Das hat aber nichts mit dem Christentum zu tun. Nächstenliebe gibt’s auch bei tausend anderen Gruppen und es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass Christ zu sein irgendwie besonders milde oder altruistisch macht.
Und dass Nächtenliebe inhärent erstmal nichts mit dem Christentum zu tun hat, gibst Du schon selber zu, indem Du feststellst, das wenn man wirklich auf die Bibel hört, man irgendwie ein Arschloch ist, und dass Nächstenliebe nur funktioniert, wenn man sie aus dem heiligen Buch und der kirchlichen Organisation herauslöst.
Dann haste halt EIN Christentum von vielen. Mit Nächstenliebe. Schön selber zusammengeklöppelt. Kann man machen. Macht das Christentum an sich aber nicht plötzlich gut und wirft die Frage auf, warum man überhaupt zwanghaft Christentum und Nächstenliebe verbinden will.
Sowas machen natürlich viele. In der westlichen Welt gibt es einen Haufen netter Christen und Moslems, die meinen “meine Religion is doch voll nett”, nix is die. Beide Religionen sind ein wirrer Haufen zusammengetragener Erzählungen aus verschiedenen Quellen, die 97% fiktiv verbrämte arabisch-adriatische Geschichtsschreibung und 3% moralische Traktate sind. (Zahlen nicht wörtlich nehmen, geht ums Prinzip.)
Die Leute, die von Natur aus zu Ethik neigen, picken sich davon dann die Stellen raus, die heute gesellschaftlich vertretbar sind, die Leute, die zur Gewalt neigen, picken sich die Stellen raus, die gewalttätig sind.
Die netten Christen ignorieren bei den okay klingenden Stellen der Bibel gerne den Kontext, der klarmacht, dass die Stelle überhaupt nicht so nett ist, wie sie klingt, die bösen Moslems ignorieren bei ihren Gewaltaufrufen den Kontext, wo rauskommt, dass die Gewalt für eine bestimmte historische Situation verordnet wurde.
Und jede Seite behauptet, das Buch wär ganz anders zu interpretieren als es die anderen tun.
Es gab doch mal diese Studie mit isrealischen Schulkindern, wo rauskam, dass deren sonst völlig normal vorhandenes Moralempfinden einfach abgeschaltet wurde, wenn eine religiöse Legitimation für Fehlverhalten kam. Da liegt halt der Hase im Pfeffer. Ich hab nie gehört, dass Religion in der Moderne irgendjemanden mit grundbösem Charakter zu einem besseren Menschen gemacht hätte.
Bei guten Menschen tut Religiösität also bestenfalls an deren Güte keinen Schaden.
Schlimmstenfalls tun gute Menschen aus religiösen Gründen aber böse Dinge.
Böse Menschen interpretieren ihre Religion aber halt standardmäßig so rum, dass sie irgendwas Böses tun können.
Und dann fungiert die Religion halt als Brennglas wie jede andere Ideologie. Dass die ganzen Moslems, die Juden und Schwule verprügeln, Juden und Schwule verprügeln, und nicht Sozialisten und Rapper, liegt am Islam.
Dass sie überhaupt wen verprügeln wahrscheinlich nicht. Aber wer weiß, ob so eine fokussierte Massenrechtfertigung von Gewalt nicht auch Gewalttätigkeit an sich befördert.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ideologien ist Religion aber eine besonders schlechte, denn während politische Einstellungen auch gebündelte Feindbilder schaffen, muss man irgendwie das gesellschaftliche Zusammenleben gestalten. Länder wie (Ost)Deutschland, Estland und Japan zeigen aber, dass man absolut ohne Religion leben könnte.
Was Religion definiert ist die organisierte Beziehung zum Übernatürlichen. Das braucht kein Mensch, und das führt auch nie irgendjemand als Vorteil an. Alle Vorteile, die Religionen inzident mal mit sich bringen, sind weltliche. Solidarität, Altruismus, Kreativität, Struktur im Leben, Kontakt mit Menschen, blablabla. Kannste auch im örtlichen Gesangs- oder Fußballverein haben. (Die Japaner zeigen hier beeindrucken, wie man das alles im Schulsystem den Schülern einimpfen kann.)
Und die andere Seite, die immer angeführt wird, Trost und Stütze, sollte man sich besser bei qualifizierten Personal holen, statt bei Leuten, deren Hauptberuf Märchenonkel ist und deren ggf. vorhandere betreuerische Qualifikation nur Nebenfach ist.
ps.: Über Religion