Vor Jahren hatte ich mal ne Freundin, die schwer psychisch krank war (bipolare Störung, Angsstörung). Ich hab damals sehr viel mit ihr durchgemacht. Jede ihrere Phasen in dem gesamten manisch-depressiven Spektrum mitgemacht. Hab sie in die Psychiatrie gebracht, ihr bei Arztterminen geholfen, Einkäufe erledigt, wenn sie das Haus nicht verlassen konnte usw. Helfersyndrom halt. Meiner Psyche hatte das nicht gut getan und ich musste irgendwann auf die Bremse treten. Sie wusste von meinem Depressionen und ich hatte daher mit Verständnis gerechnet. Aber nope. Auf einmal war ich ja mega egoistisch, die zu allem Nein sagt. Ich war so froh, als die zurück in die USA ist und ich somit gar nicht mehr um irgendwelche Gefallen gefragt werden konnte. Sie hatte sich danach auch nie mehr bei mir gemeldet. Zu einem war ich erleichtert, weil mich ihre Art ernsthaft krank gemacht hat, andererseits auch enttäuschend, weil sie mich offensichtlich ausgenutzt hatte.
Ich hatte mir vorgenommen, in Zukunft mit „solchen Menschen“ vorsichtiger zu sein. Wobei ich nie sagen konnte, was genau „solche Menschen“ bedeutet oder wie ich sie rechtzeitig erkenne. Ich bin doch selbst betroffen, daher isses ja dumm, pauschal Leute mit psychischen Erkrankungen zu meiden. Leute, die mich ausnutzen, erkenn ich eh erst dann als
solche, wenn es zu spät ist. Keine Ahnung. Wird schon.
Egal. Entweder ist die Welt voll davon oder ich ziehe solche Leute magisch an. Ich hatte ne Zeit lang ne Freundin, die mir irgendwann offenbarte, tote Menschen sehen zu können und hat wohl auch ein paar psychische Erkrankungen erfunden. Zumindest hat sie Dinge über Therapien erzählt, die für jeden, die mal eine gemacht haben, wenig Sinn ergeben. Oder sie war bei nem Scharlatan in Therapie, who knows.
Auch da war es so, dass ich viel zu lange auf ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen habe und meine dabei ignorierte. Hab mich übernommen, war irgendwann in nem depressiven Tief und von dieser „Freundin“, der es zu der Zeit dank neuer Beziehung usw so gut wie lang nicht mehr ging, war keine Unterstützung zu erwarten. Ihr ging es gut, sie brauchte mich nicht. Erst später, als sie Ärger im Job hatte und wen zum Ausheulen brauchte, war ich auf einmal wieder interessant für sie. Es hat sehr lang gedauert, bis ich den Kontakt mir ihr komplett beenden konnte, da sie schlimmer als eine Klette ist und dann noch in meine damaluge Nachbarschaft gezogen ist.
Ok Vanessa. Diesmal hast du aber daraus gelernt, oder?
Nun…
Wieder ne Art Freundin, Bekannte, nennt es wie ihr wollt. Ich weiß es doch auch nicht. Im Laufe der Zeit offenbaren sich bei ihr einige psychische Probleme. Harte Probleme. Sie sagt mir immer wieder, wie geborgen sie sich bei mir fühlt, dass sie immer so offen sein konnte. Ich würde immer zuhören. Ich wär die einzige, die sie nicht verurteilt. So oft, dass mir das schnell unangenehm wird. Tja, und dann kommts. Irgendwann werden ihre Probleme so viel und heftig, dass ich überfordert bin. Ich bekomm ne ellenlange Whatsapp mit ein paar zu vielen Infos, die mich erschlagen, und ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Gut, ich hätte ihr das so schreiben können. Aber selbst das war mir in dem Moment zu viel und so ließ ich mir Zeit. Erst mal selbst klar kommen und dann vllt ne Antwort formulieren, die passt und sie nicht negativ auffasst o.ä.
Tja… nicht gut. Dass ich nicht zeitnah antwortet war für sie Anlass, mir noch längere Nachrichten zu schicken. Ich würde ja vor Problemen weglaufen usw. Und plötzlich war ihr Bild von mir ein anderes. Sie hatte immer das Gefühl, ich würde sie nicht ernst nehmen usw.
Also auch wieder ein Fall von „Vanessa funktioniert grad nicht, kann mir nicht die Aufmerksamkeit geben, die will und ist damit nutzlos. Weg mit ihr“.
Letzteres ist noch nicht so lang her und beschäftigt mich immer wieder. So auch gerade. Kommt einfach aus dem nix.
Mir ist bewusst, dass das Problem zumindest zum Teil bei mir liegt. Helfersyndrom, nicht Nein sagen können und dann viel zu spät merken, dass man sich übernommen hat. Ich weiß auch nicht, ob ich das jemals richtig lernen werde. Jobtechnisch ja, das hab ich mittlerweile drauf. Aber zwischenmenschlich? Ich fühl mich dann schnell so, als würd ich die Leute im Stich lassen.
Vllt ist es besser, einfach nur die crazy Cat/Plant/Bird/Worm Lady zu sein. Da hab ich solche Probleme nicht.