Die 20. Legislaturperiode (Teil 1)

Es ist keine Semantik-Frage, wohin man mit dem Ticket fahren kann, um das es geht.
Man kann die Planung auch nicht vom Ist-Zustand trennen, außer man möchte die aktuelle Lage der von Armut Betroffenen ignorieren. Wir gehen eben nicht von einem weißen Blatt aus, sondern von einer Lage, in der man (in Köln) die 40 Euro für ein Monatsticket fürs Stadtgebiet ausgibt - und das wird von der Stadt auf deren eigene Rechnung subventioniert.

Ich verstehe den Punkt (trotz der Fixierung auf Regelsätze - das ist gegenüber Geringverdienern ziemlich paternalistisch, aber geschenkt). Ich halte aber die Debatte um ein bundesweites Nahverkehrsticket für ein denkbar schlechtes Beispiel dafür.

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Das Amtsgericht Bad Iburg hat drei frühere Angestellte eines inzwischen geschlossenen Schlachthofes schuldig gesprochen. Es verhängte gegen den 46 Jahre alten früheren Geschäftsführer eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren, die 33 und 35 Jahre alten früheren Mitarbeiter erhielten neun Monate zur Bewährung. Außerdem müssen die drei Männer insgesamt 6500 Euro an den Tierschutzverein Osnabrück zahlen.

Die hat mal die volle Macht des deutschen Justizsystems getroffen! Allein die Geldstrafen sind wirklich lächerlich niedrig.

Ich verstehe nicht wieso da nicht im Mindesten noch ein Berufsverbot für Tierhaltung oder -handhabung mit rausspringt.

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das beispiel der regelsätze veranschaulicht mMn gut, dass die bevölkerungsgruppe der von armut betroffenen gar nicht erst mitgedacht wird.
das ist keine „fixierung“ sondern man kann mMn die von mir kritisierte problematik gut festmachen.

gesellschaftliche teilhabe mittels mobilität ist bei den derzeitigen preisen für den öpnv für von armut betroffene stark eingeschränkt oder gar nicht möglich. selbst der 49 € vorschlag exkludiert von armut betroffene von vornherein schon in der planung.
das ist mein punkt.
das hat zunächst mal nichts mit der finanzierung auf kommunaler ebene zu tun oder ob arme menschen sich nur in den stadtgrenzen bewegen dürfen sollen oder bundesweit, sondern zielt eben genau auf den medial verbreiteten vorschlag ab.
wo du da bei mir paternalismus sehen willst, ist mir schleierhaft, aber das soll wahrscheinlich eh nur eine persönliche spitze wie die „fixierung“ sein - geschenkt.

diese art der argumentation, dieses „besser als nix“ und das „mehr ist mit dieser oder jener partei oder lobbygruppe eh nicht drin“ oder „man muss diskurse vom kompromiss her denken“, führt eben auch bspw. zu solchen auswüchsen wie
wir haben uns zwar auf das 1,5° ziel geeinigt, aber 2,5° ist besser als nix, da kann man dann schon mal froh sein.
das entzieht jeder kritik, die auf das „das ist nicht genug“ abzielt, die daseinsberechtigung.

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Oh, bitte.
Wenn im Regelsatz 49 Euro stünden, würden wir diese ganze Konversation nicht führen. Jedenfalls ging es bis jetzt mit keiner Silbe darum, ob und unter welchen Umständen 49 Euro Mobilitätskosten pro Monat und Person angemessen und Teilhabe sichernd sind, sondern nur, dass das im Regelsatz nicht erstattet wird.

Die „Veranschaulichung“ unterschlägt laufend alle von Armut Betroffenen, die nicht auch ALG II empfangen. Die Gleichsetzung von geringem Einkommen mit Hilfsbedürftigkeit, das ist der Paternalismus.

Wenn du von Armut Betroffenen mehr Teilhabe mittels Mobilität ermöglichen willst, sollte aber zielgerichtet geholfen werden durch höhere Regelsätze oder so Dinge wie Sozialtickets. Das muss nicht das bundesweit gültige Ticket leisten.

Für die Mehrheit der Bevölkerung wäre ein bundesweit gültiges 50-Euro-Ticket bezahlbar, eine deutliche Verbesserung und ein gutes Angebot (besser noch ergänzt durch ein günstigeres regionales Ticket). Und laut Umfragen sind die Menschen auch bereit, für einen guten ÖPNV zu zahlen.

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Uff!

ich habe es offenbar trotz gefühlt endlosen wiederholens nicht geschafft, dir begreiflich zu machen, dass kernpunkt meiner kritik die planung und kommunikation des 49 euro tickets ist, und dass ich diese kritik versucht habe, mit einem beispiel zu veranschaulichen.

ich glaube aber, die von dir rezipierte verdrehung willst du entweder nicht sehen oder aber meine kommunikationsfähigkeiten reichen dafür nicht aus.
im übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass ich ALGII beziehende und menschen mit geringem einkommen nicht gleichgesetzt habe, geschweige denn mit paternalistischer absicht. der verweis auf die hartz4 sätze war, wie bereits gefühlt dutzendfach wiederholt, aber dennoch ignoriert, ein beispiel zur veranschaulichung.
die dichotomie aber, die du da aufmachst, berücksichtigt wiederum weder aufstocker noch andere sozialleistungsempfänger. und ich frage mich auch, was man damit bezweckt.
aber seis drum. denn ich denke, wie gesagt, in dem punkt geht es schon lange gar nicht mehr um die sache, sondern darum, eine persönliche spitze zu formulieren.

Welche denn?

meinetwegen. (es sei denn, dass für von armut betroffene von bundesweiter mobilität dann ausgeschlossen würden, wenn sie bezahlbare tickets o.ä. nur für ihre region erhielten)
aber das wird ja gar nicht erst mitgedacht oder kommuniziert.
das ist ja mein punkt, dass das nicht geschieht.
genau dieses ignorieren, ist exakt das, was ich kritisiere.

Really? Dauert keine zehn Sekunden, um in Google zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen.

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Wie soll denn eine Konversation geführt werden wenn man nur noch nach Antworten bei google sucht?

Dinge beim überfliegen: häufig nur einzelne Städte oder zu besonderen Anlässen (smog), paar mal auch gelesen von ‚war einmal‘ und sehr viel bus.

Ich muss mir mal die einzelnen Städte genauer anschauen und wie da der opnv aussieht. Ich schreib dazu morgen dann ausführlicher was.

Was ich mir gut vorstellen kann ist vorallem kostenlosen opnv in Dörfern usw…wo auch selten mal ein bus vorbei fährt.

U-Bahn und Tram sind teurere Angelegenheiten. Die aber eben effektiver und schneller große massen bewegen können aber eben auch kosten.

Welche Konversation? Ich bin davon ausgegangen, dass es den meisten bewusst sei, weil das hier ja auch nicht zum ersten Mal diskutiert wird. Es ging darum, dass man kostenlosen Nahverkehr in anderen Ländern entweder erprobt oder bereits umsetzt und man sich hierzulande dagegen sträubt bzw. gar keine Lösungen finden will, um es zu ermöglichen, u.A. weil man das ja - oh no! - stetig weiterentwickeln müsse.

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Läuft das dann wieder auf „Wir haben kein Geld“ hinaus? Weil das hast du schon mehrfach erwähnt. Wenn es aber darum geht, ob der Staat den ÖPNV komplett finanziert oder ob der Staat den ÖPNV finanziert und noch ein bisschen was durch Fahrkarten reinkommt, bevorzuge ich immer die erste Option. In beiden Fällen wird er in Deutschland wohl nach wie vor unterfinanziert sein.

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Und ich hatte im Studium das Gefühl, dass das sehr gut funktioniert. War allerdings auch Corona. Gab im tagesspiegel mal ein Interview mit Constance Carr, einer Geographin an der Uni Luxemburg , wo sie Bilanz über die ersten zwei Jahre zieht.

Die Erbsenzählerei mittels eines weiteren TL;DR-Beitrags können wir uns beide ersparen, finde ich, denn darum ging es zu keiner Zeit, sondern um die mangelnde Bereitschaft der Bundesregierung - und in diesem Falle insbesondere der FDP -, sinnvolle Politik fortzusetzen. Die Fortsetzung des beliebten 9€-Tickets z.B. scheitert nämlich nicht an irgendwelchen imaginären Summen oder den bösen Linksextremisten, sondern am Autolobbyisten Lindner, dessen eigenes Ministerium aktuell übrigens immer noch genau dies vehement zu verschleiern versucht, seinem neoliberalen Mob und den anderen Koalitionsparteien, die sich durchgängig abkochen lassen.

Deutschland ist angeblich ein reiches, hochtechnologisiertes Land, aber die wichtigen Zukunftsentscheidungen treffen gefühlt trotzdem immer die anderen Länder, was z.B. auch das Experiment mit der Vier-Tage-Woche beweist, wohingegen wir lieber über 42-Stunden-Woche und Rente mit 70 fabulieren, weil wir immer mehr in eine von Musterboomern regierte und gedachte Bananenrepublik abdriften, die sich nahezu aller Zukunftsfragen verwehrt und sich mit kurzfristigen Haurucklösungen von einer Krise zur nächsten hangelt.

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Deutschland und Luxemburg lassen sich aber auch nur ziemlich bedingt vergleichen

Stimmt, Deutschland hat höchstwahrscheinlich deutlich mehr finanziellen Spielraum aber dafür denkfaule, korrupte PolitikerInnen, die sich lieber in Buzzword-Tiraden über „Gratismentalität“ und „Linksextremisten“ auslassen, anstatt seriös ihrem Job nachzugehen.

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