Als das damals rauskam war man natürlich als Kind anders sozialisiert. Die Kinder sollten Angst haben. Auch bei anderen Märchen und Geschichten geht es darum. Geh nicht alleine in den dunklen Wald, sei nicht frech zu der Dame, lüge nicht usw.
Wir hatten da in unserer Kindheit auch schon anderes gesehen und gehört. Und ich sehe das dann beim Struwwelpeter eher als überspitzt an heute. Das man verhungert weil man seine Suppe nicht isst, die Daumen abgeschnitten bekommt wenn man dran lutscht oder vom Wind weggetragen wird, wenn man bei Gewitter alleine rausgeht ist schon furchteinflößend in einer Welt, in der es weder Elektrizität noch weit verbreitetes Wissen über das, was 20 km weiter ist gibt.
Ich finde man übertreibt da immer. So brutal find ich die Geschichten nun auch nicht. Klar, kann man die als Torture Porn verfilmen, aber im Grunde ist sowas wie das Daumen abschneiden oder Verhungern super abstrakt. Meine Fantasie hat das nie weitergesponnen.
Es war auf mich bezogen. Da war man mal hungrig, aber hat nie gehungert.
Man stellt sich ja auch nicht vor, wie Max und Moritz Knochen zersplittern, während sie langsam zu Mehl verarbeitet werden. Die Bösen wurden bestraft und hihi sind jetzt Mehl.
Man weiß jedenfalls nicht, wie sich das als betroffener anfühlt. Dass man mal bisschen mehr als sonst Hunger hat ja, aber wirklich so sehr hungern, dass man daran zugrunde geht, kann ich mir selbst jetzt nicht vorstellen, wie sich das tatsächlich anfühlen würde. Ist ja zur Not hier immer irgendwas da…
Also ich hatte sie auf jeden Fall nicht. Ich bin da eher bei dem, was @Herzer sagt: das war alles eher abstrakt für mich und nicht so konkret. Daher hatte ich da auch keine Angst oder so.
Dennoch finde ich, dass der Struwwelpeter gerne auch aus den Kinderzimmern verschwinden kann.