Ehy ich kann alles überbieten, wenn es um Peinlichkeiten geht (siehe 80 Prozent meiner Beiträge) und diese viel zu lange Geschichte:
Neonomide verliebt sich in eine aus seiner Klasse und denkt, dass er es ihr unbedingt sagen muss. Doch wie? Zu schüchtern, um sich mit ihr zu verabreden und zu feige, um es ihr zu sagen. Also, muss er wohl schreiben. Aber was? Ganz klar, Liebesgedichte und davon ganz viele, denkt sich der 10 Jährige Idiot und macht sich ans Werk.
Das Problem: Er kann nicht schreiben. Also nicht richtig und haut einen Rechtschreibfehler nach dem anderen rein. Er weiß, dass da sicher jede Menge Fehler drin sind, aber kann das niemanden probelesen lassen. Die Schmach wäre einfach zu groß.
Um das irgendwie auszugleichen spart er über Wochen hinweg und kauft sich sich eines abends Pralinen; und weil er zu viel schlechte Filme geschaut hat, holt er auch noch zwei Kinokarten.
Das alles verpackt er so gut und schön es seine zwei linken Hände zulassen und kritzelt den Namen der Angebeteten oben aufs Paket. Er streift sich seine Jacke über und will los, doch dann kommt der Vater:
Wo er zu so später Stunde denn hinwolle? Lieber würde Neonomide sterben, als es zu verraten, doch man will ihn ohne Erklärung nicht aus dem Haus lassen. Es ist schon dunkel. Neonomide ist zu überfordert, um sich eine Ausrede einfallen zu lassen und zu dumm, um das üppige Paket zu verstecken. Ein Blick von Vater genügt und er weiß was Sache ist und lässt den hochroten Jungen passieren.
Er steigt in den Bus und ne halbe Stunde später steht er vor ihrer Tür - so aufgeregt wie noch nie in seinem Leben. Er will auf die Klingel drücken, sein Zeigefinger bewegt sich wie in Zeitlupe auf den Messingknopf zu, doch drückt nicht. Neonomide hat Schiss und fühlt sich beobachtet. Neonomide tut das Paket hastig auf die Fußmatte und rennt um sein Leben.
Auf der Rückfahrt fängt es an zu regnen. Zuhause angekommen stellt ihn sein Vater promt zur Rede. Die Dummheit schlägt wieder zu und Neonomide gibt dem sehr neugierigen Papa resigniert einen groben Überblick.
Man ist erstaut, ob all der Mühe und greift sogleich zum Telefonhörer. Was man denn vorhabe. Na, was wohl? Anrufen und sagen, dass man das Paket schnell reinholen solle, sonst wird das ja ganz Nass.
Panik macht sich breit und es wird laut. Doch der Vater lässt sich von seinem Vorhaben nicht abbringen und wählt darauf los.
Freizeichen. Freizeichen. Freizeichen. Eine Stimme!
Der Knabe kann sich das nicht antun und schließt sich in sein Zimmer ein. Erschöpf und wütend lässt er sich in sein Bett fallen. Irgendwann schafft er es einzuschlafen. Der letzte Gedanke ist ein tröstender:
Er hat vergessen seinen Namen im Paket zu hinterlassen und vielleicht ist Papa klug genug, nicht so sagen von wem er der Vater ist.