Ich finde ja Journalismus über Kultur interessant. Die Inspiration aus dem Konsum einer kreativen Leistung zu nehmen, um dies in einen Text fließen zu lassen, welcher selbst ein Stück Kultur wird. Das ist dieser Selbstbefruchtungsmechanismus der Kreativität, auf dem wahrscheinlich jede Schaffenstat beruht.
Solche Texte sind eben im Feuilleton überall zu finden. Aber es gibt natürlich auch viel nüchterner Journalismus, der in Form eines Informationsmagazins eben Empfehlungen ausgeben kann und hier mehr das Infotainment im Vordergrund steht. Da geht natürlich Quantität vor und man erwartet keine Texte für die Ewigkeit.
Aber man sollte schon fähig sein, eigenständige Gedanken formulieren zu können, man hat ja eben auch eine Absicht, was genau man dem Zuschauer präsentieren will. Das braucht aber auch den kreativen Raum sich mit dem Objekt fundamental auseinanderzusetzen. So kann ich mir vorstellen, wenn die To-Do Liste lang ist, die Wertschätzung von 5 Sätzen Text gering und insgesamt nicht die Zeit gegeben wird, dass diese 5 Sätze zu schreiben, eben auch bedeutet, dass man zuvor 3h Material gesichtet haben muss, dass man dann sagt: Ich spare mir das und gehe den kürzeren Weg.
Die 5 weiteren Nebenjobs warten ja auch noch auf mich und es gibt eh niemanden, dem es so wichtig ist, was ich mache, dass es keiner kontrolliert.
Und da ist man eben bei der systematischen Aufarbeitung. Einerseits, wenn so eine Sache raus kommt, dann sagt man immer (nach außen), dass Sorgfalt erwartet wird. Aber wenn dann intern die Bezahlung, die Aufgabenverteilung oder Kontrollmechanismen anschaut, dann scheint es oft eben nur Geplapper. Denn wieso sollte ein Unternehmen, dass jedes Jahr, dass es nicht bankrott geht, anfangen, die Ausgaben für 5 Sätze Text, der eh versendet wird, verdoppeln. Man verbrüdert sich im Geheimen und sagt einander unausgesprochen: Mach es, aber lass dich nicht erwischen.
Ich denke, so kann das Geschäft, das an sich nur mit Werbeeinnahmen funktioniert, und damit immer sehr volatilen Launen ausgesetzt ist, überleben. Aber selbst, wenn Geld vorhanden ist, ein Vollzeit Arbeitender würde ja pro Arbeitstag evtl. 15 Sätze schaffen. Das kann man ja nicht entlohnen. Das wären irgendwie 120 Euro Lohn und nochmal soviel Lohnnebenkosten. Für einen reinen Text, noch nichts auf die Kamera gebannt oder gebastelt. Und dann ist die Person evtl. noch krank und kann nicht arbeiten.
Deshalb machen so was meist freie Mitarbeiter für ein Fixgeld - fertige Leistung gegen 50 Euro auf die Kralle. Anders will so was keiner finanzieren und ich kann das auch verstehen. Ist eben nicht wertzuschätzen, sich ein Sache für 3h oder mehr anzuschauen, und dann ne simple Zusammenfassung darüber zu schreiben. Von der es eh schon 100 Versionen gibt. Und wie gesagt, der Tag ist voll, damit der Geldbeutel nicht leer ist.
Ich gehe deshalb auch nicht davon aus, dass die Stelle so neu besetzt wird. Entweder man verzichtet auf MaZen in Bada-Binge komplett oder man kauft sich eben den Text ein, bei jemanden, der sich schon die Mühe gemacht hat.
Natürlich ist es schade, dass es nun soweit gehen musste und nicht vorher den Mut zur Ehrlichkeit gegeben hat. Aber ich hoffe, dass Sandro das irgendwann als Erleichterung sehen wird, und er eine erfüllendere Aufgabe finden kann.