Nach einiger Wartezeit und einigen Selbsttests habe ich nun Ende des Monats einen Termin, um ein eventuelles AD(H)S festzustellen.
Der Test ist dreigeteilt. Es gibt einen großen Selbsttest den ich machen werde, um andere Störungen auszuschließen und eine detaillierte Einschätzung zu bekommen und es gibt zwei Fremdbeurteilungen. Eine für das Erwachsenenalter, das wird mein Freund für mich ausfüllen, und eine für das Kindesalter. Das haben meine Eltern jetzt für mich ausgefüllt.
Und da gehts los. Als ich meiner Mutter am Telefon davon erzählt habe, dass ich das machen werde und eine Fremdbeurteilung von ihr/den beiden brauche meinte sie direkt ohne den Fragebogen gesehen zu haben: „Ne, also meiner Meinung nach hast du das nicht. Du warst nicht hyperaktiv. Aber klar, ich fülle den Bogen aus.“
Sie war am Telefon dann im weiteren Gespräch komplett in die Richtung, dass ich ja vllt eher irgendwas mit der Schilddrüse hätte, das hat meine Tante auch, oder dass das halt einfach mein Wesen ist, oder oder oder… also sie war einfach komplett dagegen.
Bekomme ich heute den Fremdbeurteilungsbogen zurück: Auf einer Skala von 0-4 haben meine Eltern zusammen nach guter Überlegung überall 0 angekreuzt. Trifft gar nicht zu, nichtmal ein bisschen. Ja, klingt realistisch. Wahrscheinlich gibt es kein Kind, auch kein neurotypisches, bei welchem überall 0 rauskommen würde.
Sie haben sich dem ganzen Prozess also komplett verweigert, danke für nichts. Ich bin wütend und enttäuscht. Um das ganz klar zu machen: Ich will nicht, dass da unbedingt rauskommt, dass ich AD(H)S habe. Ich will eine realistische Einschätzung.
Ich dachte wirklich die verarschen mich gerade…
Tut mir sehr leid für dich. Ist zwar blöd, doch werden vermutlich dein Bogen und der vom Freund ein Kontrast zu dem deiner Eltern Bilden und du wirst nicht die erste Person sein dessen Eltern meinen ihrem Kind damit einen Gefallen zu tun
Hast du ggf. noch andere Personen, die dich aus der Kindheit kennen?
Ja. Das Problem ist nur, soweit ich weiß, wird AD(H)S nur diagnostiziert, wenn es bereits als Kind vorlag (sonst ist es ne andere Diagnose).
Vielleicht kann @kunkri dem Arzt sagen, dass diesbezüglich der Kontakt zu den Eltern nicht so dolle ist (die das nicht ausfüllen wollen) und man lieber einen Schulfreund ausfüllen lässt?
Wär jedenfalls schon blöd, wenn durch die Verweigerung der Eltern die Diagnose verfälscht wird.
Gut das weiß ich nicht. In dem Bereich ADHS bei Erwachsenen ist ja noch ziemlich viel neu.
Würde aber behaupten einer Facharzt in dem Bereich wird klar sein, dass eine konsequente nuller Bewertung sehr unwahrscheinlich ist. Wird ihm vermutlich die Diagnostik erschweren, doch vermutlich nicht unmöglich machen.
Ist das echt immer noch so? Ich wurde schon vor über 10 Jahren als Erwachsener diagnostiziert, die ersten zugelassenen Erwachsenenmedikamente sind auch schon in etwa so lange zugelassen.
Was ist denn da in letzter Zeit noch neues passiert?
Soweit ich das so am Rande mitbekommen habe, ist die Diagnose ADHS bei Erwachsenen auch etwas was es erst seit etwas mehr als einem Jahrzehnt gibt. Vorher ging man ja davon aus, dass man wundersamerweise mit 18 „geheilt“ wird.
Ich glaub, du brauchst dir da nicht so ne riesen Platte zu machen. Die Diagnostik ist ja deshalb vielseitig, damit ein einzelner „unbrauchbarer“ Bestandteil nicht direkt die ganze Diagnostik unmöglich macht.
Bei mir lagen damals zum Beispiel keine Zeugnisse mehr aus den ersten Schuljahren vor, war aber auch kein K.O.-Kriterium für ne Diagnostik.
Okay, da habe ich andere Erfahrungen gemacht. Natürlich sind damals wie heute kompetente Fachärzte dafür rar gesäht, aber Erwachsene, die deshalb in Behandlung sind kenne ich schon seit meiner Jugend.
Bei meiner testung vor ein paar Jahren hat der Arzt auch kurz mit meinen Großeltern telefoniert und fragen zu meinem Verhalten als Kind gestellt.
Er meinte aber das sei mehr zur Bestätigung und nicht unbedingt notwendig für eine Diagnose. Insgesamt war das ganze Prozedere recht locker. Mit wurden ein paar Fragen gestellt, meinen Großeltern und ich musste einen kurzen Fragebogen ausfüllen, alles in allem hats vl 15 Minuten gedauert.
na eher, dass man es als Erwachsener nicht „neu“ bekommt und dass es in der Kindheit schon bemerkt worden wäre, wenn man es hätte.
Gerade Letzteres bezweifle ich stark.
Besonders, wenn wir nur von ADS (ohne das H) sprechen. Das waren dann nämlich gerade die ruhigen und unauffälligen Schüler
Nur um mal vom worst case auszugehen:
ich habe eine andere erkrankung die bei mir nur dann voll diagnostiziert werden kann, wenn ich historische diagnosedaten meiner familie habe. das krankheitsbild kann aber nur jung diagnostierzt werden und war in der kindheit und jugend meiner Eltern/Großeltern noch unbekannt, entsprechend nie diagnostiziert. und mit dem Alter wären die initialgetesteten Marker weniger eindeutig.
Diese Krankheit konnte bei mir nach offiziellen Maßstaben also nicht komplett diagnostiziert werden. Die Ärzte sagten aber sie sind sich sicher dass ich das habe und schrieben als Erkrankung dann statt der eigentlichen Krankheit „Krankheitsbild übereinstimmend mit“ auf die Zettel. Und das bedeutet dass ich dennoch meine Hilfsmittel bekommen kann und es bedeutete auch dass ich den entsprechenden Behinderungsgrad anerkannt bekam, weil es nicht wichtig ist, dass ich die exakte Krankheit habe, sondern dass ich ihre symptome habe.
Also sprich mit dem Arzt (und der wird auch nicht blöd sein, dem wird das auffallen mit dem unlogischen Ergebnis) und wenn er der Meinung ist ADHS ist wahrscheinlich, dann wird er einen Weg finden dich zu diagnostizieren oder dir Hilfe für die Symptome zukommen zu lassen.
Das Symptombild verändert sich halt mit zunehmendem Alter und viele Menschen die als Kind mit ADHS aufgefallen sind, sind als Erwachsene eher unauffällig besonders die Hyperaktivität ist etwas was subtiler wird.
Die Diagnostik scheint ja wirklich sehr unterschiedlich zu sein je nach Ärztin.
Mein Termin ist bei einer Ärztin, die da quasi drauf spezialisiert ist, vielleicht bringt mir das etwas
Hyperaktiv bin ich auch wirklich nicht, wenn bin ich eben eher auf der unaufmerksamen Schiene. Deswegen steht im Zeugnis auch schön überall: „War sehr aufmerksam und hat ganz toll mitgearbeitet.“ Solange man nicht den ganzen Unterricht stört ist das wahrscheinlich der Standardsatz. Sogesehen stand im Zeugnis auch „kommt super mit ihren Mitschülern klar“ und genau in dem Schuljahr wurde ich ohne Ende gemobbt. Also die Zeugnisse sind leider genauso wertlos.
Hoffe ich drauf, ja. Ich mach mir auch schon immer wenn mir etwas einfällt Notizen zu meiner Kindheit von dem was ich noch so weiß. Das weicht interessanterweise ja sehr sehr stark von dem was meine Eltern sagen ab.