Heute ist ein Monat rum, seit Paula gestorben ist. Ich komme gerade zurück vom Friedhof. War ein richtig schöner Frühlingsmorgen. Und es war noch kühl genug, um sich ein bisschen aufzubitchen. Heute Nachmittag werden es ja bis zu 20 Grad. Und ich freue mich auch auf den Frühling und Sommer. Die Zeiten, wo ich da mit T-Shirt und kurzer Hose hingehe, kommen ja sehr bald.
Ich war einfach dankbar, dass ich beim „ersten Jubiläum“ nochmal ein bisschen dicker auftragen konnte, ohne komplett durchgebraten zu werden.
Es war auch total ruhig, ich bin nur einer Oma begegnet, die auch gerade am Eingang reingegangen ist. Und ich stand da noch, weil ich immer am schwarzen Brett schaue, ob und wo vielleicht gerade Beerdigungen stattfinden (an den Osterfeiertagen scheint es aber keine zu geben, die nächsten sind erst wieder am Dienstag).
Jedenfalls ging die Oma rein und weil ich gerade mit Durchlesen fertig war und auch losging, wirkte es glaube ich für sie so, als würde ich ihr bewusst folgen. Da war auch weit und breit niemand anders. Sie hat sich zwei dreimal leicht nervös wirkend umgedreht, bis sich unsere Wege trennten, da der Friedhof wirklich riesig ist.
Mich hat das ein bisschen traurig gemacht. Spiegelt halt so diese Männer-Frauen-Problematik wieder - als Frau ist man da immer vorsichtig, muss und sollte man sein. Leider. Ich kanns verstehen. Und ich selbst kann in der Situation auch nichts machen. Sowas erlebe ich regelmäßig, mache dann aber nichts.
Klar ist da immer kurz der Impuls, die Person anzusprechen und zu sagen „keine Angst, ich tue nix“. Aber das würde ja kaum was ändern, vielleicht sogar noch mehr stressen. Denn ein übergriffiger Kerl würde ja sicherlich ähnliches sagen.
Zurück zum Besuch. Ich war natürlich gespannt wegen des frischen Nachbargrabs. Und es hat mich wirklich weniger „gestört“, als ich vermutet hatte. Wobei es schon sehr voll war. Natürlich! Viele Blumen, zwei große Kränze, von denen ein sehr großer auf dem kleinen Wegstück vor Paulas Grabstein lag, das war dann ein bisschen doof. Weil ich dann nur so seitlich direkt an Paulis Grab stehen/hocken konnte.
Aber ey, so isses nunmal. Das war ne Frau mittleren Alters, am Kranz waren Trauerschleifen mit sehr bewegenden Abschiedsgrüßen. Das war dann auch so beides. Vielleicht ein bisschen nah und „bedrängend“ für meinen Geschmack am noch frischen Grab von Paula. Aber auch sehr bewegend und nachvollziehbar.
War jedenfalls trotzdem „schön“, heute so früh (ich kam so kurz vor 8 an) dort zu sein. Es ist ein bisschen wie beim Einkaufen - geh zu den Randzeiten, dann ist es ruhig und du bekommst trotzdem das nötigste.
Emotionen: Schuld, Traurigkeit, Dankbarkeit
