Die 20. Legislaturperiode (Teil 1)

Ja gut, wie gesagt - dann muss das Handwerk eben noch ein paar Jahrzehnte Plakatkampagnen gegen die Akademisierung fahren, anstatt zu einer wirklich attraktiven Alternative für jene zu werden, die es sich wirklich aussuchen könnten (das wäre ja viel zu teuer, wo sollen dann die 7000 Euro im Monat herkommen?).

Du kannst ja gerne einen Betrieb führen, wenn das so mega einfach alles ist. Mit schlauen Sprüchen kommst du da bloß nicht besonders weit.

Aber wie gesagt, was soll ich mit dir abgeben. Du landest auf der Igno-Liste. Adieu :wave:

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Aus eigener Erfahrung kann ich dazu sagen, dass es einem auch sehr schwer gemacht wird die Ausbildung zum Erzieher zu bekommen bzw. zu schaffen mit den Umständen. Ist bei mir jetzt nur ein Einzelfall aber es ist viel umständlicher als damals bei meiner kaufmännischen Ausbildung.

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So mancher Student würde staunen, wenn er sehen würde, was so mancher Handwerker nach Hause bringt.

Ich wollte den Sozialassistenten machen, um dann später den Erzieher zu machen. Ja nun meinen Schnitt von 3,1 wollte die entsprechende Berufsschule nicht annehmen, weil sie nur bis 3,0 annehmen. Da bin ich dann Koch geworden :smiley:

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Ja ist bitter :face_with_diagonal_mouth: Bei meiner Frau gab es ein Bewerbungsgespräch mit 5 Interviewern wo sie ihr Prüfungsfragen gestellt haben… Sie hat einen Bachelor, Aupair Erfahrung, Praktikas etc. und ihr wurde nach 5 Wochen ohne Begründung abgesagt.

Das ist aber auch ziemlich kleinkariert von der Schule. Mein Cousin hat damals mit Ach und Krach die Realschule gepackt und ist trotzdem Erzieher geworden, obwohl ihm das Umfeld ständig davon abgeraten hat.

Sowas ist ja mal mega dumm.

Jaaa, diese Berufsfelder sind immer am schreien und jammern wie schlecht es um den Nachwuchs bestellt ist und das besonders Männer fehlen und dann das.

…es ist, als gäbe es da ein Muster. :smirk:

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Es ist eine Verschwörung

Ist bei weiten Teilen im Handwerk auch so. Wenn die IHK den Betrieben quasi schon vorschreibt, sie brauchen keine Hauptschüler einzustellen, weil die die Prüfung nicht packen" , dann bleibt halt leider nicht mehr viel ürbig.

Ich denke man sollte nicht jeden Betrieb als „Ausbeuter“ brandmarken. Natürlich gibt es da auch Ausbeutung, aber das ist ja nicht auf diese Branche beschränkt. Ausbeutung gibt es überall.

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Bei einigen lesen ich hier die selbe Platte wie vor 20 Jahren.
Ja die bösen Ausbeuter Betriebe die ihre Lehrlings nur zum putzen für Minimalgehalt einstellen und nen 1er Notenschnitt verlangen.

Es mag ja vor 20 Jahre solche Zeiten gegeben haben, aber die sind lange lange vorbei.
Fast jede Branche sucht händeringend nach Mitarbeitern.
Mit jedem Handwerker den ich rede, das selbe, alle haben Such-Anzeigen an ihren Fahrzeugen und Geschäften. Viele haben gar keine Mitarbeiter mehr und machen alles selber so lange wie es halt geht.

Jeder Azubi der wirklich Interesse an einem Job hat, kann sich heute aussuchen wo und zu welchen Konditionen er sich ausbilden lässt.
Dieses „ohne Studium hast du auf dem Arbeitsmarkt keine Chance“, hat sich insbesondere bei den jungen Eltern die solche Zeiten oben vielleicht erlebt haben, enorm verfestigt.
Aber selbst bei den Behördenjobs gibt es ja inzwischen enormen Bedarf.

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Ich hab letztens mit dem Betriebsratsvorsitzenden der örtlichen Schaeffler Werke (Autozulieferer, Top Löhne) gesprochen und ich konnte es kaum glauben. Er hat mir gesagt, dass sie ihre jährlichen 30 Ausbildungsstellen, die sie anbieten nicht mehr besetzt bekommen. Und teilweise sind die Bewerbungen so schlecht, dass sie sie eigentlich gar nicht einstellen wollen.

Das hat mich dann schon ziemlich schockiert. Das ist ein IGMetall Betrieb, der seine Azubis bisher immer übernommen hat und absolut ordentliche Gehälter bei 35h Woche zahlt.

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Klingt halt nicht nach ner Branche mit Zukunftspotenzial. Wieso sollte man das machen wollen?

Und die Branchen mit Zukunftspotenzial wurden in D durch rückwärtsgewandte Politik konsequent torpediert.

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Du kannst mich gerne anpingen, ich bin da nicht so empfindlich.

Es gibt keine Guten und Bösen. Es gibt Leute, die sich im Angesicht einer schrumpfenden Arbeitsbevölkerung für oder gegen Karriereoptionen entscheiden (und die früher eine solche Wahl gar nicht gehabt hätten).
Ich bin der Ansicht, sie haben dafür durchaus handfeste Gründe, die über Imagefragen und Mantras von „ohne Studium kein Arbeitsplatz“ hinaus gehen - und an denen man über die Distanz als Handwerks-, Industrie oder Handelsbetrieb beziehungsweise deren Interessenvertretung was ändern könnte, damit diese Berufe wieder attraktiv werden, anstatt pausenlos der Zielgruppe vorzuhalten, dass sie nicht in der Lage ist die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Wenn das die selbe Platte ist wie seit 20 Jahren, ja gut. Über diese 20 Jahre hat sich halt die demografische Situation auch immer weiter verschärft. Es fängt gerade erst so richtig an, dass Betriebe um Arbeitskräfte konkurrieren.

Das ewige Lamento über den Zeitgeist (übrigens wurde auch vor 20 Jahren bereits mit Sorge betrachtet, dass viel zu viele Abitur machen) entbindet hingegen von jedem Mitwirken. Da kann man dann nur warten und hoffen, bis sich die Gesellschaft von selbst wieder einbekommen hat.

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Der Schwund an Auszubildenden liegt ja an mehreren Dingen:

  1. Uni- Einschreibung ist einfacher als ne Bewerbung beim Handwerksbetrieb
  2. Studierendenleben als Event
  3. Viele Menschen sehen ihre Zukunft eher in der Stadt als auf dem Land und wenn man schon umzieht wieso dann nicht auch Studieren statt dort ne Ausbildung zu machen.
  4. Man fühlt sich generell unfreier, und unflexibler wenn man nur eine Ausbildung gemacht hat. Denn wenn man nach der Schule eine Ausbildung macht, dann meist doch im heimischen Wirtschaftsstandort, der meist wirklich nur begrenzte Möglichkeiten hat.
  5. Studienberufe versprechen generell moderneres Arbeiten mit gewissen Standards und Praktiken.
  6. Durch die Rentenunsicherheit drückt es natürlich auch Menschen eher in die finanzielle Unabhängigkeit was automatisch heißt, man will die großen Brötchen in seinem Leben backen. Um als Handwerker soweit zu kommen, muss man sich ja selbstständig machen, mit all den Risiken einer Unternehmensgründung.
  7. Industrieberufe klingen einfach herausfordernder als nun irgendwie jeden Tag eine Heizung zu installieren. Die Menschen haben auch einfach Bock auf ein angemessenes Bildungsangebot und Karriereoptionen.

Man muss halt sehen, dass die Leute, die es schaffen, noch Abitur oben draufzupacken, das auch eher machen, als sich zu früh für einen Handwerksberuf entscheiden, aus dem sie dann nicht mehr rauskommen ihrer Vorstellung nach. Und wenn man dann Abitur hat, wieso dann nicht auch das Studium oben draufsetzen und dann schauen was geht.

Die ganz schlechten Bewerber sind halt eben die Nische die man noch hat, dann muss man halt schauen, dass man diese gut ausgebildet bekommt und generell schaut, dass man sich versucht in diesem kleinen Markt iwie zu profilieren.

Und 20 Jahre davor wurde lamentiert, dass zu wenig Leute Abitur machen und studieren, als das Deutschland als Industriestandort konkurrenzfähig bleibt. Entsprechend hat man ja die Tore an die Gymnasien und Unis sperrangelweit aufgemacht.

Wahrscheinlich auch immer eine Konsequenz des dreigeteilten Systems wo immer es eine Konkurrenz gibt. Ich meine die Qualität der Werkrealschüler wird wahscheinlich auch stetig abnehmen, einfach weil weniger Lehrer darauf Lust haben. Und wenn dann sowas wie ein Gymasium halt nur die Universitätsreife im Auge hat, bleibt sowas wie die Ausbildung von Interesse in Richtung Handwerk eher gering.

Was ich meine, das System wird sich notgedrungen abschaffen zu einer Gemeinschaftsschule, sodass ein Wechsel in den Karrieren flexibler ist, statt dass man in der Realschule nur handwerkliche Dinge im Technikunterricht lernt und auf dem Gymnasium nur ingenieurstechnische Dinge macht. Dann kann man auch den Qualitätsabfall in den allgemeinen Fächern in den Realschulen aufhalten. Man braucht einfach ein flexibles System des Fordern und Förderns und nicht ein System in dem dein Leben schon mit 10 Jahren vordefiniert sein soll.

Die Bosch hier vor Ort schwenkt gerade zum Bau von Brennstoffzellen um, ZF von Hybridgetrieben auf Komponenten für Elektroantrieb usw.
So ziemlich alle Industrieunternehmen bei uns im Saarland schwenken gerade auf, ich nenns mal zusammenfassend Zukunftstechnologien, um. Zudem sind das so die best bezahltesten Arbeitsplätze hier vor Ort, die man ohne Studium bekommen kann. Ich weiß nicht genau, was die Schaeffler plant, aber ich bezweifle, dass die Industirie keine Branche mit Zukunftspotential ist, gerade bei so wenig Fachkräften.

Ich weiß durch meinen Job, dass die ganzen kleinen und mittelständigen Maschinenbauer, die Metallverarbeiter oder was es da alles sonst noch so gibt hier im Saarland gerade auch keine Leute finden, obwohl sie gerne wachsen würden, da das Geschäft teilweise unfassbar gut läuft. Aber wenn nicht mal die Großen noch Leute finden haben wir ein echt großes Problem.

Ich wollte damit eigentlich aufzeigen, das Problem gibts nicht nur im Handwerk. Und es hat auch nicht nur mit Bezahlung und Arbeitsbedingungen zu tun.

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Also ich kann bei mir ganz persönlich sagen, dass ich sehr wahrscheinlich kein Studium angefangen hätte, wenn meine Eltern mich nicht dazu gedrängt hätten (beides Akademiker übrigens). Und jetzt nach 7 Jahren mehr oder weniger verschwendeter Lebenszeit kann ich guten Gewissens behauptet, dass das die vollkommen falsche Entscheidung für mich war. Es ist einfach nicht meine Art zu lernen.
Ich bin ich aber schon in eine andere Stadt gezogen, habe hier gute Freunde gefunden und will jetzt nicht wieder woanders hinziehen, um eine Ausbildung anzufangen. Hab hier schon nach Ausbildungen gesucht und auch drei Sachen gefunden, die ich grundsätzlich interessant fand (ja ich weiß, ist nicht sehr viel).
Einmal als Veranstaltungstechniker bei der Stadt, was nicht geklappt hat. Einmal als Techniker bei Bosch, wo ich schon hätte pendeln müssen aber auch nicht zustande gekommen ist. Und einmal als Zweiradmechaniker, wo der Betrieb auf seiner Webseite stehen hatte, dass sie einen Ausbildungsplatz haben. Mir aber nachdem ich eine Bewerbung abgegeben habe gesagt wurde, dass sie gerade niemand weiteres ausbilden können.
Klar könnte ich bei irgendeinem Betrieb Bürokaufmann oder ähnliches machen. Da gibt es mehr als genügend Angebote. Aber ich würde gerne einen Job haben, der mir auch ein bisschen Spaß macht. Und meine aktuelle Arbeitsstelle ist zu gut, als dass ich einfach irgendwas nehmen wollen würde. In sofern kann ich aus persönlicher Erfahrung die Aussage „Alle Betriebe suchen händeringend, finden aber niemanden“ nur so teilweise nachvollziehen.

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Mein alternativer Traumjob wäre ja, Knöllchen für Falschpakerïnnen zu verteilen. Hätte dann auch richtig Bock, mich mit denen anzulegen.

Jetzt schneide ich halt Filme. Hab ne IHK Ausbildung gemacht trotz 1er Abitur, hätte auch Mediendesign oder sowas studieren können.
Hab also genau gemacht, was die anti Studiums Bubble immer will. Glaub trotzdem nicht, dass das das ist, was die wollen ^^

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Ich bin übrigens nicht anti Studium, ich bin anti „nur wer Studiert is gut und wichtig in unserer Gesellschaft“ und das wurde eben sehr sehr sehr viele Jahre allen so eingetrichtert und sich danach ausgerichtet auf dem Arbeitsmarkt.

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