…Hm. Also das kommt ja voll drauf an, was man als „angemessen“ empfindet.
Aus Sicht des AG oder des Bewerbers?
Ich z.B. hasse Hemden und Anzüge. Ich werd’ garantiert auch nicht für eine Bewerbung sowas anziehen.
Will mich ja nicht verkleiden!
Fühl mich dann unwohl im Hemd und das strahlt doch aus.
Ja, also man soll sich schon wohlfühlen.
In Verhältnis zu dem, was ich normalerweise trage, würde ich aber halt auf jeden Fall die „besseren“ Sachen nehmen.
Man merkt es einem Menschen ja auch an, ob er seine 0815 Klamotten oder etwas besonderes, in dem er sich aber wohlfühlt, trägt.
Aber wenn man sich im Anzug wohl fühlt und das für einen selber diese „besseren“ Sachen sind, dann ist es auch ok, das zum Vorstellunsgegespräch anzuziehen. Auch wenns nur für ne Ausbildung ist, oder im Handwerk.
Klar.
Mein Punkt war halt nur: So ein starrer Dresscode, a la „Zum Vorstellungsgespräch in Firma XY wird ein Anzug erwartet“…
…das find ich halt kacke. Entweder nehmen die mich auch ohne Anzug und Hemd oder es ist halt die Falsche Firma für mich.
Klar - jeder soll tragen, worin er/sie sich wohlfühlt. Ging mir um so einen impliziten (oder gar expliziten) Zwang, den es gesellschaftlich schon noch zu geben scheint, imo.
Ohne marineblauen Zweireiher mit goldenen Knöpfen, passender Hose, weißes Hemd mit goldenen Manschettenknöpfen und polierten, schwarzen Oxfords wird das nichts. Ach ja, Frisur und Rasur müssen ebenfalls adrett sein, vielleicht ein hübscher Fassonschnitt.
Ich hab früher auch imemr Blazer, weiße Bluse isw. getragen, weil man das so macht, aber ich habe mich immer richtig unwohl gefühlt.
Beim Vorstellungsgespräch zu meinem aktuellen Job habe ich KLamotten getragen, die zwar schicker sind, die ich aber ganz normal in meinem Alltag trage. Ein schwarzer Rock und eine bunte blumige Bluse. Ich glaub, lediglich Schuhe habe ich mir für den zweck neu gekauft und danach nie wieder getragen.
Ging mir nur darum, dass ich einen Anzug nicht grundsätzlich als falsche Kleidung für ein Gespräch mit Betrieb XY sehen würde.
Sondern darum, dass ich mir für mich persönlich Gedanken darüber mache, welche Kleidung ich dem Anlass angemessen finde, unabhängig von der Branche.
Meiner Meinung nach gibt es da aber trotzdem noch Grenzen. Sorry, aber auch in deiner besten Trainingshose will ich dich nicht in meinem Bewerbungsgespräch sitzen haben. Vielleicht bin ich da zu engstirnig und festgefahren, kann schon sein, aber wie du ja auch schon geschrieben hast, wenn du das nicht willst, dann sind wir nicht die richtige Firma für dich. Wobei das natürlich abhängig von der Stelle ist auf die man sich bewirbt. Bei Werkstudenten bin ich da durchaus gnädiger.
Wenn ihr ne Firma für Sportutensilien wärt, vielleicht doch?
Nee, denke, das ist doch mit angemessen gemeint.
Ich persönlich würde nicht in Jogginghose auftauchen…
…ist nämlich auch gar nicht mein Stil…
…ebensowenig wie Hemden…
…daher gehe ich eben in meinem persönlichen Stil - und das wär in dem Fall vielleicht ein besserer Rollkragenpulli oder im Hochsommer ein gutes und gut-geschnittenes T-Shirt.
Schwarze Jeans in beiden Fällen.
Wenn jetzt jemand sagt, sein Stil sind Jogginghosen und oversize Baseball Shirts…
…naja, ok…
…würd’ keinen deshalb pauschal ablehnen, glaub ich.
Ein ehemaliger Kollege, der inzwischen an einer Ausbildungsstätte für Pfarrpersonen arbeitet, meinte dazu:
„Ich hab den Leuten immer gesagt, dass sie in allem, was sie tun, authentisch sein sollen. Dann kommst du aber irgendwann an einen Punkt, wo eine Vikarin dir sagt: ‚Natürlich gehe ich in der Leopardenfell-Leggins zum Trauergespräch. So bin ich authentisch.‘ Da fängt man dann an, das Konzept von Authentizität nochmal zu überdenken.“
Es war alles so gut geplant. Ich habe die Anfahrt auf der Karte genauesten studiert, bin am Wochenende sogar Probegefahren, um am wichtigen Tag sofort die Tür zu finden. Eine Bahn vorher als ich sonst nehmen würde, habe ich auch eingeplant.
Doch dann das: Eine alte Dame brach neben mir auf einmal zusammen, niemand unternahm was, doch Dank meiner Hobbys wusste ich sofort was zu tun war und dass jede Minute zählt! Sie hatte keinen Puls mehr, also begann ich sofort mit der Herzdruckmassage und bat Pendler um mich herum, den Rettungsdienst zu alarmieren.
Nach dieser ganzen Aufregung und Verfügung als Zeuge stellte ich fest, dass das Bewerbungsgespräch bereits seit 10 Minuten laufen sollte. Ich eilte also hinaus, stolperte und wurde bewusstlos.
Als ich aufwachte, war die Welt nicht mehr dieselbe… Ich muss sehr lange im Koma gewesen sein. Der Blick aus dem Fenster wirkte wie ein dystopischer Sci-Fi-Film. Aus der Ferne quoll Rauch, es brannte, große Maschinen pflügten ihren Weg durch die Straßen. Oder das, was davon noch übrig war…
Ein Arzthelfer kam in mein Zimmer, sprach russisch oder so, ich verstand nichts und schlief vor Überforderung wieder ein.
Nachdem ich kurz darauf erwachte, wagte ich die ersten Schritte aus dem Bett, sah genauer aus dem Fenster und lurte in den Gang hinein. Da dämmerte mir es… Ich schlich mich aus dem, was ein halb verfallenes Krankenhaus zu sein schien, hinaus, entdeckte auf der Straße von Windböen getragene alte Zeitungsausgaben und meine Befürchtungen bewahrheiteten sich: Ich lag einige Jahre im Koma und die Ukraine konnte den russischen Streitkräften nicht mehr standhalten. Trump wurde wiedergewählt und die EU brauchte zu lange, um sich zu einigen.
Ein dunkle Gestalt zog mich nichtsahnend in eine Seitengasse, hielt mir den Mund zu, doch ich konnte sowieso nicht schreien. Schlief ich vielleicht noch und hatte nur einen richtig realistischen Albtraum?
„Du kannst sie retten!“ rief mir die unbekannte Person mit weit aufgerissenen Augen zu. Ich hatte keine Ahnung, was er meinte. Eine weitere Gestalt tauchte auf und gemeinsam brachen sie eine Steinmauer zu meiner linken ein, Stück für Stück. Als sich der Staub legte, traute ich meinen Augen kaum. Es wirkte wie eine Art schwarzes Loch, strudelartig, welches am Rand bunt schimmernd kleine Bröckchen der übrigen Ziegel mitriss.
In kurzen, abgehackten Sätzen teilte man mir mit: „Keine große Zeit für Erklärungen. Unsere besten Forscher… Zeitportal… Musst Bürokratie besiegen! Monster, großes Unheil… Viel Glück“
Bevor ich richtig verarbeiten konnte, was er da gestammelt hat, spürte ich einen ruckartigen Stoß von hinten, taumelte ins Loch und wurde förmlich hineingesogen.
Ich wachte auf einem Gehsteig auf, niemand in meiner Nähe, die Luft klar, Vogelgezwitscher. Ich richtete mich auf und erblickte das Gebäude, welches ich gefühlt erst letztes Wochenende beim Auskundschaften meiner potentiell künftigen Arbeitsstelle zum ersten Mal gesehen hatte. Mein Anzug war unversehrt, nur etwas staubig an den Oberschenkeln. Kurz abgeklopft, schaute ich auf die Uhr. Fünf Minuten vorm Vorstellungsgespräch! Wie kann das sein, ich war doch zu spät…? „Zeitportal“ schoss es mir durch den Kopf. Kann das denn wahr sein?
Entschlossener denn je wollte ich diesen Job, ich fühlte, dass ich Wichtiges und Großes erreichen kann.
Und jetzt stehen wir hier. Also ja, gut hergefunden
Hier hängen 5 Automaten, von denen keiner funktioniert. Heißt dann hoffen, der Schalter hat offen, sonst kein Geld auf der Mensakarte und somit kein Essen.
Problem beim sich gut Verkaufen beim Vorstellungsgespräch: Manche Leute, die menschlich und fachlich super ins Team passen, sind gar keine geborenen Verkäufer und können solche Sachen im Bewerbungsgespräch groß rüberbringen. Bei einer Stelle ohne Kundenkontakt und Verkaufsaufgaben ist’s halt schade wenn solche Leute unter den Tisch fallen weil die Recruiter:innen sich nicht bewusst sind dass die Art, sich zu Präsentieren, sehr stark schwanken kann. Da geht ja nicht nur die Persönlichkeit, sondern auch kulturelle Prägung und so mit ein.
weswegen ja immer jemand aus der fachabteilung dabei sein sollte.
Sonst hat man manchmal das Problem, dass eine Personalabteilung die vielleicht zu sehr auf „social skills“ schaut, einem die Leute mit Fachwissen aber wenig social skills, in der ersten Gesprächsrunde ausgesiebt hat.