Also jetzt endlich durch mit meiem Twin Peaks Marathon.
Die ersten beiden Staffeln, wie den Film kannte ich schon und hab mich um an die dritte Staffel nie so recht rangetraut, Weil ich angst vor Enttäuschung hatte.
Aber ich muss sagen, die dritte Staffel fand ich (zu meiner Überraschung, ich habe eigentlich mit dem Schlimmsten gerechnet, weswegen ich mich ja so lange mit der Sichtung hab zieren lassen) sehr gut. Besonders so knapp hintereinander alles zusammen zu sehen Fand ich als Seherfahrung jetzt richtig toll.
Dass Lynch nicht einfach das Feeling der Staffeln zuvor wiederholt und uns was komplett anderes, aber trotzem bekanntes bzw passendes und erstaunlich kohärentes gibt, war eigentlich klar.
Schon Fire Walk With Me ist ja beinahe ein konkreter Kommentar auf die Serie und schlägt tonal eine völlig andere Richtung ein. Nicht nur, dass gleich im ersten Bild ein Fernseher mit einem Vorschlaghammer zerschlagen wird, auch zeigt er uns in der ersten Hälfte eine Fratze des gewohnten Twin Peaks um dann nachher die Missbrauchsgeschichte eigentlich total straight zu erzählen und uns Bob mehr als eine Art Bewältigungs/ Copingstrategie von Laura erklärt.
Schon die Urserie war ja im Grunde ein Kommentar auf das Fernsehen von damals, nicht nur dass wir diese übersteigerte Melodram-Soapoberfläche haben, auch in der Serie selbst verfolgen die Figuren(und wir) ja ständig diese Seifenoper Invitation to Love und so beginnt auch Staffel 3 in New York eigentlich ziemlich konkret als ein Kommentar auf Fernsehen bzw generell Medienkonsum. Ich mein, hier wird auf einer Couch sitzend auf einen leeren Glaskasten geschaut.
Die Serie zu Anfang sehr sprunghaft, man ist in Las Vegas, in New York, in Souh Dakota, in Twin Peaks und nimmt das erstmal so hin. Man braucht relativ lange, bis man in etwa kapiert wohin die Reise gehen soll und ist tonal wieder völlig anders aber der Humor von Lynch ist wieder da (der in Fire Walk With Me ja beinahe komplett fehlt) - ästhetisch ist man näher bei Inland Empire als im heimeligen Twin Peaks und es wird sich in den Bildern viel ausprobiert.
Das Spiel mit Erwartung empfand ich fantastisch. Er weiß, dass alle nur Cooper sehen wollen und dann gibt er uns sogar dreimal Cooper, aber erst in den letzten beiden Episoden ist es der Cooper, den wir kennen.
Auch Twin Peaks als Ort hat sich verändert, ist nicht nur sehr dark geworden, sondern auch irgendwie gleichzeitig nicht Inhalt und dann doch zentraler Handlungsort.
Den Umgang mit den bekannten Gesichtern fand ich auch total interessant. Auch hier wird gekonnt mit Erwartungen gespielt und dass auch schon verstorbene Darsteller wie Don Davis, also Major Briggs, oder David Bowie zu zentralen Punkten der Handlung gemacht werden, find ich schon mutig, wie schön.
Insgesamt findet die Staffel auch einen IMO besonders in der allerletzten Folge, nachdem in der Folge zuvor schon alle Fäden aufgelöst wurden einen sehr klugen Abschluss, der einen angenehm unrund und unruhig, alleine auf dem Sitz zurück lässt und nochwas zum Nachdenken dalässt - auch wieder ein Spiel mit Erwartungen.
Ich bin zufrieden und werde wieder nach Twin Peaks zurückkehren, auch in die dritte Saffel, die sicher bei einem Rewatch noch gewinnt, weil man nun weiß, wie sie angelet wurde und funktioniert.
Auch find ich die neuen Figuren bzw Darsteller*innen eigentlich fast alle super. Naomi Watts ist IMO sehr beeindruckend, Laura Dern ist sowieso immer cool und Robert Foster als neuer Sheriff Truman ist auch ein absoluter Gewinn.
Dann muss ich noch kurz über die 8. Episode sprechen, die ich fast schon als einen meiner Lieblingsfilme der letzten Jahre betrachten würde. Da war letztes Jahr Oppenheimer im Kino, von dem ich nicht so wahnsinnig überzeugt war und ich habe nicht erwartet, dass ich nach Twin Peaks reisen muss, um einen eindringlicheren und beeindruckenderen Kommentar auf die Atombombe bekommen würde, als beim großen Überwältigungskino von Nolan.
Mich hat die Episode Inhaltlich, wie ästhetisch umgehauen.
Penderecki liegt mit seiner Komposition als Untermalung vielleicht sehr auf der Hand (nichtsdestotrotz liebe ich das Stück sowieso schon), aber wie unfassbar toll bebildert ist dass Ganze dann noch zusätzlich. Da ist mit dieser Gewalt jetzt einfach eine neue Idee von Böse auf die Welt geboren worden und der Satz Oppenheimers „Now i am become death, destroyer of worlds“ hallt nach, ohne dass er ausgesprochen werden muss.
So das ist jetzt sehr aus dem Bauch heraus geschrieben, aber das sind erstmal meine Gedanken und Eindrücke zur letzten Twin Peaks Staffel.
EDIT:
Ach, was mir noch einfällt, einige wirds Effektmäßig ein bisschen vor den Kopf stoßen und es stimmt, manches Green wirkt auch holprig, aber hat mich in den meisten Fällen gar nicht gestört, da es zur surrealen Bildsprache gepasst hat und durchaus als bewusste Setzung verstanden werden kann, die mal unheimlich und verstörend und mal ins Humoreske kippen kann und oftmals beides zugleich (nicht an allen Stellen natürlich, aber meistens).
Und wenn man sich eben beispielsweise Episode 8 ansieht, merkt man, dass Lynch doch auch ein Verständnis für beeindruckende digitale Effekte aufbringen kann - aber eben nur, wenn er es für notwenig hält.