Überlegungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) könnten eine Wende in der Corona-Politik der Bundesregierung bringen. Das RKI ist als Bundesbehörde dafür zuständig ist, Krankheiten zu erkennen, vorzubeugen und zu bekämpfen und dementsprechend die Politik zu beraten. Jetzt könnte nach Angaben der Bild-Zeitung bald die Abkehr von der Inzidenz (Anzahl der Infektionen) als einzigem Faktor für Corona-Maßnahmen in Deutschland bevorstehen. Dies geht aus einem internen Dokument hervor. Darin stellt Deutschlands Behörde die „Hospitalisierung als zusätzlichen Leitindikator“ für die Politik vor – also die Anzahl der im Krankenhaus behandelten Corona-Patienten.
Der Grund: Wegen der Impfung verliert die Inzidenz zunehmend an Aussagekraft. So rechnet das RKI mit einer „Abnahme des Anteils schwerer Fälle“, da die Risikogruppen fast vollständig durchgeimpft sind. Selbst bei höheren Infektionszahlen wird Corona für das Gesundheitssystem somit weniger gefährlich. Die Experten des RKI kommen zum Schluss: „Weitgehende nicht-pharmakologische Interventionen für alle fachlich schwer begründbar (außer bei drohender systematischer Überlastung)“. Das heißt, für geimpfte Bürger seien Corona-Maßnahmen kaum mehr zu begründen. Allgemeine Lockdowns, wie die Deutschen sie bereits dreimal erdulden mussten, wären also hinfällig. Noch Anfang Juni gab das RKI in einem Strategiepapier die Sieben-Tage-Inzidenz als einen von zwei Leitindikatoren bei der Bewertung der Corona-Lage an.
So mancher plädiert dafür, die Inzidenz als Maß aller Dinge abzuschaffen. Die zentrale Frage sei, wie die stärkere Verbreitung des Virus zu interpretieren ist, sagte der Statistiker Helmut Küchenhoff von der Uni München. Der aktuelle Inzidenz-Anstieg sei zwar „vielleicht ein Grund für Nervosität, aber noch kein Grund, um Lockerungen zurückzunehmen“. Man müsse erstmal abwarten, um die Auswirkungen auf die tatsächliche Zahl der Erkrankungen absehen zu können. Küchenhoff sagte weiter, man solle bei der Inzidenz in erster Linie auf die älteren Menschen zu blicken, da diese besonders anfällig für schwere Verläufe seien.
Das schon früh ausgegebene Ziel der Politik ist es, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und schwere Erkrankungen sowie Todesfälle zu vermeiden. Aus Sicht von Küchenhoff sollte man genau auf diese Parameter schauen – also beispielsweise wieviele Neuaufnahmen von Corona-Fällen es in Kliniken gibt. Das Bundesgesundheitsministerium gab am Sonntag bekannt, dass Krankenhäuser künftig verpflichtet werden sollen, alle Krankenhausneuaufnahmen wegen Corona zu melden. Bisher wird lediglich die Zahl der Intensivpatienten zentral erfasst.
Speziell die Hospitalisierungen als imo maßgeblichen Faktor miteinzubeziehen, finde ich jetzt auch sinnvoll. Aber mit Blick auf die UK und deren Durchimpfungsrate und jetzt wieder steigenden Hospitalisierungen bzw. was die Krankenhäuser jetzt schon vermelden, ist das ein wenig beunruhigend, wenn ich auf Herbst/Winter bei uns schaue.
Und was der Artikel auch falsch versteht:
Allgemeine Lockdowns, wie die Deutschen sie bereits dreimal erdulden mussten, wären also hinfällig.
Naja, wenn die Krankenhäuser und das Personal kaum mehr können, dann sollte es natürlich wieder allgemeine Lockdowns geben. Keine Frage. Und ich hoffe, dass man dieses Mal zeitiger reagiert und es nicht mehr so ausreizt wie letztes Mal, wenn es denn soweit kommen sollte. Wir werden sehen. Bei den Hospitalisierungen sollte man definitiv schnell auf die ersten veheißungsvollen Trends reagieren, da der Peak weit später mit Verzögerung knallt.