Ich hab ne Zeitlang gern Briefe geschrieben, am Rechner vor geschrieben und dann per Hand abgeschrieben. Fand das auch nicht sonderlich kitschig, hat aber hoffentlich vermittelt, dass ich mir Zeit genommen und Mühe gemacht habe.
Wie dem auch sei, Briefe müssen ja auch nicht zwingend immer romantisch sein, ich habe auch schon bei meiner Ex zwei sehr lange Briefe gehabt, die mit der Trennung einhergingen. Im ersten habe ich ihr damals wirklich noch mal meine ganze Seele offen gelegt, auch so ein bisschen in der Hoffnung, dass sie sich doch umentscheidet, aber auch um klar zu machen, dass wenn es hier nicht weiter geht, es eben gar nicht weiter geht, denn sie wollte gerne befreundet bleiben. Im Zweiten Brief, der einige Monate später kam, nachdem sie sich bei mir gemeldet hatte, weil sie die Rechnung für ihre Waschmachine brauchte, die ich ihr gekauft hatte, habe ich dann auch noch mal einen sehr langen Brief geschrieben. Das war dann mehr eine Abrechnung, weil ich zu dem Zeitpunkt auch dank Therapie und vielen Gesprächen mit Freunden zu der Erkenntnis gekommen bin, das sie mich lange nur benutzt hat, als ihren eigenen Ego-Booster.
Auch an meine aktuelle Freundin habe ich bereits zwei Briefe geschrieben, allerdings hat die sie nie bekommen…
Ich hab früher auch mit jemandem lange Briefe via E-Mail ausgetauscht. Das fand ich auch wunderschön und sehr intensiv. Die Briefe haben mich echt immer wieder super glücklich gemacht und auch abermaliges Lesen hat in mir immer wieder tolle Gefühle ausgelöst. Er wusste es auch, sehr schmuckhaft zu schreiben und ich habe seine Wortwitze geliebt. Die Mails wurden auch immer länger und einmal merkte er an, ausgedruckt würde die Mail wohl ca. 3m lang sein - eine gute Tapete. ^^
Vielleicht such ich mal ein Beispiel raus für seine schönen Wortspielereien.
Ich hab letztes Jahr zum ersten mal seit langem wieder (Liebes)Briefe geschrieben, in ner sehr turbulenten Phase, diese dann alle in albernem großem Pathos doch zerissen und vernichtet und nie abgeschickt, weil eh Quatsch.
Sie meinte dann nur, sie hätte die gerne gelesen haha.
Gute Entscheidung Meine Erfahrung ist: Was man in „turbulenten Phasen“ so zu Papier bringt und eingangs für Gold hält, bereitet einem beim Lesen mit ein paar Monaten Abstand körperliche Schmerzen
Aber irgendwer hätte es nach meinem Ableben finden können und in einem Buch als „Liebesbriefe in alberner Dringlichtkeit der Gefühle: Rauchen und Scheitern - eine Elegie“ veröffentlichen können. Naja.
Haha, das hab ich letztes Jahr einer Bekannten, die todtraurig in Paris im Lockdown gehockt ist und am Verzweifeln war, über Skype auf der Gitarre gespielt. Mit ihrem Namen natürlich.
Hmm ich muss sagen, meine Briefe kann ich auch heute noch lesen und mich dann am ehesten in die Zeit zurück versetzen und dann auch noch mal schauen, wie ich mich seit dem entwickelt habe, oder auch nicht.
Die beiden Briefe die meine aktuelle Freundin nie bekommen hat, hätten auch beide die Beziehung wohl beendet, wenn gleich ich mir das heute wünsche, wäre das damals auch nur mit viel verbrannter Erde passiert, was ich einfach nicht wollte.
Ich war damals als Teenie dauernd neu verknallt und habe GEDICHTE geschrieben. Natürlich hat sich keiner von den Typen für mich interessiert (die meisten haben auch nie von meinen Gefühlen erfahren) und deswegen MERLIN SEI DANK auch nie was von den Gedichten gesehen.
Erinnert mich an mein persönliches Low Light aus meiner Grundschule, in der ich meinem damaligen Schwarm einen Brief geschrieben habe, auch noch mit der Option anzukreuzen ob er mit mir zusammen sein will oder nicht. Er hat mehrmals das nein eingekreist, angekreuzt, unterstrichen und drunter geschrieben, dass ich ihn in Ruhe lassen soll. Was rückblickend betrachtet auch angemessen, weil ich fast schon völlig besessen von ihm war.
Mein Highlight ist meine Partnerschaft von heute, die auch mit einer schriftlichen Notiz von mir begann.
Auch hier gilt mal wieder der in diesem Forum sehr beliebte Glaubenssatz : es kommt drauf an