Der Auskotzthread 7

Aus reiner Coolness werden aber die wenigsten Teenager draußen in der Kälte unter ner Brücke pennen. Vllt mal für eine Nacht, wenns was wärmer ist, aber auch der Coolste Dude bevorzugt ein ordentliches Abendessen und ein warmes Bett. Dass jemand wirklich von Zuhause abhaut und lieber draußen lebt, hat da schon andere Gründe als „Coolness“

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Genau das sage ich doch. :sweat_smile:

Naja, du sagst, die Wahrheit liegt dazwischen, also dass es auch welche aus Coolness machen. Das sehe ich halt nicht so (Ausnahmen bestätigen die Regel und so, aber die sind eigentlich kaum nennenswert).

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Sofort bei der Punkerpolizei melden :beanwat:/

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Ähm ne, mir ging es eher darum, dass es einfach beides gibt und dazwischen sicher auch ne graue Masse, aber die Extreme, also in dem Fall draußen schlafen machen aus coolness dann wohl die wenigsten, wenn überhaupt und dann maximal wohl nur im Sommer bei schönem Wetter.

Ich find’s ja lustig, wie manche Punks so richtig elitär und snobistisch sind. „Der macht dieses und jenes anders als wir, hält sich nicht an unsere Regeln, der kann kein richtiger Punk sein!“ Dabei bedeutet Punk eben auch, dass man auf Regeln scheißt und sein Ding macht. „Punkregeln“ machen daher keinen Sinn.

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Und selbst wenn dem so wäre, kann es einem doch völlig egal sein? Und selbst, wenn es einem nicht egal ist (kann Mensch sich schließlich auch nicht immer so frei aussuchen inwieweit ihn etwas berührt oder nicht) kann man das dann wirklich nur zum Ausdruck bringen, indem man so herablassend darüber urteilt?
Es gibt so viel mehr Gründe sich zu Hause als junger Mensch nicht wohl zu fühlen als, dass es gleich etwas ist was von Organisationen als Kindeswohlgefährdung definiert wird und wo sie entsprechend handeln könnten.
Ist doch cool, wenn der junge Mensch etwas gefunden hat, und seien es nur wenige Stunden auf der Straße tagsüber, wo er sich wohl und verstanden fühlt. Und immerhin kriegt er abends noch was warmes zu essen ohne dafür betteln zu müssen, also ist immerhin nicht alles beschissen in seinem Elternhaus. Oder das ist ein Kompromiss, den der junge Mensch bereit ist zu machen, wo ich mich auch ernsthaft frage wie man ihm das übel nehmen kann. sei halt konsequent und bettel gefälligst! Aber wehe du lehnst mein Brötchen ab und kaufst dir dafür Drogen!

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Du, mir ist das ziemlich egal, vor allem heute, soll doch jeder machen wie er meint. Ich hab da damals aber schon auch Angst um meine Schwester gehabt, dass die da in völlig obskure Kreise abrutscht. Weswegen ich dem ganzen dann vielleicht auch grundsätzlich einfach kritischer gegenüber stehe.

Ich sehe jetzt aber auch nicht wirklich, wo ich da herablassend gesprochen habe oder bezog sich das dann nur auf Angrist? Ich sehe dieses Lebensmodell als für mich nicht erstrebenswert an und lehne es daher für mich persönlich auch ab. Aber auch da, das gilt ausschließlich für mich.

Finde dein Ton gegenüber Angrist und ThatGuy gerade auch unnötig scharf.

Beide haben nunmal andere Erfahrungen als du mit Obdachlosen und Punks gemacht und Ihre eigenen Schlüsse daraus gezogen.

Hier jetzt mit Anschuldigungen ala herablassend oder „kann dir doch egal sein“ um sich zu schmeißen bringt höchstens eines, nämlich, dass die beiden sich jetzt schlecht fühlen. Beide haben aus ihrer persönlichen Sicht und Ihrem Bekannten Umfeld berichtet.

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Das ist gerade echt eine krasse Thematik und ich persönlich kann die verschiedenen Sichten bis zu einem gewissen Grad verstehen.
Ich persönlich habe da eine eigene Sicht auf die Dinge und das ist in so einer emotionalen Diskussion wie so oft das Problem: es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern verschiedene Sichten/Erfahrungen und manch einer weiß es einfach nicht besser.

Ich selber bin mit ca. 14,5 Jahren ins Kinderheim gekommen.
Ich zählte zu den glücklichen Kids, welche noch Kontakt zur Familie hatten und den auch gerne/regelmäßig gepflegt haben.
Ich war eine enorme Ausnahme, denn die meisten Kids hatten nicht diese Möglichkeiten.
Sich im System anzupassen ist für Kids/Teens eine absolute Herausforderung, gerade wenn man sein Päckchen zu tragen hat. Ein Päckchen das zu groß ist für einen so jungen Menschen. Einen Menschen, welcher genug Ballast für ein gesamtes Leben mit sich trägt.

Im Heim selber hatte jeder ein Bett, ein Dach über dem Kopf, doch fühlte man sich sicher? Daheim? Geliebt? Verstanden?

Oft klingelte bei uns die Polizei weil jemand weg gelaufen war.
Nicht selten haben sich die vermeintlich sicheren Kids/Teens geritzt, Drogen genommen, mit den falschen Leuten angefreundet … einfach weil eben jene einem eher zugehört haben.

Um aus dem Heim rauszukommen gab es verschiedene Optionen.

  1. Volljährigkeit
  2. Absprache mit Erziehungsberechtigten (bei den einen Eltern/sonstige Verwandte, bei anderen das Jugendamt) um „Nach Hause“ zu kehren oder in ein „betreutes Wohnen“
  3. Abhauen (dauerhaft klappte das in meiner Zeit für keinen, denn die Polizei wusste stets wo sie wen suchen muss)
  4. Sterben (kam in meiner Zeit zum Glück auch nicht vor, aber es gab Versuche)

Selbst wenn man brav bis 18 durchhält ist die große Frage was ist danach?
Einige schaffen es in ein normales, gutes Leben mit Ausbildung, Familie und allem was man sich wünschen kann.
Andere sind dermaßen vom System zerstört/verstört und trauen niemandem mehr, so dass sie auch als Erwachsener niemals Hartz4 oder dergleichen annehmen würden, um bloß nicht wieder in einem System drin zu sein das Macht ausübt und kontrolliert. … Die Straße ist da der bessere Weg.
Wieder Andere landen ganz anders auf der Straße, indem sie kriminell werden oder anschaffen gehen (beide Fälle habe ich bei ehemaligen Mitbewohnerinnen erlebt).

Da mich meine Gesundheit im Erwachsenenalter dazu genötigt hat erst Hartz4 und später Sozialhilfe zu beantragen (und das wo ich eine enorme Abneigung gegen das System habe), habe ich durchaus diese bekannten „tollen“ Maßnahmen mitgemacht, welche es so gibt und die nichts bringen (oder nur selten).
In diesem Rahmen lernt man auch Menschen kennen und Schicksale die man sich selbst kaum vorstellen kann.
Zum Beispiel war da einmal eine junge Frau, welche seit Jahren auf der Straße lebte und wusste wie gefährlich es dort ist. Sie hatte es auch mehrfach versucht mit Wohnung und allem, aber dort fühlte sie sich nur noch gefangen. Wände und Türen können schützen, aber können einem psychisch auch enorm zusetzen.

Natürlich gibt es jene Punks und Obdachlose, welche gefährlich sein können und ganz allgemein gesagt sind sie einem alle irgendwie suspekt, wie an Bahnhöfen oder anderen Plätzen gelungert wird.
Doch wohl beinah jeder von ihnen hat eine Geschichte erlebt bei der man selber nur froh sein kann, dass man Leben nicht tauschen kann.

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Eins muss ich dazu sagen. Auch wenn du das ganze als coolen Lifestyle siehst, wenn Punks auf der Straße schnorren.
Ich habe keinen Obdachlosen erlebt, der sich deswegen aufgeregt hat, ob der Zuhause bei Mutti wohnt oder nicht. Im Gegenteil haben die sich gefreut, dass sich jemand mit ihnen „abgibt“. Wodurch eben dann auch solche Freundschaften entstanden sind, wie ich sie hatte.

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Jetzt nur auf diesen kleinen Auszug bezogen:
„Kenne“ ich in so einer Form auch von 2 Obdachlosen aus meinem Bekanntenkreis. Beide sind schon eher älter und haben fast ihr gesamtes Leben auf der Platte verbracht. Es gab für beide immer wieder die Chance „ein normales Leben“ zu führen und ein Dach überm Kopf zu haben und bei beiden ist es nach kurzer Zeit gescheitert. Genau aus dem gleichen Grund. Sie sind die Freiheit gewohnt und eine Wohnung hat sie eingeängt.
Einer lebt leider nicht mehr, aber kurz zuvor hatte er noch eine Partnerin gefunden, bei der er unterkommen war. Selbst da musste er nach kurzer Zeit wieder raus, weil er es nicht ausgehalten hat und das hat dann leider auch mehr oder weniger das Ende eingeleitet.

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Ich sehe das ja gar nicht als coolen Lifestyle an, aber bei den Leuten, mit denen meine Schwester damals abgetaucht ist, war das so n coolness Ding, die haben sich dann wiederum aber eben mit nicht ganz so coolen Menschen umgeben.

Edit: und meine persönlichen Erfahrungen mit pöbeleien und dummen Sprüchen, die ich da als Teenager und junger Erwachsener immer wieder bekommen habe, tragen da sicher auch ihren Teil zu bei.

Ist auch egal. Vor allem @LadyFrija s letzter Satz hat mich zum nachdenken gebracht und möchte mich dann zum Thema auch gar nicht weiter zu äußern, denn da gibt es, wie ich es vorher eigentlich mit dem schwarz und weiß schon mal gesagt habe, kein richtig oder falsch, aber eine ganze Menge zu bedenken.

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Danke :blush:

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Coolness ist ja so ein Phänomen das ich eh nie in Gänze begreifen werde.
Schon in der Schule gibt es ja die Coolen/Beliebten und viele wollen unbedingt mit denen abhängen, damit man selber vielleicht auch cooler/beliebter wird.
Selbst Lehrer finden die Coolen/Beliebten oft besser.
Aber wenn man nicht selber zu den Coolen/Beliebten gehörte wissen wohl nur die Wenigsten wer diese Menschen wirklich sind.

Coolness kann einfach cool sein.
Gibt einfach charismatische Menschen und die sind cool.
Oder man verhält sich irgendwie bewundernswert, was einen cool macht.
Und so weiter.

Als ich in meiner Heimzeit in die Schule ging gehörte ich (wie eigentlich in meinem gesamten Leben) eher zu den Randfiguren im Hintergrund und ich wollte auch gar nirgends anders sein. Bloß kein Mittelpunkt.
Neidisch war man dennoch auf den ein oder anderen vermeintlich coolen Mitschüler oder schwärmte von jemanden der halt cool war.

In eben dieser Zeit nötigte eine Gruppenaufgabe mich dazu mit einer der vermeintlich coolen Mädels etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen und es war schwer zu sagen wer damit mehr Probleme zu haben schien. Ich konnte mit dem coolen Gehabe wenig anfangen und sie … ja sie hatte einfach Angst Coolness zu verlieren indem jemand erfährt wie ihr Leben außerhalb der Schule so ist.
Die Gruppenarbeit sollte man Zuhause machen und ich habe nur ungerne jemanden mit ins Kinderheim genommen.
Ebenso ungern hat sie jemanden mit nach Hause genommen.
Ihre Mutter war alleinerziehend, schwer depressiv und der Haushalt war ein Schlachtfeld. Meine Mitschülerin schämte sich in Grund und Boden und von jetzt auf gleich tat sie mir einfach nur leid dafür, dass sie das alleine durchstehen musste und das Gefühl hatte sich keinem anvertrauen zu können.
Ob wir die Gruppenarbeit irgendwie fertig/brauchbar geschafft haben weiß ich nicht mehr, aber sie und ich hatten ein paar sehr lustige Tage und ich habe sie selten so ehrlich lachen sehen wie da.
Leider verfiel sie danach wieder in den Coolnessmode und man hatte praktisch nichts miteinander zu tun. Ihre Schutzmauer war zu hoch für mich. Aber sie wusste immerhin das sie mir gegenüber diesen Modus nicht brauchte.

In der Fachhochschule hatten wir einen Mitschüler der etwas älter war als wir anderen, auch schon ne Ausbildung angefangen hatte, aber dann nochmal mit Klasse 11 begann.
Allein dadurch war er irgendwie cool und seine Art lässig und so.
Er kam meistens verspätet, ging dafür früher und irgendwie diktierte er so einen ganz eigenen Alltag.
In der Schule hatten wir praktisch nichts miteinander zu tun, weil er war ja cool und ich war ja nur so ne kreative Randperson.
Als es aber um das Pauken für nen Test ging und er merkte, dass er doch mal Hilfe braucht, hat er sich an mich gewandt und ab da geöffnet (nachdem ich ihn zusammen gestaucht habe, weil ich es dreist fand, dass er dachte ich hätte ohne Absprache nichts Besseres zu tun … hatte ich nicht, aber darf man ja nicht erwarten). Man hat sehr offen miteinander geredet und aus dem Mann, welcher schon mitte der Zwanziger war wurde wieder ein kleiner Junge der einfach mit der Gesamtsituation (eigener Haushalt im Wohnheim, Geld verdienen, Schule) völlig überfordert war.

Wie gesagt: manche Leute sind einfach cool.
Aber ich denke viele der vermeintlich coolen Leute sind jene mit den dicksten und höchsten Mauern um sich herum.
Sieht man nur nicht.

Würde meine Annahme stimmen würde es im Umkehrschluss bedeuten, dass jene coolen Punks/Obdachlose im Zweifelsfall mit die größten Päckchen zu tragen haben und das einfach nicht nach außen zeigen wollen.

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Da mag was dran sein.

Ich bin da übrigens auch eher wie du, also immer eher Außenseiter, zwar irgendwie beliebt, aber doch immer außen vor gewesen, gerade zu Schulzeiten, das änderte sich dann erst mit der Uni bzw. Ausbildung und dann noch mal, als ich dann Notgedrungen aus dem Elternhaus raus und in einer fremden Stadt ganz alleine neu anfangen musste.

Ich bin auch heute noch kein Menschenmagnet und bin weiterhin eher Introvertiert, aber ich gehe heute trotzdem anders auf Menschen zu und wirke dadurch wohl auch anders. Habe oft trotzdem keine all zu geile Jugend gehabt, wenn auch aus ganz anderen Gründen als du. Andersherum will ich auch gar nicht jammern, denn ich hatte ein halbwegs intaktes Elternhaus, immer was zum anziehen, immer was zu Essen und immer ein Bett.

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Ich hoffe dir wurde nicht eingeredet, dass du nicht jammern darfst, nur weil es halbwegs normal/brauchbar bei dir war.

Wenn du selbst etwas als belastend/störend empfunden hast, dann darfst du jammern.

Jeder Mensch wächst anders auf, macht andere Erfahrungen und muss sich anderen Herausforderungen stellen.
Der eine Mensch stolpert bloß über Kieselsteine, während jemand anders mit Hinkelsteinen beworfen wird, doch stellt das Stolpern für den Menschen der nur Kieselsteine kennt dennoch ein Problem dar mit dem man fertig werden muss.
Natürlich kann man sich glücklich schätzen, wenn man es nur mit Kieselsteinen zu tun hatte, aber wenn sie einen irgendwie belastend haben sind sie genauso relevant für die eigene Entwicklung und den Umgang mit Problemen etc. wie ein jeder Hinkelstein.

Andernfalls müssten wir hier umgehend den Auskotzthread löschen und alle Hilfe-Optionen die es in Deutschland gibt (Organisationen, Hotlines, Foren, Gruppen…), denn was fällt es uns ein zu jammern, während es den Menschen in Afrika und anderen Regionen der Welt doch viel beschissener geht?

Natürlich geht es ihnen beschissener und verglichen mit dem was die erleben sind unser aller Probleme wohl nur Kieselsteine, aber auch denen müssen/musste man sich stellen und auch kleinste Kieselsteinchen aus der Kindheit können einen erwachsenen Menschen nachhaltig belasten.

Wenn du also irgendetwas loswerden willst und dir nach jammern ist, dann komm dem nach.
Egal ob deine Probleme neben anderen kleiner wirken.
Sie sind deine Geschichte und jammern kann auch mal gut tun :wink:

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Ich finde gerade nicht den passenden Emoji, aber ich hatte ein bisschen Pipi in den Augen, auch etwas was bei mir sehr selten ist, weil ich seit Jahren eine Blockade habe zu weinen, aber wieder ein anderes Thema. Danke für die lieben Worte. :relaxed:

Schon, tatsächlich auch irgendwann von mir selber. Mittlerweile kann ich das aber einigermaßen, wobei ich mich grundsätzlich sehr schwer damit tue, meine Bedürfnisse zu äußern.

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Da entfleucht mir doch einfach ein gerührtes, von Herzen kommendes: oooh :blush: :kissing_heart:

Das ist auch gar nicht so einfach wie manch einer meint und dann muss es ja auch noch Menschen die einem A) zuhören und B) bereit sind für einen da zu sein. Wenn das dann nicht zutrifft wird man ja direkt wieder zurückgeworfen in seinen Versuchen sich mitzuteilen.
Ich hoffe inständig, dass du hier oder noch besser im Reallife besser darin wirst dich mitzuteilen und dir auch sagst, dass du jammern darfst und sei der Grund noch so scheinbar winzig.
Wäre der Grund wirklich wurscht, dann hättest du ja nicht das Bedürfnis zu jammern :wink:

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