Hab mir auf Grund des Themas, für die Woche aus dem TV-Programm und den Mediatheken mal Filme ausgesucht, wo ich das Poster sehr ansprechend fand. So gab es am Montag erst Suspiria (2018):
Da ich keine große Lust hatte einen harten Rant zu verfassen (und nichts anderes verdient für mich dieses „Werk“) hab ich es mal gelassen und obwohl ich den Film durch und durch richtig scheiße fand; das Poster finde ich immer noch ganz geil. Ist wohl allgemein ein recht beliebtes Poster.
Also Film Nummer 2 in der Woche. Den hätte ich am Ende noch verpasst, obwohl ich ihn schon Jahre schauen will. Zu dem Poster gibt es sogar noch eine Geschichte:
Der Künstler Thomas Hart Benton hat dieses Bild gezeichnet und zwar für das geile Filmposter von (wusste gar nicht, dass der später auch zusammen mit Dalí wohl Filmposter für Disney gezeichnet hat):
Thema
#29: Ein Film, auf den du über das Filmplakat/DVD-Cover/Video-Cover aufmerksam wurdest
Film:
Früchte des Zorns (
The Grapes of Wrath) von
John Ford
Erscheinungsjahr: 1940
Laufzeit: 128 Minuten
Wo gesehen: TV-Programm (arte)
Henry Fonda darf nach 4 Jahren das Gefängnis auf Bewährung verlassen. Er macht sich auf zu seiner Familie zurückzukehren. Doch schon bald merkt er: Es hat sich vieles verändert. Zuhause angekommen, steht aber schon bald wieder ein Aufbruch bevor: Mit Sack und Pack muss die Familie den beschwerlichen Weg von Oklahoma nach Kalifornien antreten. Das gelobte Land oder nur noch mehr Leiden für ihn und seine Familie?
Wir ernten was wir säen: Die Früchte des Zorns:
Dieser Film war so überaus genial, das ich jetzt noch Gänsehaut habe.
Fangen wir bei aller inhaltlichen Genialität erst einmal bei der Technik an. Ja mit John Fords unzähligen Western habe ich Inhaltlich oft einige Probleme und besonders spannend sind sie auch nicht immer.
Bis auf „Zwei ritten“ zusammen sah aber bisher zumindest jeder Film den ich von ihm gesehen habe gut aus. Das ist hier nicht anders. Im Gegenteil: Zusammen mit Gregg Toland (berühmt durch Citizen Kane) fährt John Ford hier richtig auf.
Selten habe ich bei einem Film über wirklich fast jede Einstellung so gestaunt, wie in diesem Film. Ein schwarz-weiß Look der Extraklasse in denen sowohl direkte und bedrohliche Nahaufnahmen als auch die berühmten weiten Blicke John Fords über die unendlichen Täler und Berge begeistern.
Es ist vom Look ein Film Noir. Wenn man so will der soziale Film Noir. Die Zigarette im Mund ist hier halt nur noch ein Stumpen, die Pistole in der Hand wurde durch Schaufel und Spitzhacke ersetzt. Statt starke Femme Fatale, gibt es noch stärkere Mütter und statt um den Pfirsichhintern der Frauen wird sich um den realen Pfirsich geprügelt.
Was sich so salopp anhört, ist für mich real. Von dem was ich bisher so gesehen habe, ist dieser Film wohl der Anti-Hollywood-Film aus Hollywood. Nicht weil der Film irgendwas gegen Hollywood sagt (davon gibt es ja auch genug andere gute Filme (Sunset Boulevard oder so)) sondern weil der Film eben entgegen bisheriger Konventionen handelt.
Es gibt keine überflüssige Liebesgeschichte in dem Film, im Grunde gibt es gar keine. Es gibt keine geschleckten Auftritte von Herren im Anzug oder perfekt geschminkte Damen (oft sehen Held und Heldinnen in dieser Zeit ja auch nach 20 Tagen ritt in der Wüste noch wie aus dem Ei gepellt aus). Und es gibt Systemkritik an Politik und Gesellschaft, Religion und Kirche, Wirtschaft und Moral.
Die Dialoge in dem Film dazu sind wahnsinnig gut (hier merkt man auch, wie ein Film von einem Buch profitieren kann). Gefühlt ist jeder 2. Satz zitierungswürdig (auf IMDb schon fast absurd zum nachlesen) und ich muss sagen ich war echt sehr beeindruckt. Das war wie Tag und Nacht, wenn ich da an so manche Dialoge aus den Ford/Wayne-Western denke.
Obwohl Umgang und Slang der einfach Bevölkerung sicher nicht perfekt zur Wortwahl passen, wurde eben darauf geachtet schon einen recht realistischen Touch zu behalten. Damit das ganze kein Elendsporno wird, kommt hier der mich oft eher störende Ford-Humor mal ganz gut zum tragen. Klar nicht mein Favorit in Sachen Lustigkeit aber verleiht dem Film eine kleine leichte Note bei den ganzen harten Themen.
Ohne jetzt hier in die Zitate zu gehen. Aber neben der Antikapitalistischen Botschaft hat der Film extrem viel über die Schwierigkeiten von Religion, staatliche Interventionen auf jeglichen Ebenen, Flüchtlingslager und deren Probleme, Fremdenhass, Polizeigewalt (fand ich fast den beeindruckendsten Punkt, man könnte meinen jemand hat ein Brennglas auf die USA von heute geworfen soviel geht es in dem Film um Polizeigewalt) und etliche Dinge mehr zu sagen.
Als weiterer Höhepunkt kann ohne Frage die schauspielerische Leistung von Jane Darwell angegeben werden. Selten fühlte sich ein Oscar so verdient an. Was eine Performance. Überhaupt schon ein kleiner inhaltlicher Vorausblick:
Der Monolog über die Rolle der Frauen zum Ende des Films ist bahnbrechend.
Die Frage die ich mir stellte: Wie kann ein so ultrakonservativer in großen Teilen rassistischer Mensch wie John Ford auf die Idee kommen ein Buch zu adaptieren, was damals in Amerika in vielen Städten öffentlich verbrannt wurde, weil es kommunistisches Gedankengut verbreiten würde? Die Antwort liegt indirekt für mich in großen Teilen in einem weiteren Buchplakat (wo wir schon bei dem Thema sind):
Statt dem Bauernhut ein Cowboyhut, statt den Autos Pferde/Kutschen/Viehtreck und schon hat man wohl mindestens 70 Prozent der Filmografie von John Ford. In fast jedem Film von Ford könnte man „Go West“ von den Pet Shop Boys summen und hier gibt es ihn mal mit Autos.
Neben dieser Fordschen Grundidee war sicher auch noch ein Grund, dass obwohl Ford schon 1940 als König in Hollywood galt (ja immer noch einziger Regisseur mit 4 Regieoscars) man ihm verbieten wollte dieses „Teufelswerk“ zu verfilmen.
In seiner Ehre gekränkt, hat er einfach behauptet er dreht den neuen Film „Route 66“ um auch entspannt diesen Film mit vielen seiner Außenaufnahmen drehen zu dürfen.
Ich könnte hier noch ewig schreiben hör jetzt aber auf, liest doch eh schon keiner mehr . Aber Begeisterung über gute Filme, zuviel Zeit im Lockdown dies, das.
Ich sag mal so: Ich war bisher sicher nicht der größte Fan von John Ford (gemessen an der gigantischen Reputation), aber der Film ist bisher für mich nicht nur sein mit Abstand bester sondern auch einer der besten Filme aller Zeiten.
Am Ende kommt diese Freude in mir hoch nachdem man einen für sich gefühlt makellosen Film gesehen hat. Der einen nicht nur tief beeindruckt hat, sondern auch noch hoch spannend war und die Zeit wie im Flug verging. Deshalb gibt es auch zum ersten Mal von mir in der Challenge die vollen
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