Ich wollte damit nicht sagen, dass r0=1,5 akzeptabel wäre.
Angenommen die jetzt eingeführten Lockerungen führen zu einem Anstieg, dann wird dieser Anstieg aber auf Grund von bestehenden Einschränkungen gebremst um uns Zeit zu geben wieder gegen zu steuern
Aber warum? Es macht doch rein logisch gar kein Sinn das der erste Anstieg ganz gut verwaltet wurde, man viel wissen daraus gezogen hat, Strukturen geschaffen wurden und bei einem wieder anstieg soll das dann nicht mehr greifen.
Alle Fehler die bis jetzt gemacht wurden, das viele Rentner in Altenheime starben zb, passierten ja nicht weil es keine Kapazitäten mehr gab, sondern weil sie nicht genutzt wurden. Und da kann man am leichtesten Verbessern, Zentralestellen einrichten, Meldewege schaffen usw.
ah, okay. kam bei mir anders an.
nichts für ungut dann.
Sobald du den Anstieg hast, ist es bereits zu spät und die Maßnahmen werden dann härter sein, als vor den Lockerungen.
Es darf dementsprechend nicht mehr sehr viel höher werden und das, bis ein Impfstoff oder wirksame Medikamente zur Verfügung steht.
SPIEGEL: Derzeit liegt die Ansteckungsrate - also die Zahl der Menschen, die ein Infizierter durchschnittlich ansteckt - unter eins. Das Virus geht also zurück, daher haben Bund und Länder ja auch die Lockerungen beschlossen. Könnte man die Maßnahmen nicht einfach wieder verschärfen, falls die Epidemie wieder an Fahrt aufnimmt?
Brinkmann: Das Risiko liegt darin, dass die tagesaktuellen Zahlen ja den Stand von vor zehn Tagen abbilden. Durch den Meldeverzug, die lange Inkubationszeit und die Zeit, bis ein Infizierter einen Arzt aufsucht und ein Testergebnis vorliegt, kommen die Zahlen erst zeitverzögert. Wir bemerken also viel zu spät, wenn die Neuinfektionen wieder steigen. Dann könnte ein exponentielles Wachstum schon wieder in Gang sein. Und das wird dann auch zunehmend in die ältere Bevölkerung eingeschleppt werden, was zu einer höheren Todesrate führen wird. Die Folgen für das Gesundheitssystem und die Wirtschaft wären dann noch viel schlimmer als jetzt, weil wieder nur drastische Maßnahmen im ganzen Land als Lösung bleiben würden. Auch die Schulen und Kitas müssten sehr viel länger geschlossen bleiben, als wenn wir jetzt noch ein wenig durchhalten.
Brinkmann: Aus virologischer Sicht gibt es jedenfalls keine Grundlage, den Lockdown jetzt schon zu lockern. Ein intelligentes Anpassen ja, aber in Summe können wir uns kein Wiederaufflammen der Infektionszahlen leisten. Wir haben ja noch immer keine Tools an der Hand, mit denen wir dem Virus begegnen können, sollte es wieder Fahrt aufnehmen.
SPIEGEL: Mit “Tools” meinen Sie einen Impfstoff?
Brinkmann: Zum Beispiel. Oder wirksame Medikamente. Wir kennen die Krankheit ja noch nicht einmal gut, Ärzte wissen noch viel zu wenig über Therapiemöglichkeiten. Wenn wir die Krankheit und ihre Auswirkungen erst einmal besser verstehen, können wir sie früher und besser behandeln. Erst dann könnte man auch über Lockerungen sprechen. Gerade haben wir aber nur eine einzige Möglichkeit, die Ausbreitung einzudämmen: die Kontaktverfolgung, um Infizierte aus dem Verkehr zu ziehen. Und die ist aufwendig und bei den hohen Fallzahlen kaum zu bewältigen.
Wir hatten hier vor einiger Zeit, die Diskussion (@kettlerne) über eine weitere Variante, hätte man die Maßnahme, 2-3 Wochen gehabt, sodass man einen niedri. R hätte (0,5 o.ä). Mit diesen Wert hätten wir Puffer gehabt, um Lockerungen nach und nach zu machen, ohne der Gefahr einer zweiten Welle, da hätte man gut justieren können. Bei R 0,9 hast du aber keinen Puffer, sodass jetzt jede Entscheidung bzgl. Lockerung eine extrem wichtige ist. Aus dem Grund sind Merkel, Drosten, RKI und andere pissed, wenn ihre ersten Lockerungen so dermaßen “umgangen” und ausgenutzt werden. Die Befürchtung für eine 2. Welle ist keine Hysterie, sondern ein valides mögliches Ergebnis.
Aus Regelungstechnischer Sicht haben wir ein System mit relativ langer Totzeit. Maßnahmen zeigen also erst nach etwa 2 Wochen (Inkubationszeit, Arztbesuch, Meldeverzug), was sie tatsächlich bringen.
Stellt euch vor, ihr wollt euer Auto steuern, aber es dauert 5 Sekunden, bis ihr seht, wo ihr langfahrt. Damit wollt ihr auch nicht auf eine Autobahn!
Je langsamer ihr fahrt, desto besser lässt sich das Auto kontrollieren, weil in den 5 Sekunden nicht viel passieren kann, weil langsam gefahren wird. Muss man aber schnell sein, dann auf jeden Fall auf grader Strecke, ebenem Boden und mit arretiertem Lenkrad!
Ähnlich ist das auch in einer Pandemie: Wenn niemand krank ist, kann man machen, was man will. Wenn “Patient Zero” krank wird, kann dieser in 2 Wochen nicht so viele Leute anstecken (das Auto fährt langsam). Gibt es aber eine Vielzahl an kranken Personen, muss sich konservativ verhalten werden und das Risiko ist zu minimieren.
Ich erinnere nur mal daran, dass vor ein paar Wochen auch einige Experten sich recht sicher waren, dass unser Gesundheitssystem zusammenbrechen würde. Der Wieler selbst hatte das in einer Pressekonferenz verlautet und noch dazu gemeint, dass er hoffe, dass er sich dabei irrt.
Nun hat sich z.B. einer der Experten geirrt. Unser Gesundheitsystem ist nicht zusammengebrochen, weshalb es ja die Lockerungen gab und auch die Krankenhäuser langsam wieder Richtung Normalbetrieb streben.
Jetzt versucht man natürlich mit dem Hintergrund einer zweiten Welle, Sensibilität und Bewusstsein zu schaffen. Angst als Verstärker dafür vielleicht auch noch dazu.
Jedoch ist die Stärke einer zweiten Welle mit einem Fragezeichen versehen und man sollte nicht unbedingt, wie der Drosten, eine zweite Welle von vor über 100 Jahren während der spanischen Grippe mit unserer jetzigen Situation vergleichen.
Es gibt keine Blaupause für diese Pandemie in der modernen Zeit. Man muss schauen, was funktioniert und was nicht. Dazu gehört auch wie das eventuelle Wiedereinführen von strengeren Maßnahmen aussehen wird, wie sich die Gesellschaft verhält und welche medizinischen Auswirkungen das im Gesamtbild hat.
Man hätte schon ein paar Wochen warten können für einen vielleicht etwas größeren Puffer. Ob dieser dann aber auch wirklich so gekommen wäre oder ob wir umsonst gewartet hätten, da gesellschaftlich bedingt die untere Grenze erreicht wurde, kann man auch nicht mit Gewissheit sagen.
Wir werden, jetzt da die Politik so entschieden hat, einfach sehen müssen, was passiert.
Ich persönlich glaube auch, dass die Fallzahlen wieder etwas steigen werden und bin gespannt, ob diese Maskenpflicht diese Steigung abbremsen kann. Anfang Mai werden wir mehr wissen.
Ja eben könnte. Wie @crying_devil sagt beim ersten Anstieg sagte man auch schon das es das Gesundheitswesen nicht schaffen würde. Aber trotz Hotspot Regionen mit vielen Erkrankten, wo auch schon recht spät reagiert wurde, wurde es gestemmt ohne zusammen brüchen.
Ja wir müssen aufpassen und alles genau beobachten, nur ohne Lockerungen wird es nichts.
Kann man bei über 5000 Toten von gestemmt reden? ^^
Die Toten gab es aber trotz guter Medizinischer Versorgung. Also ja.
Wären aber vermeidbar gewesen, zumindest ein großteil ^^
Nein, wie kommst du darauf? Diese Toten stammen aus einer Zeit, wo wir die härtesten Einschränkungen hatten und die besten Kapazitäten. Im Gegensatz zu anderen Ländern hatte Deutschland nie eine Katastrophe sondern versuchte lediglich gegen sie zu steuern.
Wenn man seit Anfang des Jahres die deutschen Grenzen dicht gemacht hätte, wäre es sicher vermeidbar gewesen. Aber ich glaube kaum das da jemand dafür gewesen wäre.
Ich hab ehrlich gesagt keinerlei Einschränkungen gespürt, Leute waren draußen wir immer, die Läden vollgestopft usw^^
Gestern hab ich die erste Einschränkung wahrgenommen, Einkauf mit Maske, dafür wurde noch weniger auf den Sicherheitsabstand geachtet
Zumindest als der erste Fall in Europa bekannt wurde, spätestens im eigenen Land^^
Anfang des Jahres gab es noch keinerlei Bedrohnungslage die das auch nur ansatzweise gerechtfertigt hätte. Dann hätten wir IMMER die Grenze geschlossen halten müssen, weil immer irgendwas irgendwo passieren kann
Oh, dann habe ich mir die leeren Straßen, Busse und Bahnen eingebildet, genauso wie die Tatsache dass ich meine Freunde seit 1 1/2 Monaten nicht mehr real getroffen habe…
Ja, eben.
Wird doch alles super, mach dir nicht so viele Sorgen, die Menschen wissen schon was sie machen!
Misanthropen sehen nur schlechtes bei Menschen und hoffen auf Schlechtes.
Ich beschwere mich ja auch nicht^^
Ich finde nur dass man nur weil man kurz vor dem Kollaps war und noch kein Mittel hat nicht davon reden kann man hat etwas gestemmt.
Das einzige was wir zurzeit haben ist betreutes Sterben gegen den Virus
Aber das ist doch kein Argument! Wenn wir ein paar Wochen warten und der “Puffer” nicht steigt, dann heißt das tatsächlich, dass wir kaum Puffer haben. Dann heißt das, dass man mit Lockerungen sehr vorsichtig sein muss, weil sonst unser Gesundheitssystem überlastet wird.
Es wurde hier schon gesagt, aber ich sags nochmal: Das große Problem ist die Totzeit bei der Entwicklung der Zahlen. Man sieht die Folgen der Lockerungen eben erst ca. 2 Wochen später. Seit einer Woche gibt es jetzt Lockerungen, in einer Woche soll es noch mehr geben. Die Auswirkung der Lockerungen von vor einer Woche wird man dann erst anfangen zu sehen. Falls das ganze in die total falsche Richtung geht, dann sehen wir das viel zu spät. Und noch schlimmer, wenn wir dann erst gegensteuern, wird es erstmal noch 2 Wochen schlimmer, bevor die neuen Maßnahmen wirken! 2 Wochen exponentielles Wachstum sind einfach eine Menge!
Und Gegensteuern braucht normal auch Zeit, also sind da 2 Wochen noch recht optimistisch gerechnet.