Das erwartet ja niemand wirklich. Ich finde, das ist einer der Reibungspunkte, wenn Meinungen als absolutes Wissen verkauft werden und gerade bei Rassismus und Sexismus dicht gemacht wird. Was ich dahingehend erwarte, ist bei diesen Themen auch einen Funken Offenheit und Empathie mitzubringen.
Also das was du als „Kriegserklärung“ vielleicht wahrnimmst, verstehe ich als Reibungspunkt. Und gerade bei Diskriminierungen weigere ich mich dann problematische Sachen so stehen zu lassen, weil ich Eindruck habe, dass das schon viel zu lange gemacht wird und die Leute denken: Ah, ist dann wohl ok.
Es scheint eben auch ein Effekt von Partizipation zu sein, dass mit den steigenden Partizipationsmöglichkeiten auf den sozialen Netzwerken „gewohnte Meinungen“ (a la, das würd man ja wohl noch sagen dürfen, etc,) hier einen Umbruch erfahren, weil eben von Sexismus, von Rassismus, von Transfeindlichkeit Betroffene sich zu Wort melden. Und das sind Wortmeldungen, die vorher nicht so viel Raum hatten.
Das ist meiner Beobachtung nach auch einer der Gründe, warum rechte Parteien Erfolg haben. Sie sagen dir (nur beispielhaft): Du bist weiß, du bist deutsch, du bist wichtig, alles was deine Identität betrifft, kannst du mit Stolz füllen.
Die „progressive Seite“ sagt dir, das ist sexistisch, das ist misogyn, dass ist rassistisch, das ist ableistisch, das ist transfeindlich - und dieser Zugang erschüttert dann das eigene Bild, was man von sich hat. Und ab dem Punkt wirds immer geladener, weils unangenehm ist. Was wiederum verständlich ist.
Am Ende kommen wir aber um all die Auseinandersetzungen nicht herum. Die finden auf einer strukturellen Ebene statt (warum hatte ich das nie in der Schule, im Institut, oder Film, oder Serie oder Unterhaltungsshow?), aber auch auf der individuellen (was mach ich jetzt daraus?). Warum denke ich, wie ich denke? Warum spreche ich, wie ich spreche? Warum handle ich, wie ich handle?
An der Stelle mach ich natürlich das Zugeständnis: Da bin ich in meinem Stil wohl zu direkt. Einerseits denk ich: Educate yourself. Du bist schlau genug, dass zu verstehen und dich zu informieren (allgemein gesprochen). Auf der anderen Seite, sehe ich ein, dass es eine softe und gefällige Antwort braucht, weil eben auf sturktureller Ebene ein Vakkuum herrscht, wie wir über Sexualität, Sexismus, Misogynie, transfeindliche Misogynie, LGBTIQA*, Identität, Ableismus oder Rassismus aufklären oder wie solche Positionen sich jetzt Platz im öffentlichen Diskurs erkämpfen müssen. Das hat sich in den letzten 10 bis 20 Jahren vielleicht schneller verändert als uns bewusst ist.
An der Stelle also vielleicht auch ein Hoch auf das Forum, dass es uns genau zu diesem Punkt der Diskurse zusammenbringt.