Ich möchte hier einen eigenen Thread aufmachen, weil ich denke, dass es im allgemeinen Thread untergehen würde, und es hier um ein spezielles Thema gehen soll.
Im Voraus bitte ich (weil ich befürchte, dass es nötig ist), mich nicht zu beleidigen und sachlich auf meine Meinung mit eurer eigenen zu reagieren. Ich bin kein Extremist und kein Leugner der Pandemie, werde im Folgenden aber erklären, wieso ich gegen die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bin.
Zuerst will ich mal wiederholen, was mein ehemaliger Dozent gesagt hat: „Wenn sich 80 oder 90 Prozent der Bevölkerung einig sind, sollten Sie kritisch werden und überlegen, was die Gegenseite sagt. Sie müssen ihr nicht zustimmen, sollten sich aber hineinversetzen.“
Zuerst einmal denke ich, dass wir mit den Maßnahmen mehr Schaden verursachen, als wir aufhalten. Wir schaden den Menschen in vielerlei Hinsicht mit Kontaktverboten. Es gibt mehr Depressionen und Suizide. Kinder können nicht normal aufwachsen. Menschen dürfen ihre Angehörigen vor dem Tod nicht mehr sehen. Manche sterben vielleicht sogar an Einsamkeit, weil sie nur durchgehalten haben, um ihre Angehörigen noch sehen zu können. Damit schaden wir gerade denen, denen wir doch helfen wollten. Andere trauen sich nicht mehr zum Arzt zu gehen und sterben an anderen Krankheiten. Wieder andere bekommen Panik bei den ständig gezeigten Bildern in den Medien, was auch schlimme Ausmaße erreichen kann.
Mir ist zwar bewusst, dass wir freie Medien haben, dennoch finde ich, vernachlässigen sie aktuell ihre Rolle als vierte Gewalt. Ständig wurde behauptet, dass Schweden den „falschen“ Weg eingeschlagen hätte. Vielleicht hat Schweden die Krise aber auch einfach nur schneller und mit weniger Leid hinter sich gebracht. Wenn bei uns am Ende doch alle Menschen daran erkranken, hat Schweden sich Leid erspart. Leider wird auch weniger über Schweden berichtet, seit sich die Lage dort entspannt hat, wobei ich sagen muss, dass ich selbst die Regeln in Schweden kritisieren würde.
Ich glaube auch nicht, dass es realistisch ist, die Menschen so lange einzusperren, bis jeder geimpft ist. Selbst wenn das möglich wäre, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass der Impfstoff nicht jede Variation stoppen kann. Und selbst wenn wäre das vermutlich erst in einigen Jahren soweit (die Entwicklung eines Impfstoffs dauert nicht ohne Grund normalerweise 10 Jahre).
Viele der Einschränkungen sind auch vollkommen sinnlos (manchmal muss man Abstand halten, manchmal nicht; Bars dürfen in Bayern länger geöffnet sein, aber nur wenn sie auch Speisen anbieten). Außerdem denke ich, dass die Maßnahmen nicht verhältnismäßig sind. Einschränkungen der Freiheit und des Demonstrationsrechts sind massive Eingriffe in die demokratisch freie Grundordnung, die gerade viel zu einfach hingenommen werden. Obwohl ich normalerweise kein Anhänger der FDP bin, hat (ich glaube) Christian Lindner das gut damit zusammengefasst, dass Freiheitseinschränkungen immer begründet werden müssen, nicht die Aufhebung derer, was eine Zeit lang nicht der Fall war. Selbst wenn am Ende Menschenleben gerettet wurden, ist es meiner Meinung nach nicht im Verhältnis zu den Einschränkungen. Wir hören ja auch nicht auf Auto zu fahren oder bleiben bei Grippewellen zu Hause. Ein gewisses Lebensrisiko gehört zur Freiheit dazu.
Zurzeit wird meiner Meinung nach zu sehr auf Virologen gehört. Eine Demokratie ist jedoch da, damit Politiker verschiedene Experten mit verschiedenen Meinungen zusammenführen kann. In diesem Fall sollten mehr Psychologen und Wirtschaftsvertreter ein Mitspracherecht haben, um einen Ausgleich zu schaffen.
Mein Vorschlag wäre: Alle sollten so leben dürfen, wie sie möchten. Man kann jedoch für Menschen, die sich gerne schützen möchten, Ausnahmeregeln aufstellen. Diese könnten dann freiwillig von der Arbeit zu Hause bleiben, wenn sie das möchten.
Mir ist natürlich bewusst, dass die Politik die aktuellen Regeln deshalb einsetzt, weil es viel schwieriger ist, die Toten und Kranken nachzuweisen, die durch diese Regeln entstehen als die, die mit Corona gestorben sind. Auch das ist so ein Punkt. „Mit“ Corona bedeutet nicht „an“ Corona verstorben. Niemand weiß, wieviele Menschen tatsächlich an der Krankheit gestorben sind. Und selbst wenn sie daran gestorben sind: Ist es das wert allein zuhause eingesperrt zu werden, um 2 Wochen länger zu leben (ist jetzt ein Extrembeispiel zur Verdeutlichung)?
Ich hoffe, ich bekomme hier nicht nur Anfeindungen, da mir durchaus bewusst ist, dass dieser Beitrag beide Extreme auf den Plan rufen könnte. Ich wünsche niemandem den Tod, will aber dass eine Diskussion stattfinden kann, und Menschen mit anderer Meinung nicht immer gleich „Corona-Leugner“ oder „Menschenhasser“ sind. Verschiedene Meinungen gehören zur Demokratie. Das scheinen leider viele vergessen zu haben. Ich sympathisiere übrigens nicht mit Menschen, die mit Reichsflaggen zu Demonstrationen erscheinen.