Thema #57: Robert Redford
Film: Die drei Tage des Condors (Three Days of the Condor) von Sydney Pollack
Erscheinungsjahr: 1974
Laufzeit: 113 Minuten
Wo gesehen: Sky
Robert Redford arbeitet als Literatursichter für die CIA. Eines Mittags wird Redford zum Lunch abholen geschickt. Als er mit dem Essen zurückkommt, findet er alle seine Kollegen und Kolleginnen ermordet vor. Geschockt und doch voller Tatendrang arbeitet sich Redford in einen Sumpf aus Intrigen der Geheimdienste vor um herauszufinden, wie es dazu kommen konnte.
Ein typischer Paranoiathriller aus den 70ern, den ich noch nie gesehen habe. Markenzeichen dieser sind, dass hier nicht Staatsdiener die üblen Verbrecher fangen müssen, sondern die Bedrohung von „Oben“ her kommt. Ich tue mich mit der Bewertung dieses Films sehr schwer, da ich irgendwie selten so eine Qualitätsschwankung innerhalb eines Films gesehen habe.
Da stehen bockstarke erste 45 Minuten, die richtig spannend sind, toll gespielt von Robert Redford und diese paranoide Atmosphäre toll auf den Zuschauer übertragen. Fand dieses Setting in dieser Buchabteilung, mit so einem jungen, motivierten Robert Redford als Bücherwurm irgendwie extrem ansprechend und auch den ganzen Verlauf, mit den Ermordungen. Klar wächst er später vielleicht etwas arg über sich hinaus, aber fand ich alles noch recht stimmig und passend.
Bleiben wir beim Positiven. Die letzte knappe halbe Stunde empfand ich genauso als sehr stark. Wie üblich für diese Politthriller wird hier nicht alles aufgedeckt und bleibt so manches im Dunkeln aber das gehört zu so einem Film dazu, finde ich. Die letzten beiden Dialogpassagen sind zudem richtig toll und übertragen die Unsicherheit weiterhin auf den Zuschauer. Wenn man so drüber nachdenkt sind sie außerdem echt niederschmetternd. Sonderlob für Max von Sydow, der hier Redford als grausamer Kopfgeldjäger fast die Show stiehlt und mit dem die vorletzte Dialogpassage sogar noch besser als das Ende ist.
Insgesamt sind die Themen des Films auch recht zeitlos und können heute noch auf allerlei politische und viele damit verbundene Dinge angewandt werden. Filmhistorisch fällt zudem auf, dass wirklich vieles aus den Film später in allerlei so Politthriller übernommen wurde.
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass bei der Abhandlung aber noch die mittleren 45 Minuten des Films fehlen. Und die sind aus meiner Sicht, der den Film noch nicht kannte leider ziemlich schlecht, was sie im Vergleich zu dem sonst eben sogar sehr guten Film noch viel schlechter anfühlen lässt.
Redford nimmt auf seiner Flucht Faye Dunaway als Geisel und die entpuppt sich als nekrophile Künstlerin mit über ausgeprägtem Stockholm-Syndrom. What? Ja, das passt alles so gar nicht in den Film, dass es mir ein Graus war. Vollkommen abgehoben, absolut ohne Chemie zwischen den beiden, extrem zäh (und damit das schöne flotte Erzähltempo des ganzen Films zerstörend) und teilweise auch dilettantisch (ganz im Gegensatz zum Rest des Films eben) (der „Briefträger“, die Sexszene, der „Skiausflug“) wird hier eine Handlung in den Film gesetzt, die diesem eben überall nur schadet.
Könnte ich da in vielen Filmen der 70er etc. ohne Probleme darüber hinwegsehen, so nimmt das hier doch wirklich eine geschlagene Dreiviertelstunde ein. 5 Minuten so eine Liebesgeschichte ohne Chemie in einen guten Film, mir egal, stört das Filmerlebnis nicht wesentlich. Aber das war definitiv zu viel.
Für mich wird so ein in weiten Teilen sehr guter Film, doch zu einem gerade noch soliden Politikthriller. Im Gesamtpaket, gibt es da aber weitaus bessere.
6 von 10 Artikel in der New York Times?