verstehe ich auch vollkommen. Da wiegst du auch die richtigen Dinge miteinander auf. 150€ machen einen großen Unterschied, aber sie sind definitiv nicht diese Trigger wert (meiner Meinung nach). Hoffentlich kannst du irgendwann einen Bereich für dich finden, wo du es dir wieder, in kleinem Maße, zutraust.
Ja, voll schwierig. Ich würde total gerne einfach alles abschütteln und es einfach probieren. Mir kam gestern auch der Gedanke „come on, sind nur 2-3 Monate, das steckste weg“, aber auf der anderen Seite dann schon dieses Gefühl in der Brust wie, wenn dir jemand „um die Lunge greift“. Und Echos meiner Therapeutin, die mir vehement davon abrät.
Ich blicke auf einen Minijob zurück, den ich nur über Vitamin B damals bekommen konnte und der war wirklich cool.
Wie in so vielen Bereichen des Lebens hab ich dabei feststellen können, dass Vitamin B ausgleicht, woran offizielle Stellen regelmäßig scheitern. Was die sich auf die Fahne schreiben, habe ich meistens erst über Kontakte wirklich erhalten können.
Sei es im Bereich Therapie oder Jobsuche.
Der „Witz“ ist ja, dass ich immer noch anstrebe mein Abitur nachzuholen.
Drei Versuche reichen mir nicht
„Einfach“ um aus diesem Niedriglohn-Sektor rauszukommen, allein schon.
Und so vielen anderen Gründen, aber will nicht zu sehr abschweifen.
Vitamin B ist leider wirklich sehr hilfreich in vielen Bereich. Was Menschen mit sozialen Krankheiten ja natürloch vooooll in die Hände spielt…
Wie siehts da mit einem Fachbezogenen Fachoberschulabschluss aus? So bin ich an mein Abi gekommen.
Hach, da musste ich jetzt doll lachen. Danke dafür. True dat.
aber is ja gutes und kostenloses Training, nech?
Ich glaube mich zu erinnern das mal so versucht zu haben.
Da hatte ich vor mein EQJ im Tierheim, was lediglich 10 Monate ging mit einem 2 monatigen Praktikum, das ich mal in der Kita gemacht habe, quasi so „aufzustocken“, dass ich ein Jahr Praxis nachweisen kann und somit meinen Abschluss nach der 12. Klasse zu einem Fachabitur umwandeln kann.
Hat nicht geklappt.
Erinnere mich grob an sehr viele Gespräche und Versuche an Dokumente heran zu kommen, u.a. bei der Kita und beim Tierheim. Hat an der einen Stelle besser geklappt, als an der anderen und somit musste ich das am Ende wieder verwerfen. Ich meine mich zu erinnern, dass die Kita die Leitung zwischenzeitlich gewechselt hat und dann Probleme hatten mein Praktikum nachzuweisen. Irgendwie so.
Nehmt mit: Papier ist Gold! Behaltet alles.
Gern. Das freut mich, dass ich dich da etwas erheitern konnte.
Das nervt mich ja immer wieder, sowas. Da haste definitiv etwas getan. Du warst bei denen vor Ort. Du hast die Arbeit erledigt. Das aber irgendwie auch schriftlich nachweisen? Ja nee sorry… da erinnert sich niemand mehr dran.
Extremst! Deswegen werf ich auch echt kein einziges Schreiben weg, welches irgendwas bezüglich meines Lebens enthält. Egal wie bescheuert es wirkt und wie nervig das wegsortieren sein kann
Ich hab einfach ein Ordner wo alles rein kommt
Ja, ich glaube, das ist für alle Beteiligten mehr oder weniger kacke. Ich mach denen da auch nachträglich keinen Vorwurf. Klar, ist das ärgerlich, aber denen werden da auch auf eine Art die Hände gebunden gewesen sein.
Ich hab sonst eine Menge Papier hier und kann 90% meiner Laufbahn nachweisen.
Aber so richtig scheint nichts davon zu zählen.
Ist so mein generelles Problem.
Hast keinen Abschluss, hören die Leute dir nicht zu, ehe du erstmal in einer Stunde erzählst und erklärst was du schon alles an Arbeitserfahrung in teils sehr unterschiedlichen Bereichen geleistet hast. Und niemand hat diese Zeit für dich, was du ja auch wieder keinem so richtig vorwerfen kannst.
Ich hab schon drei Mal die Oberstufe und ihre Fächer kennengelernt, kam einmal bis zur 13. Klasse und bin dann gegangen. Aber trotzdem müsste ich wieder bei Null also ab der 11 anfangen. Ist auch richtig so, weil man im Laufe der Jahre vieles vergisst und die 11 eine gute Basis ist. Aber damals als da noch nicht so viele Jahre zwischen den Versuchen mein Abitur zu machen lagen, hat mich das schon enorm frustriert.
Unterm Strich: viel gemacht, aber nichts „verwertbares“ vorzuweisen.
ich versuche das schon alles ein wenig zu sortieren und damit hab ich dann am Ende 6 oder 7 Ordner. Da sind teilweise aber auch noch uralte Unterlagen drin.
Ich hab mehrere mittlerweile:
Jobcenter, Gesundheit, Fixkosten, Arbeit
Und da wir in Deutschland Papier lieben, haste damit halt wirklich nix, was am Ende relevant ist… sehr frustrierend
Das mache ich dann innerhalb des Ordners.
Ich kann all die Praktika, Maßnahmen, Jobs und Schulbesuche ja schriftlich nachweisen, aber die sind zusammen genommen irgendwie nichts „offizielles“ wert, außer du triffst auf Arbeitgeber, die Zeit und Ressourcen aufbringen können; die sich deine Geschichte anhören wollen und daran festmachen können, dass du viel kannst und eine Chance verdient hast.
Aber das dies nicht die gängige Methode ist, weiß nicht. Kannste auch keinem vorwerfen irgendwie.
Was bunte Lebensläufe betrifft, hab ich zuletzt im Theater sehr gute Erfahrungen machen können.
Naja. Letztlich will ich mein Abi nachholen, um endlich studieren zu können.
Das ist so das Ziel, von dem ich nicht loskomme(n möchte).
Das sind halt keine Auszeichnungen/Abschlüsse, sondern nur kleine Punkte für viele. Da muss man wirklich einen eher offen und, ja sagen wir mal „modern“ eingestellten Chef gegenüber haben, damit er dafür bereit ist, dies auszuprobieren.
Denke das liegt daran, dass im Theater auch eher ein relativer Wildwuchs herrscht und Menschen aus allen Richtungen aufeinander treffen. Dadurch sind diese häufig auch eher alternativ und offen für Menschen mit ähnlichen Lebenserfahrungen. Ist zumindest mein Bauchgefühl.
Viel Erfolg damit. Selber gehe ich jetzt nach fast 20 Jahren nochmals zur Uni (also nächstes Jahr dann) um da endlich meinen Bachelor zu machen. In Deutschland selber auch mit meiner schulischen Ausbildung mehr als gut durchgekommen, aber vor allem im Ausland können Uni-Abschlüsse schon unglaublich wichtig sein.
Je nachdem in welchem Theater du dich wiederfindest herrscht auch ein Bewusstsein für Soziale Missstände und generell ein Verständnis für Politik.
Die versuchen dann ihren Beitrag zu leisten, indem sie solche „gestrandeten“ Menschen auffangen.
Beispiel das Theater, in dem mein Freund angestellt ist und das geflüchteten Menschen die Chance gibt eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker bei ihnen zu machen.
Privat war bei solch einem Azubi zuletzt so viel Stress, dass er die Ausbildung am Ende nicht gepackt, aber trotzdem die Chance und Unterstützung durch Nachhilfe zb erhalten hat, die Abschlussprüfung und - soweit ich mich gerade erinnern kann- sogar das letzte Ausbildungsjahr nachzuholen.
Die geben ihn einfach nicht auf und erkennen den Stress an, den er mit seiner Fluchterfahrung und dem Umgang von Behörden mit Migranten hier täglich aushalten und verarbeiten muss.
Das Theater, in dem ich zuletzt mein Praktikum gemacht habe, hat in seiner Schreinerei Menschen angestellt, die teilweise sehr große Lücken in ihren Lebensläufen hatten und über lange Zeiten keine Perspektiven. Dauerkunden beim Arbeitsamt, Langzeitarbeitslose, gesundheitliche Probleme, Sucht, etc… Teilweise waren die null theateraffin und wären daher niemals auf die Idee gekommen dort mal arbeiten zu können. Die kommen aus Handwerksbereichen und kleinen Firmen, in denen die ausgebeutet wurden. Teilweise waren die auch ziemlich derbe drauf und politisch sind wir mal an unserem Pausentisch im Malsaal, was immer so ein Treffpunkt für alle anliegenden Bereiche war, aneinander geraten, aber willkommen war erstmal jeder und alle haben eine Chance erhalten. Das war wirklich wholesome so rückblickend betrachtet - auch, wenn ich manch einen der Mitarbeiter natürlich regelmäßig für seine sexistischen Sprüche verflucht habe
Das ist wirklich schön zu lesen, dass es diese Orte gibt. Wenn wir irgendwann diesen schrecklichen Ultra Kapitalismus hinter uns gelassen haben, dann wird das hoffentlich der Standard. Man darf ja noch träumen.
Deswegen hab ich mich aufm Bau schon vor bald 25 Jahren nicht wohl gefühlt. Dieses Machismo und Chauvinismus Verhalten… da bin ich dann einfach vollkommen falsch am Platz. Deswegen waren meine 3 1/2 Jahre Ausbildung zum Maschinenbaumechaniker unter anderem auch die beschissensten Jahre meines Lebens.
Ist mittlerweile alles digital bei mir
Die hab ich aktuell zum Glück ja noch nicht
Die gibt es wirklich, aber auch hier wurde mir diese Perspektive erst durch Kontakte aufgezeigt, wohingegen eine Mitarbeiterin vom Jobcenter mich damals dafür verhöhnt hat, was ich denn so blöde wäre mich im Theater ausbeuten zu lassen.
Dabei saß ich da und habe den konkreten Wunsch geäußert dort arbeiten zu wollen. Das war ein anstrengendes Gespräch, in dem es viel um Autonomie und dem Absprechen davon ging. So eine „Wieso bin ich auf dich angewiesen, wenn ich es selber offenbar besser weiß“ Situation. Aber glücklicherweise waren die darauffolgenden Mitarbeiter im Gegensatz zu ihr kompetent und haben mir transparent und fair aufgezeigt wo deren Grenzen in der Jobvermittlung liegen und mir damit verständlich erklären können woher die Skepsis bei solchen Jobs und daher es eher selten zu Vermittlungen an solche kommt.
Auf der anderen Seite wurden die Mitarbeiter aus der Schreinerei von denen ich eben erzählt habe auch über deren Jobcenter auf das Theater und die Chance dort zu arbeiten aufmerksam. Nun. Musse halt Glück mit dem Personal oder dem Amtssitz haben und dran bleiben, wenn du ahnst ungerecht behandelt zu werden. Plus Kontakte pflegen, die ähnlich betroffen sind, die dir dann berichten können, dass es bei ihnen anders als bei dir war, damit dir überhaupt erstmal ein Licht aufgeht „achso das steht mir also wirklich zu?“.
Hach, ich schweife wieder ab.
Aber hierzu möchte ich noch loswerden:
Heftig! ich habe da so viele Gedanken zu, aber versuche es hinunter zu brechen auf: Ich glaube dir wie beschissen das für dich gewesen sein muss.
Erinnert mich an meinen Vater, ansich eine liebe Seele, aber leicht zu beeinflussen von vermeintlich stark auftretenden Personen. Er war ja selber fast sein ganzes Leben Maurer (und ist es heute glaube ich trotz seines Herzinfarktes zuletzt immer noch)
Hinzu kommt, dass ich selber immer wieder mich zum Horst und mega unbeliebt gemacht habe in so vielen Betrieben und Firmen oder Schulklassen, weil ich nur schwer meinen Mund bei soviel BS halten kann. Hat sich natürlich alles super mit meiner Sozialphobie vertragen Da gab es dann die paar wenigen, die das cool oder mutig fanden, dankbar waren und der andere Großteil, der nichts mit einem zu tun haben wollte, weil man über deren Scheiß nicht lachen konnte.
Und ein Stück weit verstehe ich es heute, wenn Menschen einfach in ihrer Ausbildung zb 3 Jahre lang schweigen oder über den Scheiß aus Verlegenheit und Angst vor Ausgrenzung mitlachen. Es einfach irgendwie aushalten und sich so angenehm wie möglich machen.
Ist nicht ideal und man sollte immer gegen diskriminierenden Bullshit seinen Mund aufmachen oder irgendwie sich dagegen stellen.
Ich verstehe aber mittlerweile auch Menschen, die das nicht mehr können oder wollen.
So generell muss man sich seine „Kämpfe“ wohl achtsam aussuchen.
Keine Ahnung wie das gehen soll, wenn es gefühlt überall und ständig „brennt“. Nun.
Haha, ja klar. Eben nach 3 Wochen endlich einen Termin für die MRT Auswertung bekommen.
20. März 2023
Vier fucking Monate um ein Bild anzugucken!
Ohja. Da kann ich deine Geschichten auch wirklich sehr gut nachvollziehen. Gute wie schlechte. Manche Mitarbeiter schauen dich echt nicht mal mitm Arsch an und wollen dich einfach gefühlt so schnell es geht wieder los werden und andere nehmen sich wirklich Zeit und versuchen eine passende Lösung zu finden.
Besonders meine letzte Person, die ich für die Umschulung als Kontakt hatte, war ein sehr positives Beispiel. Die hatte zwar richtig Haare auf den Zähnen und wirkte im ersten Moment sehr unangenehm, aber sie wusste einfach sehr genau Bescheid und nahm kein Blatt vor den Mund. Da wusste ich dann halt auch direkt was ich wie, wo erreichen kann.
Danke… ich war da echt vollkommen fehl am Platz und wurde selbst im 3. Lehrjahr noch wie ein Volltrottel behandelt… nur weil ich halt nicht so drauf war, wie die.
Das ist wirklich sehr wichtig. Ich bin nun generell kein Mensch, der Konfrontationen sucht, aber ich scheue mich auch nicht davor, falls nötig. In manchen Situationen bringt es auch einfach absolut nichts, den „Kampf“ zu beginnen, da man eh in dem Moment schon verloren hat. Die Person gegenüber will eh nicht eine andere Sichtweise aufgezeigt bekommen, sondern nur die eigene bestärkt wissen. Wenn man das nicht tut, dann wird dicht gemacht und nur noch mit Trotz reagiert. Da halt ichs dann ganz wie mein Opa immer sagte „einfach lächeln, winken und Arschloch denken“.