Bliss (2021)
Seit ein paar Tagen kann man den neuesten Film von Regisseur Mike Cahill auf Amazon Prime sehen. Sein letzter Film „I Origins“ ist ganze sieben Jahre her und konnte als SciFi-Drama ganz gut unterhalten, wenn auch er ein paar unnötige Längen und Anspielungen hatte. „Bliss“ schlägt nun in dieselbe Genre-Kerbe und verspricht einen Mix aus verschiedenen Welten und gesellschaftlichen Abgründen. Geht die Rechnung auf und kann Mike Cahill auf den Stärken seines letzten Films aufbauen? Tja, ganz im Gegenteil.
In „Bliss“ geht es um den desillusionierten Büroangestellten Greg Wittle (gespielt von Owen Wilson), der in den Tag hineinlebt, seinen Job vernachlässigt und die Zeit lieber mit Zeichnen und Tagträumen verbringt. Seiner Familie hat er den Rücken gekehrt und vegetiert schon lange nur noch vor sich hin. Eines Tages hat sein Vorgesetzter keine Lust mehr darauf, Greg weiter zu beschäftigen und feuert ihn. Während des Gesprächs kommt es zu einem Unfall, bei dem sein Chef sich schwer verletzt, und Greg steckt plötzlich in der Misere. Um sich zu beruhigen, stürmt Greg in die nächste Bar und trifft dort auf Isabel (gespielt von Salma Hayek) - eine Frau, die seine Probleme wie von Zauberhand löst und ihn zu sich einlädt. Beide seien laut ihr „echt“, die Welt um sie herum aber nicht.
Oh Junge, wo fängt man bei „Bliss“ zuerst an? Der mit Abstand schwächste Part des Films ist die Geschichte und die damit verbundenen Dialoge. Die Grundidee von Mike Cahill klingt auf dem Papier durchaus interessant: wieso verbinden wir das Thema Drogensucht nicht mit einem SciFi-Konzept? Die Ausführung funktioniert nur leider vorne und hinten nicht. Während man dem Teil mit der Drogensucht hier und da etwas abgewinnen kann, wirkt die SciFi-Geschichte völlig fehl am Platz und höchst unbefriedigend. Leider nimmt sie fast die komplette zweite Filmhälfte ein und will einfach nicht aufhören. „Bliss“ versucht sich dabei als ein schlaues Drogen-„Matrix“ zu inszenieren, wirkt dabei aber wie ein unbeholfener Elefant in der Porzellanabteilung. Die Dialoge sind stets absolut grausig und machen den Eindruck, man hätte sie während der Dreharbeiten nachts nach vier bis fünf Feierabendbieren zusammengeschustert. Wirklich schlimm.
Schauspielerisch sieht es ähnlich düster aus. Owen Wilson wirkt die meiste Zeit über so, als würde er schlafen und nur ein absolutes Mindestmaß an Motivation aufbringen, damit man ihm die Langeweile nicht in jeder Szene ansieht. Sobald die Geschichte mehr in Richtung Drogensucht abdriftet, gibt sich Wilson mehr Mühe und zeigt, dass er einen Junkie spielen will, erreicht aber nie den Punkt, an dem er die Rolle ausfüllen kann. Fans von Owen Wilson, die „Bliss“ nur wegen ihm sehen wollen, sollten es sich zweimal überlegen. Wilson hat zwar schon in einigen schlechten Filmen mitgespielt, aber „Bliss“ ist die Kategorie „wenn’s unbedingt sein muss“.
Noch peinlicher wird es bei Salma Hayek. Man könnte meinen, die 54-Jährige hätte das Schauspiel zum ersten Mal für sich entdeckt und würde diesen Film nun als Probebühne benutzen, um sich auszutoben. Mal macht sie einen auf tough, mal auf verführerisch, mal auf dämlich, den Großteil der Zeit aber auf hölzern und gezwungen. Keine einzige Dialogzeile aus ihrem Mund wirkt glaubhaft. Dafür verantwortlich ist unter anderem auch ihr furchtbarer Akzent (im O-Ton). Normalerweise würde ich niemanden für seinen Akzent kritisieren, aber hier wirkt er geradezu aufdringlich und störend. Keine Ahnung, wie Mike Cahill das absegnen konnte.
Das Ergebnis ist, dass Wilson und Hayek miteinander in etwa so gut harmonieren wie Räucherschinken und Knete. Die Romanze zwischen den beiden wirkt zu keiner Sekunde authentisch und man versucht sich stets alles mit dem Argument der Abhängigkeit und Drogensucht glattzubügeln, aber es will einfach nicht klappen. Das ist vielleicht auch der größte Vorwurf, den man dem Regisseur machen kann. Prinzipiell kann es spannend sein, den Film aus den Augen eines Drogenabhängigen zu sehen, der die Welt um sich herum vage und überdramatisiert wahrnimmt, das ist aber gleichzeitig kein Ablassbrief für schlecht geschriebene Dialoge, für ein fades Schauspiel und eine halbgare Inszenierung. Die große Ambition von Mike Cahill war, das Video von „Song To Say Goodbye“ der Band Placebo als Hollywood-Film umzusetzen. Das großartige Vorbild wird hier leider aber nicht im Entferntesten erreicht.
„Bliss“ ist ein merkwürdiges Werk, das für keinen der Beteiligten ein Bonussternchen in der Filmografie einbringen wird. Es ist viel mehr ein drittklassiges Drama und ein durch und durch enttäuschender SciFi-Streifen. Vielleicht hätte man sich nur auf die Drogengeschichte konzentrieren und die „Matrix“-Elemente komplett rausstreichen sollen. Das hätte zumindest einen kohärenteren Film ergeben.