Emotionskasten - Welches Gefühl bewegt dich?

Ich kann verstehen, dass es für Leute, die sich damit beschäftigt haben und ggf. betroffen sind befremdlich sein kann, wenn jemand sowas sagt. Aber wenn man halt „nur“ jmd kennt, der betroffen ist, man nicht weiß, ob man die Person fragen kann, oder ob das unangenehm wäre etc. und nur die reinen Erzählungen kennt, ohne das was dahinter steckt, finde ich kann man einfach nicht alles wissen. Und da finde ich die Lösung hier zu schreiben, wo viele Menschen auch offen mit ihrer Erkrankung umgehen, eigentlich eine gute Lösung. Um ggf. das Verständnis zu bekommen und aus erster Hand erklärt zu bekommen, was was es bedeutet.

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Aber man kann sich ja nicht einfach entscheiden, nicht neidisch zu sein. Das Gefühl ist doch einfach da.

Ich kann sogar verstehen, das man auf diesen Aspekt „viel Freizeit“ Neid empfinden kann. Das ist ja an sich erstmal nur die Info, das man ich mit meiner eigenen Freizeitsituation möglicherweise nicht zufrieden bin.

Die Emotion macht da ja keine genaue Situationsanalyse. Die müssen wir nach erkennen der Emotion ja immer noch selber vornehmen. Und können dann feststellen, das dieses Gefühl in der konkreten Situation nicht sinnvoll ist.

(Oder ist das nicht normale und nur mal wieder meine etwas verquere Wahrnehmung?)

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So wichtig, dass ich’s nochmal hervorheben möchte.

Ich finde es eigentlich sehr beeindruckend, wie es die geschilderte Person schafft, ihren Alltag so zu strukturieren und solchen Aktivitäten nachzugehen. Denn dieses „im Bett liegen und zerbrechen“ ist leider oft die Realität.

Ich weiß nicht, ich kann da keinen Neid empfinden, weil ich das alles nicht ausgeblendet bekomme.

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Nein, aber man kann versuchen dieses Gefühl zu verstehen und daran arbeiten, es nicht immer zu empfinden. Denn das macht das eigene Leben nicht schöner. Und wenn man weiß, wen man beneidet (was hier der Fall ist), sollte man sich hinterfragen, warum eigentlich und ob das ein Faktor ist:

Ja klar, sie einordnen und so ist ja unerlässlich.

Die Emotion macht da ja keine genaue Situationsanalyse. Die müssen wir nach erkennen der Emotion ja immer noch selber vornehmen.

Aber nur weil ich weiß, woher ein Gefühl kommt und was die Ursache ist, oder warum es in Situation x unangebracht ist, geht es doch nicht weg :beanlurk:

Ich kann lernen es zu ignorieren, aber es bleibt doch da

(Wie gesagt ich und Emotionen verstehen uns nicht gut, vllt ist meine Wahrnehmung da anders)

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Ich denke, du verstehst mich falsch.

Emotionen sind da. Punkt. Aber man kann daran arbeiten, wie man mit denen umgeht und warum man da Neid empfindet. Und wenn man für sich raus hat, warum man neidet, beneidet man Ende vielleicht nicht mehr jemanden, der aufgrund von Erkrankung Arbeitsunfähig ist. Es wird erkannt, was dahinter steckt und was der Preis ist. Dadurch wird diese erworbene Freizeit plötzlich sehr unattraktiv für die Person und der Neid verschwindet.

Ich meine, beneidet ja nicht alle und jeden 24/7. Beneidet man den schwerbehinderten, dass er nicht arbeiten geht? Vermutlich nicht. Beneidet man den reich Erbenden, der nicht arbeiten geht? Vermutlich eher.

Mir geht es wirklich darum zu reflektieren, warum man kranke Menschen wirklich beneidet. Sie bieten sowieso keine Vergleichbarkeit, woraus ja Neid oft kommt.

Denke mal, dass das mehr schaffen als man zunächst glauben mag.

Es gibt auch noch Dysthymie. Chronische depressive Verstimmung mit starken Tiefphasen.

Ich vermute mal, es hilft das die Person viel family support hat und sich um vieles (Strom, Wohnung, viele einkäufe etc) keine Gedanken machen muss, das hilft enorm.
Es ist denke ich ein großer Unterschied ob man zusätzlich zur depression noch von dem bisschen was man an Krankengeld und co kriegt noch wohnung und alles bezahlen muss bzw mit sozialhilfe und co noch papierkrieg führen muss.

Plus Familienmensch mit viel Family in der Gegend und viele Kinder in der verwandschaft, so dass sie da viel involviert ist und oft Leute besucht.

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Oder man erkennt es einfach an, dass es die Person von selber geschafft hat.

Aber keine sichere Sache und Heilmittel. Oft ist so eine Konstellation gegeben und Leute dennoch so schwer depressiv, dass jede einzelne Aktivität Wochen an Kraft kostet. Das eine kann was verbessern, muss es aber nicht. Wichtig ist es zu betonen und zu honorieren, wenn sich die Person überwunden hat (und das kann sie immer nur selbst), dass sie es tat.

Aber das hab ich doch selber, wenn auch deutlich kürzer, auch geschrieben.

Und du sagst ja selber

Wenn ich jetzt dadurch festgestellt habe, dass ich Person A z.B nicht in Bezug auf den Aspekt Freizeit beneiden muss, weil es halt viel mehr ist. Dann bleibt das Gefühl evtl. Aus, weil diese Situationsanalyse bereits mit ihm verknüpft ist.

Aber dann kann es doch trotzdem wieder passieren, dass ich Neid empfinde, wenn mir Person B von einem schönen langen Waldspaziergang erzählt, den ich auch gern mal wieder machen würde. Das kann ich wieder reflektieren und feststellen, dass es aufgrund der Situation eigentlich nichts zu beneiden gibt.

Ich kann mir halt nicht vorstellen, dass es funktioniert Emotionen für einen bestimmten Personenkreis einfach auszublenden. Das Reflektieren, Einordnen, Ignorieren geht schneller/automatischer. Aber die Emotion ist trotzdem da.

Ich weis nicht. Kommt doch schon stark darauf an, was den Neid auslöst, oder?
Auf die tollen langen Haare kann ich doch auch Neid empfinden, wenn die Person eine Erkrankung hat (die nicht die Haare beeinflusst).
Und ohne Wald in der Nähe kann ich auch auf den Waldspaziergang neidisch sein. Aber halt auf den Aspekt, du hast nen Wald in der Nähe, ich nicht.

Also um es kurz zu fassen, ich denke Emotionen sind zu komplex um sie pauschal auszuschließen oder zu unterdrücken. Was wichtig ist, ist wie ich damit umgehe!

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Ja und nichts weiteres wollte ich damit aussagen. Ich hoffe, du hast das nicht so verstanden, dass man sie unterdrücken soll. Mir geht es ganz stark darum, dass man diese für sich analysiert.

Aber du hast bereits so weit reflektiert, dass du inne hältst und es ihr vielleicht nicht mehr ins Gesicht sagst. Irgendwann ist man dann so weit, dass man einfach weiß, woher das Gefühl kommt und vielleicht schafft, dass man nicht mehr so empfindet. Es gibt ganze Therapieansätze, die so ablaufen.

Weil man nichts ausblendet, sondern verarbeitet.

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Ich hatte es so verstanden, das die Emotion halt einfach nicht mehr auftritt. :sweat_smile:

Ich werde hin und wieder schon für meine Vorteile beneidet und ganz ehrlich ich kann es verstehen. :sweat_smile:

Im best (idealistischen) case tut es das irgendwann und geht in eine Kontextualität über. Gefühle sind natürlich, es gibt aber einen Raum für Variation und Ausprägung, an dem gearbeitet werden kann. Wenn man z.B. zu Wutausbrüchen neigt, wäre es doch schön, wenn man nicht wegen jeder Situation hochgeht, oder? Wenn man den Kontext kennt, kann man dahingehend „Strategien entwickeln“.

Bei dir hat es sich so gelesen, als sei es ein fester Teil der Persönlichkeit, der auf gar keinen Fall verändert (ungleich nicht geändert) werden kann. Wenn jemand aber stark dazu neigt, zu neiden, seine eigentliche Lebensqualität darunter leidet, ist es sinnhaft, daran was zu ändern.

Ich mache mal einen kleinen Seelenstriptease zu dem Thema.

Ich bin momentan seit Dezember letzten Jahres aufgrund von Burnout/Depressionen (in Form von Panikattacken, richtig blöden Gedanken, selbstverletzendes Verhalten in der Jugend) krankgeschrieben. Seitdem versuche ich auch alles mögliche. Ich bin in Therapie, nehme täglich meine Tabletten und sollte eigentlich ab April in eine Tagesklinik (dauert nur so extrem lange). Ich mache eigentlich das, was hier schon die gesagt worden ist. Ich verbringe zu 90% meine zeit mit Serien gucken, zocken oder Twitch. Gerade weil es so einfach ist und ich diese ablenkung gerade gebrauche.

Aber auch ich sage zu Bekannten, dass ich keine Zeit habe. Einfach, weil ich mich in dem moment zu Ausgelaugt für soziale Kontakte fühle. Ich will dann lieber in meinem Safespace sein und machen können wozu ich gerade Lust habe und mich nicht rechtfertigen müssen. Ein „ich habe keine Zeit“ muss man nicht so schwer erklären wie „hey, ich hab gerade ne doofe zeit, ich kann gerad nicht, habe gerade keine Energie dazu“. Vorallem kommt das jetzt auch mal von jetzt nach gleich.

Am Wochenende sind ich und meine Freundin in die Ostseetherme gefahren und feierten dort unser 13 jähriges. Ich habe mich die Tage davor total gefreut aber als denn der Tag zur Reise kam, war ich wie gelähmt und hatte leichte Panikattacken und der Körper war schwer. Wir haben es aber trotzdem durchgezogen. :slight_smile:

Ein Grund warum man schwer aus diesen Phasen rauskommt, sind die hier schon gefallenen Sätze. Ich würde gerne einfach mal viel mehr machen. Schwimmen zum Beispiel. Oder neue SPortarten zu entdecken. Aber was ist wenn mich ein Arbeitskollege sieht? Der denkt doch ich simmuliere nur. Oder es mir dadurch gut gehen würde und ich selber an meinen Depressionen zweifel? Das sind alles Gedanken die einen Lähmen aus sich heraus zu kommen. Und das ist verdammt schwer und tut fucking weh, wenn man hier so etwas lesen muss.

PS: Sorry für die Schreibfehler. Ist eine große schwäche bei mir. :slight_smile:

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Wie gesagt, ich und emotionen verstehen uns nicht gut.
Bin quasi einmal ich-Llywlyn und dann emotions-Llywyln und letztere schiebt immer wieder Gefühle rüber ohne Beschriftung und sonst was und ich-Llywlyn muss dann herausfinden, worum es sich handelt und hat meist überhaupt keinen Plan, warum da überhaupt Emotions-Post kommt.

Für mich sind Emotionen da, aber sie sind für mich nicht so wichtig. Z.B. kommt Emotion Wut in einem Streitgespräch auf. Nach außen kommt diese Emotion auch in teilen durch, aber ich-Llywlyn stellt fest… ah, eine Emotionen… ah, scheint Wut zu sein… ah, deswegen… seltsam, aber ok. Findet ich-Llywlyn nicht relevant und gut.

Also ich persönlich bekomme etwa Emotions-Post „Neid“, öffne den Brief und leg ihn in den mentalen Papierkorb. Wie bei Werbung im Briefkasten. Aber Post gibts trotzdem.

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:f: dass du dich traust, das öffentlich zu teilen!

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Okay, tut mir leid, dass ich es aktuell nicht besser erklärt bekomme. Ich versuche da zukünftig einen besseren und verständlicheren Weg zu finden. :slight_smile: Heute bin ich eher schlecht in Worten unterwegs.

Ich finde deine Verbildlichung aber gerade ehrlich super, weil ich jetzt verstehen kann, weshalb dich meine Beiträge nicht so erreichen (also, was ich damit meinte), wie ich es erhoffte.

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Ich denke, ich hab jetzt ne Idee, was du meinst bekommen.
Danke, dass du versucht hast es mir zu erklären! Bin immer Froh über jeden Einblick, den ich bekommen kann

Ist halt oft etwas im trüben fischen für mich :sweat_smile:
Du glaubst gar nicht, wie oft ich meinen Mann frage, warum er so frustriert dreinschaut und er eigentlich bester Laune ist :beanderp:

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