Thema: Film, der auf einem Hörspiel/einer Hörspielreihe basiert
Film: Bibi & Tina 4 - Tohuwabohu Total
Regie: Detlev Buck
Erscheinungsjahr: 2017
Laufzeit: 110 Minuten
Wo gesehen: Prime Video
Bibi und Tina entdecken ein paar Flüchtlinge und treffen später eine Reisegruppe aus Afrika. Sie wollen für alle Platz auf Schloss Falkenstein finden.
Das nur grob vorab zur Handlung. Kurze Warnung, ich werde hier in meiner Review spoilern, aber so überraschend läuft der Film nun auch nicht ab.
Die ersten drei Bibi-und-Tina-Filme habe ich schon gesehen und fand sie alle doch zumindest okay (obwohl ich nicht wirklich mit den Hörspielen groß geworden bin).
Aber … Was ist denn hier nur verkehrt gelaufen? Der Film ist auf so vielen Ebenen irgendwie … falsch.
Fangen wir mit dem belangloseren Kram an. Bibi und Tina singen ihr Titellied. Könnte ja okay sein, die Filme sind ja Musicals. Aber das Ganze ist keine Musicalnummer. Oh, nein. Nein, nein. Die beiden singen die ersten Zeilen einfach so zur Vorstellung jemandem vor. Und ja, es ist genau so cringy, wie man es sich vorstellt. Die anderen, richtigen, Musicalnummern sind schlecht in den Film integriert und haben oft null Bezug zur Handlung. Höchst seltsam bei doch extra für den Film geschriebener Musik.
Ansonsten ist nicht viel Bibi und Tina in dem Film, die Freundschaft der beiden ist irgendwie nicht so wichtig … aber gut, da ist vielleicht auch schon mit den anderen Filmen einiges aus erzählt.
Dann zu den Pferden. Ja, es gibt eine lange, richtig dumme und absolut nicht spannende Verfolgungsjagd, die sich zieht wie Gummi. Ansonsten wird halt mal geritten, eine Kutsche gezogen aber puh. Ich hatte mir mehr Pferdespaß erhofft.
Jetzt geht es langsam zum Eingemachten, beginnen möchte ich mit Herrn Trumpf. Bilder sagen hier mehr als Worte:
Wow. Was für eine schlechte Parodie. Die sollte weder für Erwachsene, noch für Kinder funktionieren. Herr Trumpf will nicht nur eine Mauer bauen, sondern auch für viel zu viel Geld Schloss Falkenstein sanieren. Natürlich fallen auch Sprüche wie „No, we cannot“. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Jetzt aber zum Hauptproblem des Films: Augenscheinlich möchte Detlev Buck einen Film gegen Rassismus und für Völkerverständigung machen. Wirklich, das mag seine Absicht gewesen sein. Aber … Aber.
Von einem Mädchen abgesehen (eine der Heldinnen des Films) werden alle Charaktere afghanischer Abstammung, selbst, wenn sie in Deutschland geboren wurden, als geldgeile Mistkerle dargestellt, die kein Problem damit haben, Mädchen gegen Geld zu verheiraten. Sie singen sogar ein Lied darüber, dass sie einfach „alles haben müssen“.
Dabei scheint der in Deutschland geborene Herr sogar einen männlichen Partner zu haben (das wird natürlich nicht gesagt, sondern nur mittels einer Szene im Pool, in der er mit einem anderen Mann abhängt, angedeutet. Alles andere wäre ja wieder zu kontrovers oder anstößig geworden für die deutschen Kinder (bzw. Eltern) oder was weiß ich was) – sich also den echt „traditionell“™ wirkenden Verwandten aus Afghanistan durchaus nicht in allem anschließt. Natürlich hält er den Freund aber vor der „Familie“ geheim.
Gleichzeitig haben wir noch ein paar syrische Flüchtlingskinder, die natürlich das afghanische Mädchen hassen und es an ihre Verfolger verraten. Dabei ist ein noch wirklich junges syrisches Kind dabei, und der Junge macht sich aber auch an jede Frau ran, um sie zu heiraten und so im Land zu bleiben.
Um das Bild abzurunden gibt es noch eine bunte Tanztruppe aus Afrika, die natürlich ohne festes Zuhause musikmachend herumzieht, und deren Sängerin den guten Holger (Tinas Bruder) so richtig anmacht.
Als störend empfinde ich auch noch, wie leicht mit der Problematik der Integration umgegangen wird. Klar, Integration sollte möglichst simpel sein, das wäre schön – aber ein Hexspruch, der Sprachbarrieren aufhebt, vereinfacht das Ganze doch erheblich. Und natürlich können die syrischen Flüchtlinge am Ende genau da mit ihren Fähigkeiten glänzen, und sollen dann bleiben. Ich weiß nicht, ist es gut, zu zeigen, wie nützlich doch der Austausch mit Fremden sein kann – oder heißt das einfach nur: Wenn du hierbleiben möchtest, Mensch, dann musst du aber auch das Glück haben, etwas zu können, was uns nützt. Einfach so bleiben, weil in deinem Land Krieg herrscht? Puh, das ist schon schwieriger.
Aber eigentlich ist das auch egal, denn es können sowieso alle Deutsch, wenn es gebraucht wird
Am Ende des Films, welches in Afghanistan spielen soll, spricht gefühlt das gesamte Dorf einfach Deutsch, warum auch nicht.
Überhaupt – das Ende. Die deutsche Heilsbringerin Bibi Blocksberg kommt nach Afghanistan, spricht noch mal mit den Dörflern – und natürlich wird das Mädchen am Ende nicht zwangsverheiratet, sondern darf zu Schule gehen. Und erstmal Ferien in Deutschland machen.
Bestimmt vergesse ich jetzt noch einiges, aber … der Film ist so schlecht. Ich saß ab irgendwann fast konsequent mit den Händen vors Gesicht geschlagen da und habe mich aufgeregt.
Noch mal – ich glaube wirklich, der Film ist gut gemeint. Er ist aber weder gut gemacht noch mit einer guten Botschaft versehen.
0,5/5