwie steht das dann für mich immer wie ein Elefant im Raum, gerade wenn zufällig im Fernsehen oder anderswo mal das Thema Trans* zu sehen war. Ich bin dann meistens irgendwie aus dem Raum um der peinlichen Stille zu entkommen…
Mag die Haarfarbe. Trau mich nicht, meine Haare zu färben, weil das soll ja ganz schlecht sein für dir Haare (und nein, das ist keine Perücke ).
Heute neues Kleid gekommen und bin ein wenig verliebt …
(und irgendwann muss ne neue Brille her - die alte ist zu alt).
Wolltest du nicht von dir fotografiert werden?
Das Kleid ist echt hübsch!
Hattest du mal über einen Pony nachgedacht? Wie du habe ich auch einen hohen Haaransatz und ein eher rechteckiges Gesicht. Seit ich den Pony habe, wirkt mein Gesicht viel weicher. Halt nicht mehr so streng.
Ist natürlich erstmal eine Überwindung, weil wenn es einem nicht gefällt, muss man es wieder rauswachsen lassen. ^^
Bei dir könnte ich mir auch schön Mahaghoni als Haarfarbe vorstellen (gerade weil du ja anscheinend grün gerne magst, wenn ich so an den Nagellack und jetzt das Kleid denke) . Ich lasse meine übrigens schon seit Jahren färben (geht bei meiner Farbe auch nicht anders gg) und die haben keine Probleme. Lasse es halt immer den Friseur machen.
Bei mir ists leider noch eine, Habe mir paar Wochen vor meiner Selbsterkenntnis vor 14 Monaten die Haare kurzschneiden lassen (letzte versuchte „Rebellion“ gegen mein wahres ich). Da ich eine relativ hohe Stirn habe und gerade in dem Bereich eher dünne, schwache Haare habe, muss da noch einiges Wachsen um das in Natura korrigieren zu können. Aber Farbtechnisch ist das schon das was ich mag, mein blondes Naturhaar mochte ich nie… Vor paar Jahren hatte ich mich mal mit braunen Haaren versucht, das war auch schon nett.
Wollte ich nur anfügen, aber meine Mutter verwendet inzwischen meinen richtigen Namen, wenn sie mit meinen Geschwistern kommuniziert.
Party Hard!
Sehr gut.
Haben deine Geschwister nachhelfen müssen?
Als ein gewisses Familienmitglied bei uns zu ignorrant war, den Namen des Mannes meiner Schwester korrekt auszuprechen, haben einfach alle anderen dann immer so getan als wüssten sie nicht von wem er redet
Kleiner Nachschlag zum Thema, Transfrauen würden alle Medaillen an sich reißen:
Heute meine erste „Bademode“ gekommen. Als jemand, der in den letzen zehn Jahren bewusst nie gerne in der Öffentlichkeit gebadet hat (Weil halt kein Oberteil und unten alles auf Mann geschnitten). Ja. das kann ich mir vorstellen. Das bin ich. Und es sieht so toll aus . Sommer kann kommen
Ich hab auch Bock! Das könnte der geilste Sommer seit Jahren werden
Und nun auch wenn sie mich anspricht. Leben ist so schön
Steter Tropfen höhlt den Camembert