Es kommt denke ich auf die Form der Beziehung an. Wenn die Frauen untereinander ebenfalls Beziehungen führen, dann sieht man die sicher nicht als Harem. Ist ja das selbe mit einer Frau und vielen Männern. Wenn die Männer untereinander keine Beziehungen führen würden, dann würde man die Frau wahrscheinlich auch als Schlampe Titulieren.
Nicht ganz die Situation, da es wieder eine Frau ist, die eine Beziehung zu beiden führt, aber trotzdem:
ein onkel und zwei tanten von mir führten etwa seit anfang der 60er (oder ende 50er ) bis zu ihren lebensenden eine polyamore 3er beziehung, aus der 3 kinder hervorgingen.
für uns kinder (in meinem fall als neffe) war das nie ein thema, das war einfach so wie es ist.
aber ich möchte nicht wissen, was die sich damals alles anhörten mussten.
Ich stehe gerade vielleicht am Anfang so einer 3er Beziehung. Die beiden anderen sind miteinander verheiratet und da ist auch ein Kind. Es geht hauptsächlich um Sex (er kann wohl keinen mehr haben). Momentan spielt sich das Ganze noch kommunikativ ab, aber ich werde mich wohl drauf einlassen, denke ich
Liebst du die beiden denn?
Polyamorie hat nichts mit sex sondern mit Liebe zutun.
Ich glaube unsere Gesellschaft ist mittlerweile auch so offen, dass eine Mannigfaltigkeit an Beziehungsmodellen oder sexuellen Beziehungen funktionieren und nicht als Sittenverfall angesehen werden.
Wenn alle mit der Situation zufrieden sind, warum sollte man es nicht tun, nur um einer vermeintlich existenten gesellschaftlichen Norm zu entsprechen?
Hab so den Verdacht, dass Kinder mit sehr vielem klar kommen, solangs ihnen von Erwachsenenseite nicht madig gemacht wird.
Hm, mir fallen solche Trennungen wie Liebe und Sex schwer. Wie gesagt, es steht am Anfang und so schnell liebe ich niemanden. Aber ich mag sie sehr gern und sie mich auch und seit ich weiß, dass das alles so ok wäre, sprechen wir darüber wie es zu dritt aussehen könnte.
Als mein Exfreund noch mit mir und seiner anderen Partnerin zusammen war, musste er sich schon hin und wieder diesen Vorwurf des Harems gefallen lassen. Aber Kritik gibt es an Alternativen Lebenskonzepten, die in der Mitte der Gesellschaft noch nicht so deutlich abgebildet sind, allerlei und aus den verschiedensten Ecken. Und Verständnis ebenso in unserem Fall. Manchmal auch da wo es „der Mainstream“ zuletzt erwarten würde: meine Eltern fanden unser Beziehungkonzept super und noch mehr als mein 2. Partner (derzeit einziger und das bleibt auch so, da ich damit vorerst für mich abgeschlossen habe) dazu kam. Mein Vater, der selber stark mit seiner Eifersucht zu kämpfen hatte, sagte einmal, dass es sich für ihn gut anfühlen würde zu wissen, dass ich nie alleine bin und immer wer da ist der auf mich aufpassen könnte. Muss man aus seiner Erziehung und Sozialisierung heraus betrachten, ich verstehe daher diese Denkweise und sehe ihm das nach. Ich fand es damals einfach schön wie sehr sie den Fokus darauf gesetzt haben „Hauptsache unserer Tochter geht’s gut“ und bin noch heute dankbar dafür, weil die Haltung meiner Eltern zu solch einem Beziehungkonzept alles andere als selbstverständlich für den Rest der Gesellschaft ist.
Das kann ich verstehen. Ich wollte dir damit auch nichts unterstellen, nur einmal abgrenzen das Polyamorie etwas anders ist als viele Sexualpartner zu haben. Wenn du beide sehr gerne magst und ihr euch da offen seid es ernster werden zu lassen, dann freut mich das für euch. Egal ob liebe oder nicht, ich sehe da wenn alle mit einverstanden sind absolut nichts verwerfliches dran.
Was meinst du denn in diesem Fall mit „abgeschlossen“. Wenn man mit dem Konzept grundsätzlich klar kommt, ist es dann nicht wie bei jedem mit „klassischem Beziehungskonzept“ so, dass es passieren könnte, dass dir oder euch jemand über den Weg läuft der oder die perfekt rein passt und man dann die Beziehung wieder ausweitet. Oder sagst du inzwischen grundsätzlich „ne mehr als einen Partner brauche bzw. will ich einfach gar nicht mehr“?
Ich hab für mich festgestellt, dass ich besser damit zurecht komme mit einem Partner zusammen zu leben und kann mir nicht vorstellen, dass sich das in nächster Zeit ändern wird.
Verstehe ich voll, war nur gerade überrascht, weil ich dich als „Fan“ (ich weiß schlechtes Wort dafür, aber ich finde gerade kein besseres) von Polyamorie im Kopf hatte.
Für mich hat das Konzept eine Weile lang sehr gut funktioniert, aber so wie jedes andere Konzept steht und fällt es mit den Menschen, die daran beteiligt sind und inwieweit diese bereit sind für sich und ihre Emotionen und daraus resultierendes Verhalten Verantwortung zu übernehmen. Unser Familienkonzept ist aufgrund des Mangels solcher bei einer Person „leider“ gescheitert. Leider an der Stelle, weil es immer schmerzhaft ist emotional in Menschen zu investieren und dann im Nachhinein erfahren zu müssen, dass man die meiste Zeit belogen und hintergangen wurde.
Aber das ist eine von vielen persönlichen Erfahrungen und daraus resultierend würde ich niemals auf die Idee kommen die Polyamorie an und für sich zu verurteilen.
Ich finde das Konzept nach wie vor praktisch und in Hinblick auf einen gesunden Umgang und das Reflektieren verinnerlichter Beziehungsvorstellungen und damit verbundenen Emotionen und Bedürfnissen ( Stichwort Partnerschaft und Besitzansprüche zb) erstrebenswert sich zumindest damit mal auseinander zu setzen.
Verstehe aber nach meinen eigenen Erfahrungen mit der Polyamorie und einem allmählichen und aus bald nun 12 Jahren Therapie resultierenden Akzeptieren meiner eigenen persönlichen Grenzen und Bedürfnisse, dass das für einige Menschen nicht umsetzbar ist.
Wir haben dafür viel an uns gearbeitet, was mühselig und nervenaufreibend, wenn auch letztlich bereichernd war. Aber keiner sollte sich aus Prinzip oder Überzeugung zu dieser Arbeit zwingen. Bin aber alles in allem dankbar diese Erfahrung gemacht haben zu können, da sie mir persönlich sehr viel gebracht hat.
Stimmt, aber natürlich kann man es auch genauso andersrum aufzäumen und sagen, vielen Beziehungen wird gar keine echte Chance gegeben und bei den ersten Problemchen wird schon die Reißleine gezogen, weil es ja schließlich noch so viele andere Fische im Teich gibt und es schöner ist mit jmd. neues den anfänglichen Rausch zu erleben, als mit in einen ereignisärmeren Alltag abzudriften.
Absolut, aber ich meine garnicht, schnell die Reißleine zu ziehen und zu schnell abzuhauen dann als Gegenpol zu setzen.
Aber ich habe einfach das Gefühl, dass eine lange Beziehung in der Gesellschaft immer als wertiger betrachtet wird, als eine kurze. Die lange Beziehung wird immer als reif, erwachsen und Weitsichtig betrachtet. Da baut man sich was auf.
Und diese Kategorisierung scheint mir heutzutage etwas überholt.
Ich rede auch nicht davon seinen Partner ununterbrochen wechseln zu müssen, umhimmelswillen, nein.
Aber ich finde, die kurze Beziehung kann durchaus(nicht nur von den beteiligten Personen selbst, sondern eben auch von aussen) auch als erfüllte und vollwertige Beziehung gelesen werden, auch wenn man kein gemeinsames Haus mit Garten, kein gemeinsames Konto oder kein gemeinsames Kind hat oder gar anstrebt.
Eher einfach spüren, dass in dieser oder jener Beziehung doch schon alles gesagt und man beendet das besser, als an krampfig einer Idee festzuhalten.
Bei der nächsten Beziehung sieht das vielleicht wieder anders aus und man stellt plötzlich selbst die Erwartung an eine Ewigkeit.
Eine meiner besten Beziehungen war eine Mischung aus Affäre und bester Freundschaft. Sie kam gerade aus einer Scheidung und ich aus einer Trennung. Das Ganze war sehr intensiv und für uns beide genau das richtige zu dem Zeitpunkt. Die Sache lief nach 1/1,5 Jahren aber relativ abrupt aus, weil wir uns weiter auch nicht mehr gut getan hätten. Seitdem denke ich Beziehungen episodischer. Wenn ich die Frau für’s Leben treffe, nehm ich wahrscheinlich auch, aber dieses alte Idealbild ist doch mindestens ergänzt worden mit der Erfahrung.
Ich muss dabei an das denken, was Charlotte Roche mal in ihrem Podcast erzählt hat, was ihre Therapeutin zu ihr gesagt hat „Es ist egal, wer der/die Partner_in ist, irgendwann kommt man doch immer wieder an die gleichen Punkte“. Es ist sicherlich eine generalisierende Aussage und keine Aufforderung an jeder Beziehung mit allen Mitteln festzuhalten, aber ein bisschen Wahrheit ist trotzdem auch dran.
Ach das erinnert mich an meine wahrscheinlich beste und schönste Beziehung. Klingt alles ganz ähnlich. Auch nur 1 1/2 Jahre, sehr intensiv. Und dann, wie selbstverständlich wieder auseinander gegangen, ohne das je zu thematisieren. Und tatsäclich noch heute ganz toll befreundet.
Ja klar, ich würde sogar sagen, es steckt da viel Wahrheit drin. Und diese Punkte müssen wohl von Situation zu Situation immer neu bewertet werden. So ähnlich wir uns alle sind und so ähnlich wir in unseren Verhaltungsmustern sind, so unterschiedlich sind wir dann in der Einzelbetrachtung und in der einzelnen Situation dann trotzdem.
Ich halte es nur für gefährlich, an dieser einen (starren?) Idee einer Beziehung festzuhalten, nur weil mans so gelernt hat.
Ich hatte heute mein erstes Mal. War echt schön. Hatte mich zum ersten Mal irgendwie beim Kuscheln so weit gefühlt, dass es für mich dann auch in der Situation wirklich infrage kam und anscheinend schien er das auch zu merken, weil es auch das erste Mal war, dass er dann aktiv danach fragte, ob wir den Schritt gehen wollen.