Es wurde (oder wird) einem ja auch einfach ständig suggeriert, dass man als Single ein erbärmliches bedauernswertes Würstchen ist und nur in einer Beziehung das wahre Leben stattfindet. Und wenn einem Freunde auch noch sagen „Ja Vanessa, vllt biste einfach zu wählerisch, hmm?!“ nimmt man sich dann doch mal den erstbesten, der einen nur mal kurz nett angeguckt hat und hat den Horror von einer toxischen Beziehung. Und danach irgendwann die nächste und die nächste.
Ich bin 39 und hatte gerade einmal eine richtige Beziehung, bei der ich auch im Nachhinein glaube, dass der Partner mich tatsächlich mochte. Der Rest war Müll.
Sicherlich liegt es auch an mir, dass ich Beziehung nicht so kann, bzw generell zwischenmenschlich manchmal Probleme habe. Da ist bei mir irgendwas falsch programmiert im Hirn. Aber das meiste ist einfach nur durch Druck von außen entstanden.
Mittlerweile komm ich als Single gut klar und jeder, der das anders sieht, wird einfach aus meinem Leben gestrichen, wie auch diese Freunde von damals. Ist vllt drastisch, aber ich kann es einfach nicht gebrauchen, wenn man mir ständig reinquatscht und sagt, wie ich zu leben habe.
Vllt bleib ich ewig Single (so wie meine Tante, über fie einige in meiner Familie ständig lästern) oder finde doch noch den passenden Traumpartner. Beides ist fein.
Ich kenn das übrigens sowohl von Frauen, als auch von Männern. Es gibt Menschen in meinem Freundeskreis, die können einfach nicht alleine sein. Immer wieder nach einer Beziehung wird gesagt, „Hurra, jetzt genieß ich das Singlesein mal, ich brauch jetzt mal ne Zeit niemanden mehr!“
Nur um zwei Wochen später schon wieder in ner Beziehung zu sein und einen Monat später schon zusammenzuziehen.
Immer und immer wieder. Eh okay.
Ach das gute ICQ. Lang ists her. Da hat mir mal meine damalige beste Freundin, in die ich mich ziemlich verknallt hatte, über ne gemeinsame Freundin ausgerichtet, dass es ihr leid täte, aber es würde nix mit uns. Das fand ich ziemlich uncool, weiß ich noch. Good old memories.
Hab viele Freunde, ein paar wenige sogar noch heute, danke ICQ (und mIRC) gemacht. Hab da viele gute Erinnerungen dran…aber auch ab und an solche wie du
Ja total. Hatte da auch einen regen Austausch mit den verschiedensten Leuten aus den unterschiedlichsten Ländern und Städten.
Meistens über irgendwelche Foren. Aus manchen Kontakten sind auch Freundschaften entstanden. Aber eben auch viel quasi als Messenger direkten Freundes und Bekanntenkreis.
Geblieben ist mir aus der Zeit eigentlich niemand, außer ein Freund.
Da fällt mir grad ein, ich kann mich auch noch an ein cooles „Indie-Mädel“ erinnern, die ich zwar im Real Life in Klagenfurt kennen gelernt hab, aber wir dann nur digital über ICQ was sehr unschuldiges, gleichzeitig aber aufregendes am Laufen hatten, und wegen Unfähigkeit (und auch Trägheit) Beiderseits (und der Entfernung, die als Teenager nochmal größer schien) nie irgendwas geworden ist haha.
Nope, vor 17 Jahren gab es das noch und war noch recht populär unter Jugendlichen. Erst vor 10 Jahren o.ä. fing es dann an, richtig abzubauen, meine ich.
Ich habe einer Freundin mal genau das Gegenteil suggeriert, weil eine Beziehung nach der anderen von ihr toxisch waren. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich Gedanken machen, was sie wirklich will und wo sie ehrlich bereit ist, Kompromisse einzugehen. Sie muss nicht alles annehmen, damit ja sie bloß in einer Beziehung ist. Eine Beziehung ist immer ein Geben und Nehmen, sollte aber niemals die Aufgabe bestimmer Aspekte sein, die einem wichtig sind. Ich habe ihr geraten, ruhig wählerisch sein zu dürfen (ist doch gut, wenn man weiß, was man will), weil auch ihre Lebenszeit draufgeht, in einer unglücklichen Beziehung zu hocken, wenn von Anfang an schon klar war, dass bestimmte Sachen nicht kompatibel sind. Seitdem sie ganz genau weiß, was sie will, was sie Wert ist (sich selbst gegenüber) hat sie die eine oder andere Bullet gedoged und ist mittlerweile sehr froh drum, lieber Single zu sein, als Kompromisse einzugehen, die sich nicht eingehen will, aber gemacht hätte, weil man ja einen Partner haben muss. (sie will keine Kinder, potenzieller Partner wollte das, und sie wäre da auch fast drauf eingegangen, nur um ihn glücklich zu machen)
disclaimer: Klar, ist das immer ein Balance zwischen realistisch, träumerei, idealismus und ggf. Perfektionismus, aber wenn man weiß und anerkennt, dass kein Mensch perfekt ist (also bestimmte Abstriche machen muss), aber man sich dennoch nicht alles bieten lassen muss, ist das eine gute Sache.
Solche Menschen hat wohl jeder im Bekanntenkreis, umgekehrt frage ich mich aber immer häufiger, kann/könnte ich denn heute noch nicht-alleine-sein?!
Nicht falsch verstehen, charakterlich wäre ich meinem Ich von vor 15-20 Jahren haushoch überlegen, bin jetzt deutlich einfühlsamer, selbstsicherer und sehe und verstehe viel besser auch die Perspektive und Bedürfnisse der Partnerin.
Was aber die täglichen Routinen, die (vielleicht schlechten) Angewohnheiten und die Kompromissbereitschaft angeht, weiß ich einfach nicht, ob ich nach so langer Zeit des Alleinelebens (hab nie in einer WG oder Ähnlichem gelebt) überhaupt noch im Stande wäre, mit jemensch zusammenzuziehen, mir (m)einen Wohnort zu teilen usw.
Weißt du was? Das musst du auch nicht. Es gibt so viele verschiedenen Beziehungsmodelle, und ich kenne tatsächlich zwei verheiratete Paare, die getrennt leben (aber nicht getrennt sind), weil sie ihre Freiheiten diesbezüglich behalten wollen. Da ist der eine mal beim anderen und umgekehrt und sind sehr glücklich mit diesem Konstrukt. Viele verstehen nicht, warum die das wollen und dass das funktionieren kann, aber das müssen sie nicht. Ich finde das eigentlich total cool, auch, wenn es nichts für mich wäre.
Ist wohl generell eine Quintessenz auch abseits vom Thema Beziehung, die man öfter vor Augen haben sollt. Manchmal reicht es zu tolerieren, was einen nix angeht.
Grundsätzlich finde ich den Ansatz deiner 2 Paare cool, aber ich wüsste grad auch nicht, ob das was für mich wäre. Vielleicht ist die Grundaussage - das es auch andere Beziehungsmodelle gibt - schon Anreiz genug, entspannter an die Sache ranzugehen. So nach dem Motto, selbst wenn es mit dem Zusammenziehen nicht klappen sollte, gefährdet/beendet das nicht automatisch die Beziehung. Sollte sich irgendwann mal wieder eine Gelegenheit ergeben, werde ich das auf jeden Fall berücksichtigen. Danke.
man muss sich auf jedenfall rapide umgewöhnen dann wieder, so meiner Erfahrung.
Als Langzeit Single hatte man sich ja vieles zurechtgelegt.
Wer ganz viele Routinen als Single hat, seine Zeit zu verbringen, da muss man dann erstmal damit klarkommen, dass da jetzt jemand ist, der auch Zeit beansprucht bzw dem man ja auch Zeit widmen will.
4 Abende die Woche mit Freunden online Zocken, geht mit Partner nunmal nicht mehr.
Oder 25 Urlaubstage für Festivals, Konzerte, Conventions und co verballern.
Und natürlich ist es immer schwierig wenn man in einem Thema pingeliger ist als der Partner.
Die Person die schmutz nicht so sieht, oder der es einfach egal ist, macht das nichts, aber bei mir hat die dusche nach dem Duschen mit dem squeegee abgezogen zu werden, sonst wird das Putzen schnell zum Horror (knallhartes Wasser und Kalkflecken des Todes hier)
Das ist ein Kernpunkt. Es gibt da einfach so viel verschiedene Zwischentöne und eine Beziehung ist mitnichten erst dann vollwertig, wenn man zusammen lebt, den Alltag gemeinsam verbringt und in einem Bett schläft. Das kann sich selbst von Beziehung zu Beziehung ändern. Mit der einen Person schaut eine Beziehung anders aus, als mit der anderen Person. Ich merke auch immer wieder, dass zusammenziehen oft eher aus ökonomischen Gründen geschieht, als aus dem großen Wunsch heraus zusammen zu leben, der sicherlich auch vorhanden ist/sein kann.
Gesellschaftliche Norm spielt sichtlich auch viel rein.
Allein in meinem Freundeskreis sehe ich da ganz unterschiedliche Ideen, wie man Beziehung verhandeln kann.
Zwei Beispiele:
Als eine Freundin mit ihrem Freund zusammengelebt haben, waren die zeitweise unaushaltbar und haben sich ständg gestritten - zwei große Egos einfach - und seit sie getrennt wohnen funktioniert die Beziehung super. Sie verbringen viel zeit miteinander, mal schläft man in der einen Wohnung, mal in der anderen, mal fährt man gemeinsam auf Urlaub, mal allein, aber allein die Möglichkeit auch sagen zu können, heute bleibe ich allein, ist schon viel wert.
Ich habe oft den Gedanken, dass ich diese Art wahrscheinlich auch am reizvollsten fände, spielte Geld keine Rolle. Jedem der eigene Raum (also Raum jetzt nicht nur als Zimmer verstanden),das ist schon viel wert und seh das bei mir selbst auch immer wieder. Da gibt es auch in Beziehungen Phasen, da muss man nahezu jede Sekunde aufeinanderkleben und dann ists mir wieder extrem wichtig allein sein zu können.
Bei nem anderen Pärchen hat sich das auch mit der neuen Wohnung merklich positiv geäussert, dass er auch ein eigenes Zimmer mit Bett drin hat. Die sind übrigens schon über 20 Jahre zusammen und wohnen auch schon fast solange zusammen und erst in der Aktuellen Wohnung konnten die sich das so einrichten.
Beziehung ist nicht so ein starres Konstrukt, wie man immer meint. Eher ist die gesellschaftliche Erwartung davon, wie eine Beziehung bzw das Miteinander innerhalb einer Beziehung auszusehen hat das starre Konstrukt. Es gibt einfach so viele verschiedene Lebensentwürfe.
Ja klar sind solche Entscheidungen oft auch und meistens sogar vorrangig eine Geldfrage, das schrieb ich doch.
Von ganz anderen rein praktischen Üerlegungen mal abgesehen.
Da schießt mir auch eine Erinnerung in den Sinn die gut in den Thread passt.
Ich hatte damals ein Plugin für ICQ, bei dem mein aktuell in Winamp laufender Song, irgendwie als Status angezeigt wurde. Ich kann mich nicht erinnern wie ich gefunden wurde, aber irgendwann wurde ich aus dem Nichts von einer Person angetextet, die meinen Musikgeschmack gelobt hat. Es hat sich ein Gespräch entwickelt und wir haben ab da regelmäßig per ICQ gequatscht. Im Laufe der Zeit hat sich raus gestellt, dass es sich bei der Person um ein Mädel in meinem Alter handelt und sie aus Paderborn, also gar nicht so weit weg von mir, wohnte. Wie der Zufall es wollte, sind wir irgendwann mit der Uni zu einem Volleyballturnier in Paderborn gefahren und so haben wir uns abends getroffen… Ich sag mal so, eine Beziehung wurde nicht daraus, aber es war ein sehr schöner Abend und wir haben auch danach noch lange und oft per ICQ gequatscht.
Musik war generell oft ein Anknüpfungspunkt, erinnere ich mich. Nich nur digital.
Allein, was ich beim auf Konzerte gehen für Bekanntschaften gemacht hab.
War ne coole Zeit damals, gerade um den Zivieldienst herum, wo Ausgehen gleichbedeutend mit auf ein Konzert gehen war. Mir viel Musik erschlossen und eben auch Leute kennengelernt.
Das liest sich bei dir, als sei man drauf angewiesen, definitiv zusammenzuziehen. Es gibt sicher diese Fälle, aber, bevor man zusammen war, hat man doch alleine gelebt, in einer eigenen Wohnung? Mehr als eine Geldfrage, ist es die Frage, ob man eine „Fernbeziehung“ führen will, was nicht unbedingt was mit der Distanz zu tun hat, sondern auch der Verfügbarkeit. Braucht man es, jeden Tag mit dem Partner:in aufzuwachen? Will man Partner:in in der Freitzeit um sich herum haben oder reichen 2-3 Tage in der Woche dafür aus? Für viele bedeutet zusammenziehen, den Partner:in um sich herum haben zu können und nicht primär, das Geld für eine Wohnung gespart zu haben. Bei dir liest es sich immer so, als ginge es bei allem nur um Geld: Beziehung ist gut, weil man dann zwei Gehälter hat und nur eine Wohnung bezahlen muss.