Thema #65: Mensch und Tier
Film: Katzenmenschen (Cat People) von Jacques Tourneur
Erscheinungsjahr: 1942
Laufzeit: 73 Minuten
Wo gesehen: TV-Aufnahme (Sky)
Eine Künstlerin aus Serbien lernt im Zoo einen amerikanischen Ingenieur kennen. Zwischen den beiden eher schüchternen Charakteren funkt es. Doch was hat es mit der großen Angst auf sich, welche die serbische Frau vor einer Gruselgeschichte aus ihrem kleinen Heimatdorf hat?
Was macht man, wenn man kein Geld mehr in seinen Filmstudios hat? Man fängt an Low-Budget-Horrorfilme zu drehen, die so kurz sein müssen, dass man sie als Double Feature zeigen darf. Zumindest Universal (Dracula, Frankenstein etc.) in den 30ern und RKO in den 40ern sind den Weg gegangen und haben sich so gerettet. Katzenmenschen ist der erste dieser Filme von RKO und war damals ein richtiger Erfolg, genauso wie bei mir, denn ich fand den Film richtig stark.
Man hat hier gruselige Atmosphäre mit ganz viel Schattenspielerei aufgebaut und weniger Creature-Horror-Szenen oder sonstiges. Der Film ist richtig spannend und schaut sich schnell weg. Ein paar Szenen (Parkverfolgung, Schwimmbad) fand ich auch heute noch ziemlich gruselig und auf jeden Fall toll gemacht. Simone Simon die Hauptdarstellerin spielt zudem hervorragend.
Wenn ich so drüber nachdenke, hat RKO mit Tourneur aber auch einen Glücksgriff gelandet. Denn der Herr hat ziemlich viele verschiedene Filme gedreht (auch High-Budget) und war eigentlich immer zuverlässig in zwei Dingen: Cooler Schwarzweiß-Filmlook und ultrakurze Laufzeit. Perfekt geeignet also. Interessant finde ich, dass bei dem was ich von Tourneur bisher gesehen habe (viel zu wenig wie immer) mir seine Noir- und Horrorfilme viel besser als seine Abenteuerfilme gefallen. Das ist eher ungewöhnlich bei mir. Liegt aber wohl auch viel an der kurzen Laufzeit, dass finde ich passt viel besser zu so knackiger Spannung oder Grusel aber Abenteuerfeeling verbreitet sich in der Zeit einfach schwer. Mal schauen wie das wird wenn ich mich mal seinen Western (für mich bisschen die Schnittstelle zwischen spannendem Noir und entspanntem Abenteuerfeeling) widme, die interessieren mich sehr und hab noch keinen davon gesehen.
Am besten hat mir in dem Film hier aber die Metaebene gefallen. Klar unter dem Hays-Code durfte man erotische oder morbide Sachen nicht mehr deutlich in seine Filme einbringen, was macht man also? Man dreht einen Film mit Cat Content.
Das es in dem Film um allerlei unterdrückte Sexualität geht, ist ziemlich offensichtlich und ich hab das Gefühl, dass war den meisten damals auch ziemlich klar. Im Vergleich zum Remake (wird nachher noch angesprochen) fand ich aber super, dass es hier noch um viel mehr ging. Schwierigkeiten als Einwanderer, Außenseitertum, Krankheiten (besonders psychische) man kann die Geschichte um die Katzenmenschen auf ziemlich viel projektieren und dass nicht, weil man fast alles auf fast alles projektieren kann, wenn man lustig ist; sondern weil der Film das so clever macht. Die Dialoge sind dabei knackig, gut und passend. Ich denke hier findet jeder seine innere Katze .
8 von 10 Miaus
Als Bonus hat sich angeboten noch das gleichnamige Remake Katzenmenschen von Paul Schrader (1982) anzuschauen. Finde ich das Original den besseren Film? Ja. Ist das also eine typische Remakegraupe? Finde ich eher nicht.
Schrader legt den Fokus sehr auf die Sexualität. Die anderen psychischen Punkte fallen dadurch eher hinten herunter (die ganze Geschichte um den Psychiater lässt er deshalb auch (konsequenterweise wie ich finde) aus). Statt cooler Schwarzweiß-Optik gibt es zudem schmierige, 80er Optik die aus allen Poren trieft (wortwörtlich). Das iist natürlich sehr stark Geschmackssache. Insgesamt fand ich die genaue Abstimmung des Films auf so einen typischen Erotik-Mysteryfilm aus den 80ern gelungen und ich sag mal so: Wer statt gruseliger Schwarzweiß-Atmosphäre lieber nackte Tatsachen mit Frau Kinski hat, der greift wohl eher zum Remake. Denn hier gibt’s natürlich (zum Glück) keinen Hays Code mehr.
Warum finde ich den Film trotz der soliden Leistung also schwächer als das Original? Die Dialoge sind richtig scheiße (zum Glück geht es hier nur noch um die Sexebene sonst wär es peinlich schlecht geworden) und der Film ist zu lang: Er erzählt eben weniger als der Original-Film und nimmt sich dafür auch noch viel mehr Zeit. Das fand ich nicht gelungen.
So kurz nacheinander fällt einem außerdem auf, dass obwohl die ganze Atmosphäre eben von Schrader sehr gelungen komplett abgeändert wurde, man schon viele Szenen 1 zu 1 übernommen hat. Gerade die im Original angesprochene Parkszene und Schwimmbadszene haben hier aber leider keinen wirklichn Effekt und wirken mehr so: Die Szenen sollten vielleicht auch noch rein, da sie im Original so gemocht werden?
Trotzdem erfolgreicher Katzenausflug mit zwei gelungenen Filmen die Thema und Oktober verbinden konnten.