Ich bin körperlich und psychisch völlig ausgelaugt.
Es ist schwierig für mich das so richtig in Worte zu verpacken, die dann auch noch (hoffentlich) verständlich für Außenstehende sind, aber ich erhoffe mir, dass der alleinige Versuch das zu formulieren, mir schon etwas Platz schafft.
So erschöpft ich bin, so hab ich trotzdem den Kopf voll und sich richtig erholen, abschalten, ein Nickerchen…sowas gelingt mir im Moment tagsüber nicht.
Eher bin ich schwer zu bremsen und überfordere mich.
Aber ich hab seit ca 2 Monaten so eine Lebenslust, will soviel machen, planen, ausprobieren, und vorallem will ich Geld ausgeben. Ich verknüpfe das oder wie drücke ich es treffender aus… Ich hab das so stark in meiner psyche verinnerlicht, dass Geld ausgeben mir ein Gefühl von Unabhängigkeit vermittelt und ich mich damit Erwachsener fühle als ich es in Wahrheit bin.
Meine schlimmsten Zeiten liegen 10 Jahre zurück : ich war an einem Lowpoint, an dem ich mit 19 während meines ersten Klinikaufenthaltes so viel Geld an einem Wochenende ausgegeben habe, dass ich kurze Zeit danach in Rücksprache mit den dortigen Betreuern, meinen Eltern meine EC-Karte gegeben habe. Ich hatte das nicht mehr im Griff und es hat mir Angst gemacht vor mir selber.
Ich denke ich bin davon ganz weit weg und auch meine Therapeutin hat mir das heute bestätigt, dass sie mich heute nicht mehr so einschätzen würde.
Ist vielleicht auch ein wertvolles Überbleibsel aus meiner damaligen Kaufsucht, dass ich heute „noch rechtzeitig“ nervös werde, sobald ich solche Tendenzen bei mir beobachte.
Mir macht diese neugewonnene Energie, die ich seit einigen Monaten habe etwas Angst.
Habe nun seit Monaten kaum ein nennenswertes Wort mit meinen Eltern gewechselt, bis auf die Geburtstagsglückwünsche und 2 sehr kurze Nachrichtenwechsel mit meinem Vater.
Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich mich irgendwie freier fühle. Ich weiß es noch nicht so recht. Vielleicht muss ich den „wahren Grund“ für meine jetzige Lebenslust auch gar nicht kennen.
Angst macht mir all diese Aufregung und dieses Gieren nach neuen Eindrücken und Reizen u. A., weil ich nicht wieder über meine Grenzen gehen will. Ich habe Angst vor dem nächsten Tief. Und sagt man mir ich solle den aktuellen Zustand einfach genießen, kann ich dazu nur sagen oh, glaub mal, das tue ich in vollen Zügen.
Ich bemerke halt nur diese enorme Aufregung in mir und besonders Abends dann vor dem Einschlafen das Gefühl es ist einfach alles zu viel und ich komme nur schwer herunter.
Ich könnte auch noch darüber berichten wie zuversichtlich ich wegen dieser ganzen Widerspruchs-Sache bin.
Ich denke manche können das nachvollziehen, dass von außen vielleicht völlig konträr wirkende Empfindungen, für mich völlig normal sind. Ich freue mich, ich bin überwältigt, aber gleichzeitig ist das auch einfach alles irgendwie zu… Ich tu mich dann doch schwer das richtige Wort dafür zu finden, aber aktuell versuche ich es mal mit „aufregend“? Und gleichzeitig die Befürchtungen jemand liest das und schüttelt mit dem Kopf über all das. Und gleichzeitig weiß ich doch, dass das alles gar nicht jeder nachvollziehen können muss. Und, dass ich das gar nicht kontrollieren kann wie mein Verhalten von anderen empfunden wird.
Es läuft derzeit gut, aber es ist mir gleichzeitig auch einfach alles zu krass.
Ich beobachte mich mit einer Mischung aus Sorge und Vergnügen und gleichzeitig kann ich nicht anders als umzusetzen, was mir an Ideen kommt oder was ich noch für meine Gesundheit tun könnte, woran ich noch arbeiten könnte, bei wem ich mich noch melden kann, welches Konzert ich noch besuchen will, was ich noch an mir optisch verändern möchte, wen ich noch besuchen könnte, was ich noch spielen / lesen /hören muss.
Es fühlt sich fast schon so an, als müsse mich demnächst irgendwas sehr heftiges umhauen, damit ich „endlich“ wieder gebremst werde.
Balance, Gleichgewicht? Was das?