Inventing Anna
Vorwort zur Review: Ohne meine Freundin wäre ich hier nie bis zum Ende dran geblieben, obwohl ich angefixt war, sie war aber nahezu süchtig.
Kennt ihr die Leute, die bei Horrorfilmen in spannenden Szenen immer die Augen zu machen oder sogar wegschalten? Hier ging es mir reihenweise so - aber aus Fremdscham!
Jede Folge beginnt mit dem Disclaimer „This whole story is completely true. Except for the parts that are completely made up“, und so sollte man auch an die Serie gehen. Ich habe mich während dem Schauen der Serie immer wieder dabei ertappt Dinge, Personen und Geschehnisse aus der Serie zu googeln, weil es einen dann doch irgendwie interessiert was an manch skurrilen Situationen dran ist.
Die Serie birgt eine gewisse Faszination. Ein bisschen Voyeurismus, ein bisschen Sensationsgeilheit, ein wenig Eintauchen in die High Society und darum, dass auch die Personen dort nicht unfehlbar sind, auch wenn sie denken, dass sie über allem stehen.
Was soll denn diese Folge in Deutschland? Hier wird ja unser komplettes Land und dessen Bürger durchgehend als fremdenfeindlich und rückständig dargestellt. Hier hätte ich am liebsten spätestens nach der dritten dieser Szenen abgeschaltet. Unglaublich das Deutschland in vielen US-Produktionen immernoch auf biertrinkende und wurstessende Nazis namens Gunther reduziert wird und der gemeine Zuschauer das dann wahrscheinlich auch glaubt.
Und dann die Szene bei den Eltern, das würde niemals so geschehen, ab und an hätte man doch mehr Realitätsnähe suchen müssen.
Die letzte Folge war dann stark, denn Gericht und drumherum kann Shonda Rhimes, die ja vor Inventing Anna mit Serien wie Scandal oder How to get away with Murder schon in diesem Metier Erfolg hatte.
Die Serie allgemein wirkt dann aber oft zu soapig und wenig distanziert, was dann eher auf Greys Anatomy oder Private Practice (zwei der anderen Erfolgsserien von Shondaland) zurückzuführen ist. Und nach deren Vorbild ist wohl auch das überdramatisierte Ende entstanden.
Das größte Problem der Serie ist aber die Länge. 9 Episoden mit einer durchschnittlichen Länge von 70 Minuten sind einfach viel zu lang. Kann man das überhaupt noch „Mini“-Serie nennen? Die Story hätte man problemlos auch in 6 Folgen á 50 Minuten packen können und hätte so stringentere und packendere Geschichte erzählen können. Manchmal war ich mir nicht einmal sicher, an welchem Punkt im Zeitstrang wir uns nun befanden, da sehr oft gesprungen wurde.
Am Ende sehen wir dann noch, dass die Hauptpersonen alle reale Vorbilder haben und alle von dem Fall profitiert haben.
2.5/5