Der Chef von Mercedes appelliert an eine zukünftige Bundesregierung die Krankmeldungen nicht mehr so einfach möglich zu machen. Das gehe in Deutschland viel zu einfach. Im Vergleich zu anderen Staaten wäre hier alle doppelt so viel krank
Nehmen Sie den Krankenstand in Deutschland, der ist laut verschiedener Studien so hoch wie lange nicht. Auch in unseren deutschen Werken ist das so. Unsere Werke sind überall auf der Welt gleich, es gibt die gleichen Gesundheitsleistungen, die gleiche Arbeitsumgebung. Und trotzdem ist der Krankenstand in Deutschland teils mehr als doppelt so hoch. Ich sitze jedes Jahr einmal mit unserem verantwortlichen Werks-Arzt zusammen. Dann frage ich ihn: Was können wir tun, um das zu verbessern? Er sagt dann immer: nichts über das hinaus, was wir schon machen. Das müsste man politisch lösen. Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden. Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch.
Ist das ein Auftrag an die neue Bundesregierung?
Die neue Regierung muss Deutschland den Spiegel vorhalten. Und sie muss mit großer Ehrlichkeit schauen, was gut läuft und was nicht. Und dann muss sie auch bereit sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen.
Und der einzige Unterschied zwischen allen Standorten ist die Art der Krankschreibung. Da haben sie sicherlich richtig ordentlich recherchiert und sich ganz Doll Mühe gegeben um es für ihre Angestellten besser zu machen.
Ich bin ja der Ansicht, das jemand der ü10 Mio im Jahr mit nachhause nimmt, mal schön die Fresse halten sollte über so was wie Solidarität unter seinen Angestellten.
Diese Attitüde, dass Krankenstand sowas wie Blaumachen wär und es eigentlich viel zu einfach sei, dass man „krankmacht“ (auch ne furchtbar Formulierung), sagt auch nur wer, der auch noch nicht mehr geleistet hat, als in seinen Chefpostenschreibtisch reinzufurzen.
Immer wieder interessant, wenn irgendwelche Firmenchef, Arbeitgeberverbände oder Politiker im Interview sind und solche Schlagzeilen entstehen. Wenn ich den Tagesschau-Artikel lese, gab es wohl irgendwann auch noch bei der Welt einen Bericht, wo anonym irgendwelche Arbeitnehmer - wahrscheinlich der geringste Anteil - dann erzählen, wie sie blau machen. Und schon glaubt wieder jeder, dass alle wieder faul seien, blau machen. Echt ein Witz.
Apropos, telefonische Krankmeldung. Aber ich nehme an alle Fachfremden können es wohl besser beurteilen. Da geht es dann nach Gefühl.
Die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann widerspricht: Die Erfahrungen aus der Pandemie hätten gezeigt, dass die telefonische Krankschreibung verantwortungsvoll genutzt wurde und eine Möglichkeit sein kann, die Arztpraxen gerade in Infektionswellen zu entlasten, sagte sie den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Für den hohen Krankenstand der letzten Monate und Jahre gibt es eine Vielzahl von Gründen. Die telefonische Krankschreibung gehört nach allem, was wir wissen, nicht dazu.“
Die Wissenschaftler des ZEW sehen die telefonische Krankschreibung ebenfalls nicht als relevanten Faktor für die erhöhte Zahl der Krankschreibungen. Der Verlauf der Fehlzeiten von 2020 bis 2023 spreche gegen diese. So sei während der zeitweisen Aussetzung der Maßnahme kein Rückgang der Zahlen zu beobachten gewesen. Die Forscher empfehlen ebenfalls, das Vorgehen beizubehalten.
Ich finde es in erster Linie eher besorgniserregend, dass die Schlussfolgerung von einem hohen Krankenstand die Annahme ist, die Leute würden einfach nur blau machen.
Die gesamte Situation hat eine Lösung, alleine da sollte man sich doch schon hinterfragen.
Vielleicht sollte man das kränkelnde Gesundheitssystem mal überdenken. Die Überlastung der Arbeitnehmer, die in vielen Bereichen zusätzlich zur Belastung auf Arbeit eingebunden sind.
Und außerdem haben wir seit 2020 eine neue Krankheit die mit der guten alten Grippe zusammen im Herbst durchs Land zieht.
Solche Aussagen zeigen eigentlich zu deutlich die Weltanschauung von solchen Menschen.
Ein anderes Bild zeichnet auch der aktuelle Gesundheitsreport des BKK-Dachverbands der Betriebskrankenkassen (BKK): Demnach sank die Zahl der Krankschreibungen 2023 mit 22,4 Fehltagen pro Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr leicht. Gleichzeitig wurde mit durchschnittlich 11,5 Arbeitsunfähigkeitstagen je Fall ein neues Zehnjahrestief erreicht.
Mich wundert es mal gar nicht. Es ist halt die einfachste Stimmungsmache und nun nimmt man halt die Krank- bzw. Blaumacher. Nachdem man schon den jungen Menschen vorgeworfen hat, dass die alle faul sind und nicht arbeiten wollen. Das alle Bürgergeldempfänger nur faul sind und nicht arbeiten wollen. Themen wie 4-Tage-Woche oder generell weniger arbeiten bedeutet gleich, dass alle faul sind und nicht arbeiten wollen. Home Office, alle faul und zu bequem. Alles tut unserer Wirtschaft und unseren Unternehmen weh. Das kommt dann von Unternehmenschefs, vom Konzern oder am besten noch Familienunternehmen, wo man sich alle an die Hände hält und sagt „We are family“ , die verschiedenen Arbeitgeberverbände oder halt von der Politik. Und ab an lässt sich auch noch ein Prominenter dazu hinreißen und sagen, dass alle faul sind und gar nicht arbeiten wollen.
Lustig würde ich es eher finden, wenn sich einfach ein paar kranke Arbeitnehmer, denen die Rotze im Gesicht runterläuft einfach ins Werk gehen und sich bei Ola Källenius melden. Dann würde der wahrscheinlich sagen, „Nene, sie meine ich gar nicht. Bleiben sie bloß zu hause.“ Noch besser jemand, der dann am Band umfällt. Na dann möchte ich aber gerne mal die Schlagezeile lesen. Das kommt bestimmt gut.
Wir werden abgehängt, sind der Kranke Mann Europas, und du beharrst auf deine Krankheitsprivilegien?! Meine Güte, komm doch mal endlich aus dem Quark!
Die Polen machen sich doch schon über uns lustig, selbst die Griechen haben uns überholt, und du redest von Überlastung. Nene, unglaublich…
Grundsatzlich ist es aus gesundheitsökonomischer Sicht schon spannend zu erfahren, warum beim gleichen Arbeitgeber, bei gleicher Arbeit der Krankenstand mehr als doppelt so hoch ist
Mir kommt da ein Faktor in den Sinn den müsste ich erst machschauen
Und ist es nicht so dass zb in Frankreich es die ersten 7 Tagen bei Krankheit kein Geld vom Arbeitgeber gibt
Und ich würde vermuten dass eine Woche den größten Teil der Krankheitsdauer von Arbeitnehmern ausmachen
Wobei viele Firmen das anders handhaben und im Gegensatz zu uns die Gewerkschaften da in Frankreich ja noch viel aktiver sind etc.
Und der Quatsch vom Mercedes Menschen mit „überall gleiche bedingungen“ stimmt doch auch mal würde ich sagen nicht.
In Deutschland hat man „krankmeldung“ in den USA hat man „sick days“.
Und in Deutschland hat man zb, gerade wenn die Firmen jetzt wieder home office zurückfahren, das thema, dass wenn man als AN wenig krank war und sich nicht hat krank schreiben lassen sondern zb nur mal 1 Tag krank war weil der AG sagt dass man erst am dritten Tag die Krankschreibung braucht, dass man nicht weiß ob zu viele 1 Tages „selbst krankmeldung“ einem blöd ausgelegt werden, weswegen man evtl dann doch zum Arzt geht, der einen dann gleich 3 oder 5 Tage krank schreibt.
Auch so dinge wie Belohnung für wenn man nicht krank war ist ja ein hochproblematisches thema, aber was ich so mit kurz googlen gefunden habe, gab oder gibt es sowas bei mercedes USA,
sprich, nein die bedingungen sind nicht überall gleich, der Typ labert einfach Müll
Ja, alles gleich in anderen Ländern, würde ich wirklich gern gegenüberstellen. Entgeltfortzahlung, Kündigungsschutz, Gesundheitsleistungeb, Betriebsrat, Gewerkschaften etc. Aber vielleicht ist das alles, wo do Politik den Rotstift ansetzen soll laut ihm.
Hm. Ich hab jetzt nichts davon nachgeschlagen, das klingt aber in anderen Ländern bei gleichen Unternehmen, gleichen Werken schon anders. Und das ist Gewerkschaft. Wer kann mir nun garantieren, wie das bei anderen Themen ist?
Beim NLRB waren zuletzt Beschwerden von Mercedes-Beschäftigten aus Alabama eingegangen, die unter anderem unfaire Maßnahmen des Unternehmens wegen ihrer gewerkschaftlichen Aktivitäten beklagten. Zudem hat die UAW eine Beschwerde nach dem deutschen Lieferkettengesetz wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverstöße eingereicht, die auch das Recht auf gewerkschaftliche Organisation umfassen.
Wie die ARD-Korrespondentin Claudia Sarre berichtet, hatte Mercedes mit Flugblättern und Schildern eine „aggressive Kampagne gegen den Gewerkschaftsbeitritt gefahren“. Sogar eine externe Beratungsfirma hatte der Autobauer dafür engagiert. Laut UAW-Chef Fain habe Mercedes die Gewerkschaft „aktiv bekämpft“.
Die republikanische Gouverneurin in dem südlichen Bundesstaat, Kay Ivey, warnte dem ARD-Studio Washington zufolge die Arbeiter davor, dass sie durch einen Gewerkschaftsbeitritt ihren Job verlieren könnten.
In erster Linie wahrscheinlich weil der Dude einfach lügt
Man findet ja gleich Recht schnell Klarstellungen der Krankenkassen, Statistiken und Studien die zeigen das wir diesen angeblichen hohen Krankheitsstand in DE den alle Grad ansprechen gar nicht haben.
Soll nicht heißen das es durchaus von Land zu Land unterschiedliche Mengen an Krankheitsausfällen gibt. Und in DE wird’s schon X Prozent mehr sein weil Leute eben Krank sein können und dennoch Gehalt bekommen. Das ist nicht in jedem Land der Fall und dann schleppen sich halt Leute unterbezahlt und krank ins Werk weil die Familie Essen muss.
Der Mercedes Lulatsch sollte aber besser mal das Maul halten bei solchen Themen da der 100% mehr Tage frei macht als jeder echte Blaumacher und sein ganzes Geld auf der Ausbeutung anderer beruht
Ich denke dabei an Dinge die ggf einfach nichts mit der Arbeit zu tun haben müssen bzw nur indirekt.
Es gibt ja durchaus auch mehr als nur Arbeitsbedingungen die dafür sorgen, dass Menschen arbeitsunfähig sind.
Kann mir vorstellen, dass so Dinge wie Fachärzte-Mangel sich auch die Genesung der Mitarbeiter stark auswirkt. Wenn ich teilweise Wochen bis Monate warten muss bis Leiden wirklich untersucht werden, werden Leute bis dahin öfter mal ausfallen und vermutlich auch länger benötigen um wieder gesund zu werden.
Und wenn ich aus meinem Erfahrungsschatz greife, dann ist die Situation mit Kinderbetreuung halt auch ziemlich auf Kante genäht. Was zum einen halt einen mentalen Mehraufwand mit bringt. Es gibt halt einfach Wochen im Jahr, wo man wirklich schwer sein eigenes Leben planen kann. Hinzukommt, dass Kind Kranktage auch endlich sind und die 30% Gehalt die einem dann fehlen auch nicht für jeden einfach so wegzustecken sind, gerade jetzt wo Leben zusätzlich noch teurer wird.
Es ist halt etwas stark kurz-gedacht der einfachen Krankmeldung die Schuld dafür zu geben. Das hat halt wieder die selben vibes so oft. Ein komplexes Problem kriegt eine einfache Lösung, die auf Lasten der ruht, die sich dagegen am wenigsten zur Wehr setzen können.
Es bröckelt am System und das möchte man reparieren in dem man die Bedingungen verschärft.
Zeit hat jetzt noch mal nachgelegt und unter anderem mal mit Zahlen gespielt:
„Man kann die Kosten dieser Maßnahmen anhand der Steuerstatistik ungefähr beziffern. Der Abbau des Rest-Soli schlägt mit 12,5 Milliarden Euro zu Buche, die Senkung der Unternehmenssteuer um fünf Prozentpunkte mit 17,4 Milliarden Euro, die Entlastungen bei der Einkommensteuer mit rund 20 bis 30 Milliarden Euro. Macht insgesamt rund 50 bis 60 Milliarden Euro. Und das Jahr für Jahr. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass die Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer und der Erbschaftsteuer erhöht werden und die Stromsteuer sowie die Netzentgelte sinken sollen. Genau wie die Umsatzsteuer in der Gastronomie. Das ergibt zusammen noch einmal rund zehn Milliarden Euro an Steuerausfällen, die übrigens auch die Länder träfen.“