Witzig, das Drehbuch von Inception finde ich nämlich auch sehr schwach. Ebenfalls ein bildgewaltiger Film, den die Musik und die Effekte retten, aber die Handlung ist ziemlicher Murks, wenn man mal drüber nachdenkt.
Ich hab Millenium Actress nicht als schlechten Film abgespeichert, aber nicht als einen, den ich unbedingt weiterempfehlen würde. Aber da ich den Stil und die Bildsprache doch sehr sehr cool fand, wollte ich seinen anderen Filmen doch noch mal ne Chance geben.
Die nun 220 Filme wurden in 22 Gruppen zu je 10 Voting-Optionen aufgeteilt. Aus diesen könnt ihr jeweils maximal 5 Filme wählen, und die besten 5 kommen auch weiter.
Es gelten dieselben Regeln, wie in der vorigen Runde: Filme, die ihre Gruppe mit einem Gleichstand ums Weiterkommen beenden, kommen alle weiter. Sollten es danach nicht 120 Filme sein, die sich qualifiziert haben, wird der Rest mit den besten Nicht-Qualifizierten aufgefüllt.
Lang geredet, kurzer Vote:
Runde 2 - Gruppe 1
Jeder Teilnehmer hat bis zu 5 Stimmen. Der Vote endet in etwa 3 Tagen!
Da fragst du jetzt die Falsche, weil ich persönlich finde in einem engen Feld, nachdem ich die alle mehrfach gesehen hab, Millenium Actress als eigentlich seinen Besten. Weil er einfach das Medium Kino und seine Fans zelebriert.
Man kann es ja kurz abbrechen (er hatte leider nur Zeit für 4 Filme):
Zu aller erst - und das ist einer der wichtigsten Punkte - das sind alles 4 Meisterwerke. Das sind 4 Filme, die ich seit 20 Jahren alle paar Jahre anschaue und jedes Mal neue Perspektiven finde. Einfach weil Kon es schaffte wie wenig andere Filmschaffende (aus dem Stand: Miyazaki/Takahata, also Ghibli, Shinkai, Hosoda) Filme zu erschaffen, die mich Jahre nach dem ersten Angucken neu verzaubern, einfach weil mich andere Ebenen ansprechen. Aber zu den Filmen:
Perfect Blue: Älteres J-Pop Idol steigt aus ihrer Band aus und versucht ihr Glück als ernsthafte Schauspielerin. Nicht alle ihre Fans scheinen das zu mögen und nachdem ihre ehemalige J-Pop Gruppe ohne sie erfolgreich wird, verzweifel sie an der Realität.
Verfilmung eines japanischen Romans über die Schattenseiten (gerade) des japanischen Idol-Seins. Verstörend (Triggerwarnung: gibt eine „Vergewaltigungsszene“, also eigentlich muss die Hauptperson für ihren neuen Film eine Vergewaltigungsszene spielen und der Film ist da sehr offen, was wirklich passierte, was Schauspiel war und was nicht so war).
Vieles von Perfect Blue wurde von Darren Aronofsky bei Black Swan verarbeitet (Black Swan gilt bei manchen als Hollywoodisierung von Perfect Blue - mit dem Unterschied, dass Aronofsky nie einen Hehl machte, wie sehr er Kon schätzt (für Requiem for a Dream hat er extra die Rechte von Perfect Blue gekauft, um die ikonische Badewannenszene 1 zu 1 neu zu verfilmen - ja diese Szene ist aus Perfect Blue -, er hat Noah, seinen ersten Film nach Kons Tod ihm gewidmet, und ist es bekannt, dass beide im Austausch waren).
Millenium Actess: Ein Regisseur und großer Fan einer alternden Schauspielerin hat die große Chance sein Idol ein letztes Mal zu interviewen. Und sie erzählt aus ihrem Leben von vor dem asiatischen Kriege bis in die Neuzeit.
Handelte Perfect Blue von all den toxischen Seiten der Schauspielerei - hier seine Liebeserklärung an die Schauspielerei. Ich finde es sinnvoll beide Filme im engen Abstand zu sehen. Handelte Perfect Blue um das Stalking von Fans - hier geht es um die Liebe von Fans. Abseits davon spielt der Film wieder mit den Realitätsformen (was ist Traum, was Film, was Erinnerung?).
Und um mein Eingangsstatement hier zu begründen: die drei Hauptcharaktere sind die alternde Schauspielerin, der Regisseur (ihr größter Fan) und der Assistent/Kameramann (der anfangs nicht verstehen will, warum das ganze dem Regisseur so wichtig ist). Als ich den Film das erste Mal sah, konnte ich mich mit dem Kameramann am ehesten identifizieren. 10 Jahre später, voll im Nerdtum, mit dem Regisseur. Und heute mit der Schauspielerin. Und ich kenn wenig Filme, die sowas schaffen, dass man in verschiedenen Stadien des Lebens immer Personen findet, mit denen man sich identifizieren kann und die alle Hauptpersonen sind.
Tokyo Godfathers: Remake von 3 Godfathers im Tokio der Neuzeit. 3 Obdachlose - ein alter Alkoholiker, eine gescheiterte trans Frau und eine Ausreißerin finden vor Weihnachten ein Baby im Müll und wollen es den Eltern zurückbringen. Hana (die trans Frau). Natürlich sagt der Film offen aus, dass „sie nie eine richtige Frau“ sein wird. Oder das Arschlöcher meinen. Aber sie ist eine Frau. Und egal was Hater sagen. Sie steht zu sich. Und Familie ist Familie. Egal ob über Blut oder über Schicksal.
muss den Film dieses Jahr meiner Family nochmal zeigen, der ist einfach so gut
Paprika Als Forschern ein Gerät gestohlen wird, um in Träume anderer einzutauchen, wird ein Polizist beauftragt, das Gerät zu finden. Und trifft dort auf eine mysteriöse Frau - Paprika.
Viel wird erzählt, wie sehr der Inception von dem Film abkupfert. Ehrlich gesagt: außer dem Traumthema/Eintauchen in andere Träume erstaunlich wenig. Inception ist ein Krimi. Paprika ein Erlebnis. Vor allem geht es in Paprika immer um das eine: Was sind eigentlich (deine) Träume?
Dazwischen eine Achterbahnfahrt an Dingen, die wir bis heute nicht wissen, wie man sie in Worten erklären kann. Einfach ein Erlebnis.
Was ich bei Paprika vergessen habe, und ein Riesenspoiler ist:
Aber die Beziehung von Chiba und Tokita. Also der Hauptcharakterin mit dem Erfinder der Dream Machine. Wir sind es ja aus Hollywood gewohnt, das eigentlich der Hauptcharakter am Ende die Frau bekommt. Und Kon nutzte hier extra eine Rückblende, um es klar zu machen - nein, die Frau war immer in Tokita verliebt und die zwei ein Ding. Fällt einem wahrscheinlich erst beim neuerlichen Rewatch auf, wie er das immer sagte, trotzdem überraschte es beim ersten Mal. Und allein das Kon hier so glaubhaft alle Tropes unterlief. Danke. Und halt auch so ein Ding, warum man sich den Film unbedingt mehrmals angucken sollte.
Ich fand ja die Sichtung von Memories vor ein paar Wochen interessant. Satoshi Kon hat dabei ja „nur“ das Drehbuch für die Episode „Memory Rose“ beigetragen, wiederum basierend auf einer Kurzgeschichte von Katsuhiro Otomo und dann nicht einmal Regie geführt, aber wie sehr „Memory Rose“ von Kon regelrecht durchdrungen wird ist echt spannend. Dazu kommt, dass „Memory Rose“ ja noch vor den Filmen entstanden ist, in denen er dann auch Regie geführt hat. Man sieht hier aber schon viele Themen, die er dann später ausarbeitet.
Ganz viel Liebe dafür, wie du über seine Filme schreibst
Erinnert mich daran, dass ich die schon längst mal wieder sehen möchte. Insbesondere Paprika ist der erste Film, der mir in den Sinn kommt, wenn man von einem Erlebnis spricht. Was da audiovisuell zusammenkommt, hat Gefühle in mir ausgelöst, die ich gar nicht beschreiben kann. Das muss selbst erlebt werden. Seltsam eigentlich, dass ich den bisher erst einmal gesehen habe. Vielleicht schwingt da die Angst mit, dass sich dieses einmalige Erlebnis beim zweiten Mal abnutzen könnte, obwohl da bestimmt noch sehr viel zu entdecken ist, wie du ja auch schreibst.
Danke für den Überblick. Perfect Blue und Tokyo Godfathers würden mich nach der Zusammenfassung wirklich mal reizen. Das Motiv, in anderer Leute Träume einzudringen, kennt man ja bereits aus unterschiedlichen Büchern, Filmen und Serien (kommt das nicht sogar in einer Duck-Tales-Folge vor? ), die Frage ist ja immer, wie man es umsetzt, von daher wär ich da mal sehr offen.
Vaiana braucht mehr Liebe! Ich finde das ist von der Disney-CGI-Era der beste Film! Eine tolle Protagonistin, sehr viele der Songs sind sehr catchy und es gibt zur Abwechslung mal kein Love Interest. Allgemein ein richtig cooler Abenteuer Film der auch mal eine nicht westliche Kultur und Mythenwelt schön animiert!