Das ist richtig, aber der Kachelmann hattte ein gutes Interview gegeben. Dort wird auch erwähnt, dass es früher mal heiß war. Statistiken zeigen aber auch, dass sich Hitzerekorde seit den 80ern verdoppelt haben. Nun zwei Sommer hintereinander mit der Hitze nun keine Ausnahme mehr sind und es so spannend weitergegt.
Müller: Und wenn das jeden Sommer so ist, dann reden wir nicht übers Wetter, sondern übers Klima?
Kachelmann: Wir reden übers Klima. Ich glaube, man kann und darf nicht in Zweifel ziehen, dass das Klimawandel ist, wie man ihn auch immer nennt, dass wir auch das sind, die einen großen Teil dieses Klimawandels ausmachen – das ist das, was passiert. Wenn Sie das grönländische Eis abschmelzen, wenn Sie dort vor allem rund um Grönland einen Kältepool machen und dann eine Gegenbewegung kreieren wie jetzt über Mitteleuropa, von Südwest- nach Mitteleuropa, über uns hinweg kriecht Richtung Skandinavien, dort haben Sie dann diesen warmen Gegenstrom oder besser gesagt heißen Gegenstrom, wie wir ihn jetzt im Moment erleben.
Und das ist dann eine Wetterlage, die sich dann eben richtig festtackert über längere Zeit, und das ist das Problem, mit dem wir im Moment zu tun haben und wie es aussieht womöglich nicht nur letztes Jahr, nicht nur dieses Jahr, sondern womöglich auch die nächsten Jahre häufiger zu tun haben werden. Das ist aber eine Besonderheit natürlich auch in unserer Region. Es ist jetzt nicht so, wie man auch immer liest, die Welt brennt und die Arktis brennt und so, es ist halt leider wie immer bei so was, was gerade populär ist, es gibt Extreme und es gibt auch Blödsinn auf beiden Seiten.
Die einen, die einfach diesen ganzen Klimawandel in Abrede stellen, das ist völliger Blödsinn. Aber auch die andere Seite, die so tut, als ob jetzt die ganze Welt gleichermaßen davon betroffen wäre, das ist auch Blödsinn. Wir sind hier in einem speziellen Grönland-Brennpunkt, weil eben Grönland dort ist, wo es ist, und weil wir dort sind, wo wir sind. Und deswegen ist es auch durchaus eine Besonderheit im weltweiten Vergleich.
Müller: Das wird ja in der Wissenschaft und von den Experten unterschiedlich gedeutet, unterschiedlich auch gesehen und interpretiert, gibt es ja verschiedene Schlussfolgerungen dann auch. Wollen wir vielleicht gar nicht auf diese Metaebene zu sehr eingehen. Wir haben da noch mal nachgeschaut, haben wir festgestellt, vor 16 Jahren haben wir auch an dieser Stelle mit Ihnen ein Interview geführt, das war der große Sommer 2003.
Der war deshalb groß, weil er auch schon so heiß war und weil die Alpen plötzlich in den Fokus wieder kamen, weil die Gletscher schmelzen und so weiter. Das war auch ein ganz, ganz, ganz heißer Sommer. War das noch eher eine Ausnahme und jetzt haben wir die Regel?
Kachelmann: Das ist richtig, es gab auch schon früher heiße Sommer – es wird auch viel vergessen, es gab auch früher schon Hagel und solche Dinge. Es ist nicht alles plötzlich Klimawandel, aber es häuft sich jetzt das, was man uns auch vorhergesagt hat seit Jahren und Jahrzehnten, von daher war 2003 schon noch eine Einzelsache, die es auch schon früher gab.
1959 war es extrem über mehrere Tage hinweg, also es gab auch schon früher Sommer, aber in dieser Häufung jetzt im Moment – wie gesagt, es ist auch noch ein bisschen früh, jetzt schon in ganz, ganz, ganz große Hysterie auszubrechen, aber wir müssen schon sagen, nach 2018 ist es natürlich sonst statistisch relativ unwahrscheinlich, dass 2019 das eigentlich mehr oder weniger so schon wieder stattfindet.
Und wir werden in den nächsten Jahren – 2020, 2021, ich muss gar nicht weiter aufzählen – halt einfach sehr schnell wissen, wie groß unsere Sorge sein muss und wie schnell wir uns an diese neue Welt anpassen müssen, wenn es so bleibt.
Müller: Sie haben das gerade noch mal ausgeführt, es gab immer wieder heiße Sommer. Dann haben wir gestern gelesen, in Deutschland gibt es seit 1980 mehr als doppelt so viele Hitzerekorde wie zuvor, also ein ganz klarer Trend, der jetzt auch in den kommenden Jahren, egal was hier passiert – politisch, umweltpolitisch – auch nicht aufzuhalten ist.
Kachelmann: Das ist sicher richtig so, also das ist auch signifikant. Wie gesagt, es soll niemand sagen und kann niemand sagen, angesichts dieser Statistik, die so eindeutig ist, dass kein Klimawandel stattfindet. Und auch noch mal gesagt: Das sind auch wir, zu einem großen Teil zumindest wir, die wir das machen, und es ist zu befürchten, dass diese Entwicklung sich immer weiter so fortsetzt.
(https://www.deutschlandfunk.de/kachelmann-zur-hitzewelle-kein-zweifel-dass-das-klimawandel.694.de.html?dram:article_id=454636)