Kurz: Das hängt vom Mann ab, die Geschmäcker sind verschieden.
Langfassung: Natürlich hat sowas wie Sprechlautstärke eine Wirkung. Genau wie Klangfarbe, Intonation, Rhythmus, Mimik, Gestik, Körperhaltung, Situation usw. Aber ich glaube nicht, dass da universell und unaufhaltsam irgendein Beschützerinstinkt kickt, dass der einen maßgeblichen Effekt bei der „Wahrnehmung als Frau“ hätte oder dass das wünschenswert wäre.
Vielleicht sind Männer doch nicht wie Hunde (always happy to see you; no clue, what you’re mad about), sondern wie Katzen und laufen immer zu denen, die sie ignorieren und am wenigsten Signale senden.
Ich verstehe den Gedankengang ja, aber ich glaube nicht, dass das so ist. Und überdrehtes Batshit-Insanity-Japano-Girldöns ist vielleicht auch kein zuverlässiger Ausgangspunkt für realweltliche Einschätzungen.
Für mich z.B. ist spürbar ehrliche Absicht und Authentizität der entscheidende Punkt. Wenn ich das Gefühl habe, eine Person stellt sich nur auf eine bestimmte Weise dar (z.B. als zerbrechlich, leise usw. oder auch betont alternativ oder ungerührt), um einen bestimmten Effekt zu erzielen oder eine bestimmte Reaktion zu bekommen, dann habe ich schon mal viel weniger oder gar keine Lust mehr mit der zu sprechen. Solche Manipulationstaktiken, egal ob sie aus Gefallsucht angewandt werden oder ein schwaches Selbstwertgefühl kompensieren müssen, widern mich einfach an, irgendwie. Das hat dann nix mit Lautstärke zu tun. Das ist wie immer mit so oberflächlicher Anbiederung, einfach nur eklig. Wenn ich das Gefühl bekomme da wird irgendeine Rolle durchexerziert (ob in manipulativer Absicht oder nicht): Hard pass.
Ehrlichkeit hingegen hat immer Respekt verdient
- aber ist auch kein Garant.
Ich kannte mal eine Frau, die mir echt gut gefiel. Sehr hübsches Gesicht, nicht zerbrechlich, clever, lebensfroh, Brettspielbegeistert, schöne Stimme. Doch die war mir, ja tatsächlich, zu laut. ._.
War halt so drin bei ihr, viele Geschwister, Pferdehof, diesdas. Sie hat das nicht gemacht, um sich in den Vordergrund zu stellen, oder so. Wenn beim Zocken die Emotionen hochkochten, oder bei Secret Hitler eifrig diskutiert werden musste, wurde es mir sehr schnell viel zu laut, deshalb habe ich es dann dabei belassen. Ich hatte drüber nachgedacht sie anzusprechen, aber für mich festgestellt, dass a) mich das zu sehr stören würde und b) ich es völlig bescheuert gefunden hätte auf so einer Basis an sie heranzutreten. Heutzutage hätte ich vielleicht was angemerkt oder das weiter ausgelotet, aber damals wollte ich einfach die Stimmung nicht trüben; wenn man so will, war ich in dem Fall nicht offensiv-ehrlich - aber wozu auch? Die Spielerunde war gut und fertig.
Dazu sollte ich aber vielleicht auch sagen, dass ich generell dazu tendiere mich keiner anderen Person anzulasten, wenn von vornherein gravierende Inkompatibilität absehbar ist.
Nicht zuletzt kann man ja aber auch um seine (nicht zwangsläufig nur negativen) Traits wissen und das ein Stück weit auffangen, indem man das reflektiert. Und zwar ohne zu wirken, als würde man nur nach Komplimenten angeln.
Dann ist man dem ganzen nicht so ausgesetzt
Ich weiß z.B., dass ich manchmal (zu) viel spreche. Nie bös gemeint, sind dann einfach (begeisterte) Gedanken die mit mir vondannen gallopieren. Ich weiß auch, dass es blöd sein kann sich am unteren Ende eines solchen Wasserfalls wiederzufinden. Wenn ich also merke, dass mein Gegenüber nicht mehr oder nur kurz antwortet, oder ich das Gefühl habe zuviel zu sprechen, dann versichere ich mich innerhalb einer Gesprächssituation bei meinem Gegenüber, ob das gerade noch okay ist. Oder ich entschuldige mich sogar, wenn ich finde, dass ich mir zuviel Raum genommen habe und dass das jetzt sehr viel (nicht zwingend zielführender, aber rahmender und/oder für mein Befinden interessanter) Input war. Oder ich weise darauf hin, dass ich das so empfinde, bedanke mich für die höfliche, abwartende Zurückhaltung und schließe dann mit einer Frage ab, um den Ball zurückzuspielen.
Menschen wollen Bedürfnisse äußern und gesehen werden und sind glücklich, wenn sie Entscheidungen treffen. Wir wollen uns alle handelnd begegnen und weder die anderen nur als Objekt nutzen, das nicht reagiert, noch zum Objekt gemacht werden. Wenn ich entscheide zu zeigen, dass ich das Unbehagen meines Gegenübers ob meiner Sprechvolumens wahrgenommen habe, mich für meine (unangemessene) Beanspruchung des Redeanteils entschuldige und die Rolle, das Äußerungsbedürfnis und den Beitrag meines Gegenübers zum Gespräch anerkenne und wertschätze, dann biegt das schon vieles wieder gerade, was sich in Unsicherheit bei mir und Abneigung beim Gegenüber wandeln könnte, sollte es unausgesprochen bleiben.
Ich muss und will dabei ja gar nicht versuchen Aspekte meiner Persönlichkeit einfach wegzuerziehen, doch ich kann mich dafür sensibilisieren darauf zu achten, wie es den Menschen mit mir so geht. Langfristig ändert sich dadurch auch mein gesamtes Sprechverhalten ein wenig, aber der wichtige Punkt und das Ziel ist für mich innerhalb einer gegebenen Gesprächssituation in der Lage zu sein zu registrieren, dass es ein Problem geben könnte und ich mein Verhalten entsprechend nachjustieren kann.
Und auch wenn man drauf hingewiesen wird, kann man da souverän mit umgehen, Einsicht zeigen, sich entschuldigen/bedanken, usw. Wie man ja auch andere Menschen darauf hinweisen kann, dass man gerade nicht folgen kann, es etwas laut/leise/viel/unverständlich ist usw. Ist doch ein Signal, dass das Gespräch fortgesetzt werden möge. Nicht jeder ist direkt peinlich berührt oder gar beleidigt, wenn man das konstruktiv formuliert. Und woher sollen die Leute es wissen, wenn es ihnen niemand mal freundlich aber bestimmt zurückmeldet?
Unterm Strich würde ich sagen: Ehrliche Neugier, Begeisterungsfähigkeit, Reflektiertheit und Umsicht zu zeigen ist immer gut, schon für einen selbst. Und das hat dann in sich auch wieder eine Wirkung.
Anbiederung und Selbstdarstellung ist immer Mist. Hat mit Lautstärke und Geschlecht nix zu tun.