Also wenn ich z.B. eine beschissene Kindheit hatte, habe ich doch zwei Möglichkeiten:
A) Ich übernehme die Verhaltensweisen der Menschen, die mir Leid zugefügt haben und füge meinen eigenen Kindern dadurch dasselbe Leid zu
oder
B) ich reflektiere meine Erfahrungen und sage mir: “Okay, ich hatte nicht das Glück, eine schöne Kindheit zu haben und das ist ungerecht, aber es gibt mir nicht das Recht, mit meinen Kindern ebenso umzugehen.”
Denn:
ex iniuria ius non oritur
= aus Unrecht kann kein Recht erwachsen
Und somit führt die Tatsache, dass ich Leid erfuhr, vielleicht sogar dazu, dass ich mir bei der Erziehung meiner Kinder besonders viel Mühe gebe.
Das ist eine sehr naive Sicht auf dieses Thema. Manche Menschen sind durch ihre schlechte Kindheit psychisch so beeinträchtigt, dass sie ohne Hilfe nicht in der Lage ist, diesen Kreislauf des Leids zu durchbrechen. Das sind teilweise die nettesten Menschen der Welt. Sie sind nur zu ihren Kindern scheiße.
Was daran naiv sein soll, müsstest du erst mal erklären.
dafür gibt’s doch Hilfe. Wenn sie es alleine nicht hinbekommen und die Hilfe nicht in Anspruch nehmen, können sie ihre psychischen Beeinträchtigungen auch nicht als Entschuldigung anführen.
Außerdem ist es generell eine schlechte Idee, unter psychischen Beeinträchtigungen Kinder zu bekommen, wenn man wissen kann, dass diese auch die Kinder beeinflussen können.
@caapicat alles eine Frage des Willens. Wenn ich will, kann ich die Emotionen, die mich determinieren, in den Hintergrund stellen und rational denken bzw.handeln.
Ja, so leicht ists in der Tat nicht. Manchmal denkt man ja auch man macht es besser und ist blind für die eigenen Fehler.
Man kann nicht immer rational handeln, manchmal ist das mehr oder weniger determiniert. Dafür fehlt der Abstand zu der Situation.
Ja ich bin da auch eher bei @zwecki und @caapicat.
Das was du dir vorstellst @FIFAnier95 ist zwar sehr wünschenswert, aber eben in den meisten Fällen wahrscheinlich kaum realistisch.
Der Schritt, zu sagen, “Mir wurde Unrecht getan. Und weil ich weiß, wie sie sich das anfühlt, lege ich besonders viel Wert darauf, meinen Mitmenschen nicht dasselbe anzutun und akzeptiere einfach, dass ich eben Pech gehabt habe.” ist jetzt nicht wirklich schwer. Empathie für Anfänger.
back to topic:
- Wir Menschen sind mehr als nur Zellhaufen und unsere Gefühle sind mehr als nur biochemische Prozesse. Da ist noch etwas.
- Für Tierquälerei sollte es lange Haftstrafen geben
Aber gerade diesen Schritt schaffen viele Menschen eben nicht; eine schlimme Kindheit ist für manche eine willkommene Ausrede, sich wie das größte Arschloch auf Erden zu benehmen, Straftaten zu begehen etc. Nur weil man weiß, wie es sich auf der anderen Seite anfühlt, bedeutet nicht, dass man selbst ein Mensch sein möchte, dessen Mitmenschen man vor der eben genannten anderen Seite bewahren möchte. Wenn man in seiner Entwicklung nie so etwas wie Sympathie erfahren hat (durch niemanden, weder Eltern noch Geschwister, Mitschüler oder sonst wer), wird es schwer sein, diese oder auch Empathie zu entwickeln. Zumindest nicht ohne Hilfe durch andere.
Zustimmung. Und die Frage ist, ob man nicht sogar noch weitergehen muss.
Wenn man keine Erziehung und Bildung genossen hat und vor allem keine emotionalen und gesellschaftlichen Kompetenzen hat, dürfte das mehr als schwierig, wenn nicht sogar unmöglich werden.
Wünschst du dir dass da noch mehr ist oder gehst du davon aus? Ich würde eher in die andere Richtung tendieren… Es besteht ein Zusammenhang zwischen biologischen Prozessen und Umwelt, aber von „mehr“ gehe ich nicht aus (im Sinne von etwas nicht fassbaren, spirituellen).
Ich lehn mich mal aus dem Fenster und sage, dass Genaktivität, Neurotransmitter- und Hormonausschüttung unser Verhalten bestimmen.
Eine Konsequenz daraus wäre: Eltern glauben nur, ihre Kinder zu lieben weil die Hormone in ihrem Blut ihnen fröhlich tanzend sagen, sie sollen ihre Nachfahren schützen - immerhin enthalten sie 50% ihrer tollen Gene. Evolutiv macht es durchaus Sinn intensive Verbundenheitsgefühle zu erzeugen.
Kontrovers!
Sorry natürlich nicht. Sympathie ist nicht [quote=“DerTimonius, post:954, topic:7051”]
grenzenloses mitleiden
[/quote]
sondern eben lediglich eine Zuneigung zu einem anderen Menschen. Empathie ist in keinster weise Rational, da sie dem Rationalen oft entgegenwirkt. Empathisch mit einer Person gegenüber zu sein kann dafür sorgen das das Rationale Denkvermögen aussetzt bzw. getrübt wird. Mitleid ist eine Form von Schmerz, dieser Schmerz führt dazu das man eine Antipathie der Person gegenüber entwickelt, welche diesen Schmerz und das sorgt dann dafür das diese Antipathie dem Rationalen Denken entgegenwirkt.
Sympathie mag zwar etwas irrationales sein zu gewissem Maße, aber es trübt das Rationale Denkvermögen nicht in dem Maße wie es die Empathie tut.
Zu dem wären die Menschen ohne Empathie gezwungen ihre Gefühle auszusprechen, was die Kommunikation um ein vielfaches erleichtern würde.
Empathie ist eben nicht Mitleid.
Sympathie ist für mich irrational, weil niemand erklären kann, warum einem Person A oder B sympathisch ist oder warum auch nicht. Und ab einem gewissen Grad trübt Sympathie das rationale Denkvermögen viel mehr - schon mal verliebt gewesen?
Dem würde ich widersprechen. Menschen, die einem sympathisch sind, wird man weniger verletzende Wahrheit an den Kopf werfen als einem Menschen, dem man mit Empathie entgegen tritt.