So… jetzt habe ich positiv gestartet, das war mir wichtig… denn eigentlich bin ich aus einem anderen Grund hier…
Heute, am Freitag, … nachdem ich von den Jugendlichen zu meiner Station ging und dann mich der Dienstübergabe anschloss, bemerkte ich bereits, dass viel los ist… und auch Anspannung im Team…
Ich bemerkte harte, strenge Maßnahmen bzgl. einer Patientin… und dann, ohne die Situation jetzt umfangreich zu schildern, gab es einen Moment, der heftig war… ich bot der Patientim einfach nur freundlich von mir aus Wasser an… ein Kollege reagierte dann, dass dies gerade nicht passend sei und sie warten müsse bis später und das jetzt nicht geht und nicht zu den Bestimmungen passt und ich diese erstmal erfahren müsse… er schickte sie in das Zimmer… und es eskalierte zwischen uns… ich versuchte ihm klar zu machen, dass sie nicht nach dem Wasser fragte, sondern ich es ihr einfach freundlich anbot… er widersprach, sprach sich klar dagegen aus und klang so, als würde ich gerade gegen die Teamentscheidungen handeln… ich erklärte nochmal, dass es um ein Glas Wasser von mir angeboten ging, mehr nicht… Anspannung lag in der Luft… und als ich nicht mehr zu Wort kam, erwähnte ich durchaus, dass ich wünschte, dass man in diesem Arbeitsbereich Mensch sein könne… das „anstatt Arschloch“ konnte ich professionell weglassen
Nun gut… die Situation drängte zeitlich dazu, dass die Schichtübergabe weiterging… er machte Übergabe… ich setzte mich etwas weiter weg um durchzuatmen… alle Anderen spürten sehr, wie dick die Luft und belastet gerade die Situation ist, in der wir uns kollegial befanden… nach ein paar Minuten fand ich innerlich deutliche Beruhigung… und dann kamen ein paar festgelegte Sachen und der Kollege erwähnte direkt, dass das so festgelegt sei und er die nochmals betonen möchte, wie wichtig die Umsetzung sei, da dies auch so klar abgesprochen und vorgegeben sei und sich jeder dran halten müsse und er es erwähnt, da es ja Kollegen gibt, die sich evtl. nicht daran halten… und das halt in einer Art und einem Ton… nun… ich hab ganz klar zu ihm angespannt gesagt, was dieser Angriff gerade bezwecken solle, was er damit machen mag und dass ich durchaus bemerke, dass sich das ganz klar auf mich bezog und weshalb er so persönlich angreift und das in der Übergabe weiterhin vor allen… und ich durchaus mit meinen 12 Jahren Arbeitsdauer auf dieser Station professionell handeln würde und ganz genau einschätzen kann, was ich tue und wann was richtig und wichtig ist…
Nun gut… wir wurden gestoppt, bekamen durchaus den Vorschlag, dass wir kurz ins Dienstzimmer gehen könnten, um uns dort auszusprechen und nicht so gut hörbar im Flur streiten, damit die Kinder auch nichts mitbekommen… der Kollege sagte dann aber klar, dass die Übergabe weitergehen müsse und die Übergabe ging weiter…
Durchatmen… entspannen…
Als die Übergabe zu ende war, ging ich auf den Kollegen zu und fragte, welchen Raum wir für ein kurzes Nachgespräch nehmen wollen würden… da kam dann nur von ihm, dass er morgen eine Prüfung habe und keine Zeit dafür… er ging Richtung Dienstzimmer los… ich sagte ihm noch, dass wir das klären sollten und es sehr scheiße wäre, wenn wir jetzt nicht miteinander ins Gespräch kommen und nun ja… er nahm seinen Rucksack, verabschiedete sich vom Team und ging…
Und ich stand da… mit einem rieisgen WTF!!! innerlich…
Durchatmen, entspannen…
Mir war sofort bewusst, dass ich dringend mit der Praktikantin und der Kollegin sprechen muss, da wir zu dritt Spätschicht haben werden… und es war echt gut so… ich konnte mich kurz aussprechen und wir waren uns alle drei im klaren, dass wir die ganzen bevorstehenden Herausforderungen des Spätdienstes gut durch Absprachen und Zusammenarbeit wuppen müssen… und hey… es klappte und das wobei es am Abend dann sogar noch eskalierte auf Arbeit und letztendlich für uns 2 Überstunden gab…
Außerdem hatten wir zu Beginn noch zu dritt ein Gespräch… eine Kollegin vom Frühdienst und wir beide vom Spätdienst… und es tat uns allen 3en gut, einfach mal rauszulassen, was kollegial gerade die letzten Wochen einfach alles nicht hinhaute… das war auch gut, da jede/r von uns sich nicht alleine mit der Kacke fühlte, der man aktuell teils ausgesetzt ist.
Kurze Zeit nach der Übergabe bekam ich erst das volle Ausmaß der umgesetzten Maßnahmen mit… und mir war klar, dass ich diese nicht im vollen Umfang mittragen kann und werde… und nachdem ich bei der Übergabe schon dieses belastende Gefühl bekam, dass ich womöglich gerade darauf zusteuere, dass es eine spoiler[/spoiler] Beschwerde gegen mich geben könne und dies meine vom letzten Jahr angedrohte Zwangsversetzung bedeuten könne, war ich nervös… belastet… da ich ganz klar wusste, dass die eine Maßnahme über’s Ziel hinaus war… und ich fragte mich wirklich, wie sowas festgelegt werden konnte von diesen Kollegen… ich offenbarte meine Gefühlslage meiner Kollegin kurz… und ich sagte ihr ganz klar, dass ich sowas vor ein paar Jahren schon mal als Maßnahme von einem Kollegen angewiesen bekam und ich verweigerte die Umsetzung, da ich es nicht bereit war durchzuziehen und dass wenn wir das jetzt so durchziehen, ich hart mit mir kämpfen muss, dass ich keine Kinderschutzanzeige gegen uns und unser Team schreiben werde… und ich bin mir der Härte meiner Aussage hier und dort zu diesem Zeitpunkt bewusst… und mir wäre auch klar, dass dies abseits von der Krassheit auch meine Zwangsversetzung 100% bedeuten würde… aber ich habe ihr auch gesagt, dass ich so nicht arbeiten werde… dass es Recht für Patienten, Kinder, Menschen gibt… und mir die Maßnahme härter als Einzelhaft im Knast vorkommt… und ich dies nicht so umsetzen kann… … … und meine Kollegin stimmte mir zu… ging zu einer Therapeutin… und wir konnten die Sache etwas anpassen…
Wer das so festlegte, hat in meinen Augen nichts in der Arbeit mit Kindern zu suchen… egal, wie gestresst man gewesen sein mag und nicht durchdachte, was man da eigentlich festlegte… ich werde einen Weg suchen und finden müssen, dies mit den entsprechenden Personen zu besprechen… auch wenn dies ebenso eine Versetzung bedeuten könnte…
Ich arbeite dort für die Kinder/Patienten und ich gehe Konflikten im Team niemals aus dem Weg, wenn es ums Wohlergehen der Kinder geht! Niemals werde ich aufhören zu widersprechen und mich für die Kids einzusetzen!
Es ist eine Schande, wie man festlegen konnte, dass ein Kind viele Stunden in einem Raum ohne jegliche Beschäftigungsmaterialien bleiben sollte… und das in einem instabilen Zustand „zur Sicherheit“… eine Schande für meinen Arbeitsbereich!!! Mehr eine Erziehungsmaßnahme von vor vielen Jahrzehnten als eine Hilfe, Unterstützung und Fürsorge!
Ich stand nach 12 Jahren Arbeit auf Station echt knapp davor eine Kinderschutzmaßnahme gegen uns selbst einzuleiten… was das für ein krasser emotionaler, aufgewühlter Moment war… und auch noch nachhallt in mir…
Aber in solch einem Moment erkenne ich nur um so mehr, weshalb ich auf jeden Fall dort arbeiten bleiben mag trotz der einzelnen kollegial schwierigen Dinge… es muss sich dort bzgl mancher was verändern… und ich habe heute klar Stellung bezogen… und auch für mich mir selbst bewiesen, dass ich mich nicht mundtot machen lassen werde… nicht schweigen werde… nicht wegsehen werde… selbstkritisch und teamkritisch bleibe… und für mich nichts höher steht auf Arbeit, als das Wohl der Kinder!!! Absolut nichts liegt mir dort seit vielen Jahren mehr am Herzen… und ich denke genau das ist es auch, was viele spüren und wodurch es zu dem vielen positiven Feedback von den Therapeuten mir gegenüber kommt… man bemerkt einfach, dass ich mit Herz dabei bin… und mir das wichtig ist… und mich da auch sicherlich ein gewisser Idealismus begleitet, den ich einfach als erstebenswertes und eigentlich selbstverständliches Ziel für alle im Blick habe…
Ich liebe den Job mit den Kindern. Ernsthaft.
Und auch wenn ich mir oft nicht ihre Namen längere Zeit nach der Entlassung merken kann… absolut jedes Kind ist mur gleichwertig wichtig und ich bin bereit, mich für ihr Wohlergehen einzusetzen und wenn es nötig ist, mich gegen einen Teil des Teams zu stellen
…
Ich habe aktuell Sorge, dass eine sehr guter Kollege demnächst das Team verlassen wird… er bringt immer soviel Freude mit und tut den Kindern echt gut… aber kollegial läuft es da auch schwierig… das Team ist gerade echt zwiegespalten… es gibt die menschlich nahen empathischen… und die eher mächtigen Arschlöcher… ich hoffe, er bleibt
Er hat mir heute auch gesagt, er hätte sehr gerne mit mir gesprochen nach meinem Feierabend, wenn es nicht eh alles schon so krass im Spätdienst gewesen wäre… ohje…
Was soll ich nur machen… wieso kann die blöden KollegInnen nicht einfach verschwinden und die guten dadurch Chancen haben, sich wohlzufühlen und zu bleiben
Er hat sich sogar Mühe gegeben, den Anderen Wege zur Entspannung und Entlastung zu zeigen… hat immer ein offenes Ohr… und bei den Kindern wird er auch sehr gemocht… so ein guter Kollege und zusätzlich echt erfahren im Arbeitsbereich
Ich will nicht, dass es ihm schlecht in unserem Team geht