Die Entwicklung von RBTV - Programm & Sender III

Im weit verzweigten Geäst eines Forums zeigt sich in einem Thead immer wieder ein vertrautes Verhalten: Einzelne Empörte beginnen ihre Klagegesänge anzustimmen. Mit beeindruckender Sicherheit zeichnen ihre schrillen Laute ein Bild von früheren Zeiten, in denen vermeintlich alles besser war. Sie singen von persönlichem Empfinden und eigenen Vorlieben.

Interessant ist das Verhalten der Gruppe, wenn einer ihrer Rufe Bestätigung findet und vereinzelte Artgenossen in dieses sehr persönliche Klagelied einstimmen.
Aus dem einsamen Gesang formt sich eine Choreographie mehrerer Individuen und das Lied über persönliches Empfinden wandelt sich zu einer Hymmne über gefühlte Wahrheiten und Weisheiten aus alten Überlieferungen.

Doch im selben Biotop leben auch die Faktenwächter. Sie bewegen sich mit der Ruhe und Präzision durch die Diskussion.
Sie lassen sich nicht anstecken von dem trügerischen, lauten Gesang und wiederlegen die Behauptungen durch fein abgestimmte, klare Töne, die wie Nadeln zustechen.
Weniger laut, aber stetig und fleißig.

Ein Konflikt entsteht: Während die Empörten ihre subjektive Wahrnehmung verteidigen und emotional aufladen, bleiben die Faktenwächter kühl, sachlich und konzentriert. Doch die nüchternen Argumente prallen oft an der emotionalen Rüstung der Empörten ab. Die Diskussion gleicht einem Tanz, bei dem beide Seiten unterschiedliche Rhythmen verfolgen.

Der Thread wächst und windet sich, die Dynamik bleibt unverändert: Persönliche Empfindungen gegen nüchterne Fakten. Für den unbeteiligten Beobachter ergibt sich ein faszinierendes Spektakel – ein klassisches Beispiel dafür, wie tief die Kluft zwischen Wahrnehmung und Realität in dieser Wildnis sein kann.

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