Ich hab jetzt gerade „Die Klänge der Magie“ von Pascal Wokan hinter mir und bin leider ziemlich enttäuscht.
Ich bin ja immer ein Freund davon, wenn jemand neue Magiesysteme aufmacht, aber hier überzeugt mich die Welt, die Geschichte und die Magie leider nicht.
Ich verpacke das ganze mal in drei Bereiche.
Geschichte
In Legentum (Land, Region, Stadt(?)) herrschen die Götter über die Menschen.
Legentum ist aber ziemlich am Arsch. Es gibt die herrschenden Götter die im Überfluss leben, die Elite, der es auch noch verdammt gut geht und den Pöbel in der Unterstadt, der im Dreck lebt. In diesem Dreck gibt es auch eine Unterwelt mit Banden und Gangs.
Dort erwacht in einem Jungen eine magische Gabe und deswegen wird er von einer Bande traniert um die Götter zu stürzen.
Parallel wird ein Gott in die Unterstadt entführt und sieht die Schattenseiten von Legentum.
Viel mehr passiert auch nicht. Es gibt ein paar Mysterien über die Magie die nach und nach gelöst werden, aber von der eigentlichen Handlung war es das.
Das ist halt schon ein ziemlich generischer Plott. „Oben“ beutet „Unten“ aus und „Unten“ versucht „Oben“ zu stürzen.
Das Buch versucht viel, aber nichts richtig.
Bisschen Gesellschaftskritik, bisschen Bandenkrieg, bisschen Religion, bisschen Moral und eine homöopathische Dosis Politik.
Und gefühlt passiert nichts.
Charaktere
Mit guten Charakteren steht und fällt ein Buch, meiner Meinung nach.
Und leider bin ich mit keinem Charakter warm geworden. Die sind alle ziemlich blass und auch hier wieder generisch.
Echte Charakterentwicklung findet nicht statt und die Charaktere springen wahnwitzig schnell in ihrem Glauben und ihrer Zuneigung.
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Und noch ein extra Schmankerl:
Besonders habe ich mich über den Gott „Tapferkeit“ geärgert - der ist nämlich eine wahnwitzig dreiste Kopie von Sandersons Gott Lichtsang aus Sturmklänge.
Die beiden sind 1:1 identisch. Verwenden die gleiche Art Sprache, Humor Sarkasmus und handeln identisch und rebellieren auf die gleiche Art und haben sogar exakt den gleichen Diener mit dem sie auf die gleiche Art philosophieren.
…und beide opfern sich zum Schluss für das Wohl des Reiches.
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Da Lichtsang einer meiner Liebsten Charaktere von Sanderson ist, habe ich mich maßlos geärgert.
Worldbuilding
Tja, was soll ich sagen, der Autor schafft einfach keine Welt, er bedient sich nur. Nichts hier ist kreativ.
Das ganze Ding findet nämlich einfach im antiken Rom statt. Der Autor tut zwar so, als hätte er mit „Legentum“ etwas eigenes geschaffen, aber die komplette Gesellschaftsform wurde inklusive Bezeichnungen einfach übernommen.
Die Oberschicht heißt Patrizier, die Unterschicht Plebejer. Auch die Bezeichnungen für Gebäude, Waffen, Kleidung, etc. sind einfach die Bezeichnungen aus dem antiken Rom.
Es gibt auch das Kolosseum in dem Gladiatoren kämpfen und der Göttervater zum Schluss den Daumen, nach Wunsch des Pöbels hebt oder senkt. Der Autor hätte dem Buch einen Gefallen getan, wenn er einfach „offiziell“ das Buch im antiken Rom ansiedelt und nur den Faktor Magie hinzufügt - so wirkt es nur unkreativ abgeguckt.
Auf das Magiesystem wird auch nicht näher eingegangen. Ist man magisch begabt, dann stehen einem die Klänge einfach immer jederzeit ohne Begrenzung oder Voraussetzung zur Verfügung. Ist auch ziemlich intuitiv, denn der Protagonist hat das alles nach 4-5 erklärenden Sätzen drauf und kann dann eben ohne Einschränkung durch die Stadt fliegen.
…und wenn man ehrlich ist, ist auch das hier wieder ein bisschen zu stark von Sandersons Allomantie „inspiriert“, aber ohne auch nur ansatzweise dessen Tiefe zu erreichen.
In Summe ist das alles zu wenig.
Zu wenig Tiefe, zu wenig Entwicklung, zu wenig eigene Ideen.
Und das eben mit einer 08/15 Pöbel gegen Adel Geschichte die sich zum Schluss super wirr auflöst in recht langatmige Kapitel gepackt.
Ich kann wirklich niemandem dieses Buch empfehlen.
Es ist nicht grauenhaft und der Autor weiß schon wie man schreibt. Aber man fiebert nicht mit und legt es zum Schluss mit einem Schulterzucken weg.
In meinem Fall habe ich mich sogar mehrfach richtig über die Ideenlosigkeit und den „Ideendiebstahl“ geärgert.
Wer darüber hinweg sehen kann findet ein vernünftig geschriebenes, aber sehr beliebiges Buch.
Weiß nicht, ob du ihm da unrecht tust. Also natürlich ist es dann Rom, aber es liest sich für mich nicht, als ob er es verstecken will. Er nutzt das bekannte Setting, um darüber hinaus kreativ zu sein, würde ich sagen. Das Problem ist nämlich, wenn alles neu ist und 50 Begriffe eingeführt werden, dass man den Leser zunehmend verwirrt. Daher sind ja viele Geschichten an irgendwas angelehnt, was der Leser schon kennt.
Ich mein Sanderson nutzt für seine Allomantie auch erstmal „reale“ Metalle und dann für die Special-Metalle dann neue Begriffe. Wenn die jetzt alle fancy neue Begriffe hätten, würde der Leser die immer durcheinander bringen, was jetzt die besonders Seltenen sind.
Habe aber das Buch nicht gelesen. Nur meine allgemeine Einschätzung aufgrund deines Textes
Sowas fände ich ja cool. Würde er sagen, dass es Rom oder das römische Reich ist und man hätte den Senat und all das, dann wäre das für mich völlig okay.
Aber es wird eine fiktive Stadt geschaffen, mit fiktiven politischen Spannungen und Systemen, einer fiktiven Religion einer fiktiven Architektur und einem fiktiven Bandensystem, in die er dann einfach massig „römische“ Begriffe und Gegenstände wirft.
Zumal sich das Verhältnis zwischen Patrizier und Plebejer z. B. im Buch auch von den „echten“ unterscheidet. Zwar nicht gewaltig, aber zu sehr als das man sagen kann „Okay, das hier sollen die „römischen Verhältnisse“ sein.“.
Ich bekomme das wahrscheinlich nicht richtig rübergebracht, aber auf mich hat es oft so gewirkt als hätte er keinen Bock gehabt sich selbst Begriffe oder gesellschaftliche Normen/Zusammenhänge auszudenken und deswegen vieles ein bisschen an Rom angelehnt. So muss er sich keine Platte mehr machen sich selbst Begriffe und gesellschaftliche Konventionen auszudenken, wenn sie nicht zentral für die Handlung sind.
Wenn keinen Bock hat sich was auszudenken, dann wird Rom genommen, wenn er ne Idee hat was anders zu machen, dann wird es fiktiv. Also nichts Halbes, nichts Ganzes.
Aber das ist auch gar nicht mein Hauptproblem.
Es ist mehr die Summe der Ideenlosigkeit.
Der Plot ist eben auch nicht sonderlich neu oder überraschend. Die Charaktere auch ziemliche Standardware (bis auf „Tapferkeit“) oder eben nicht stimmig.
Die Magie wird auch nicht sauber ausgearbeitet sondern nur plump angerissen.
Aber ich schick dir das Buch gerne vorbei, wenn du dir ein Bild machen willst - wär ja mal spannend zu wissen, wie das andere lesen.
Das erste secret project Buch von Brandon Sanderson ist jetzt vorbestellbar, falls jemand den Kickstarter verpasst hat. Das Buch heißt „Tress of the Emerald Sea“ und ich liebe es sehr!
Ist wohl Geschmackssache. Wenn ich sowas lese denke ich immer der Autor liest sich gerne schreiben (wie: hört sich gerne reden) trägt damit aber nichts zur Geschichte bei.
Zum einem World Building und zum anderen einfach etwas comedy zum Auflockern der Situation in der Story.
Klar ist es Geschmackssache ob einem der Stil gefällt oder nihct, aber zu sagen es würde aus Prinzip nichts zur Geschichte beitragen ist schon arger Quatsch.
Es ist ein wechsel zwischen Ich perpesktive der Chars und dem Narrator gespielt von Hoid (Ist zum Teil Brandon selber vom Stil/Feel, aber offiziel erzählt hier die Cosmere Figur Hoid alles.)
Bin jetzt bei Kapitel 10 und ist schon alles sehr Comedy angehaucht. Dazu ne umgekherte Damsel in distress Story wo diesmal die Heldin den Prinzen rettet und mit viel HUmor + Satire zum klassichen Vorbild.
Und genau Hoid/Wit als Erzähler ist ja die Ursache für diesen Erzählton. Genau wie Sachen erwähnt werden, die ein „normaler“ allwissender Erzähler nicht wüsste. Ist schon sehr Cosmere-lastig, aber sehr offen.
Für mich ist die Doug-Sache darum ziemliches worldbuilding, bzw. cosmerebuilding und gleichzeitig erfährt man etwas über Hoid.
Hab jetzt das Buch vor 10 Tagen beendet und gleich das Audiobook hinterher (Mit Michael Kramer der alle Hoid Szenen in glaube sogar allen Werken vertont.)
Es fühlt sich dabei noch mehr an als würde man mit Hoid am Lagerfeuer sitzen und seiner Geschichte lauschen.
EIN WAHRES MEISTERWERK für mich und gebe eine 10/10 für Tress of the Emerald Sea.
Habe sogar meine 3te jemals geschriebene Amazon Review dafür verfasst ^^