Thema #3: Filme über Musik
Film: Vox Lux von Brady Corbet
Erscheinungsjahr: 2018
Laufzeit: 111 Minuten
Wo gesehen: Sky
Behandelt werden Teile des Lebens des fiktiven Musikstars Celeste, welches sich nebenbei zwischen Amokläufen und Terroranschlägen abspielt.
Die Idee des Films ist ja irgendwo sehr gut. Das verrückte Pop-Business wird irgendwie versucht mit den verrückten Nachrichten unserer Zeit zusammengebracht zu werden. Dabei kommt ein recht nachdenklicher Film heraus. Problem: Eben die Art von Nachdenklichkeit, die ich bekommen würde, wenn ich parallel auf zwei Bildschirmen das neue Katy Perry Konzert mit der Tagesschau kombinieren würde.
In Venedig wurde der Film von den Kritikern hart abgefeiert, um danach von anderen Kritikern komplett zerrissen zu werden. Ich bin sicherlich eher ein wenig überzeugter Seher des Film, stehe aber noch etwas dazwischen. Klar was in der typischen Filmfestspielszene gefeiert und sonst eher mit rollenden Augen betrachtet wird ist das offensichtlich, selbstreferenzielle Abgefeiere von…sich selbst.
Der Film schlägt schon oft genau in diese Kerbe: Oh, das böse, böse Star-Business. Dieses arme, unschuldige Mädchen mitten aus dem Nichts der USA. Da überlebt sie Terror und Schrecken genauso wie das Provinzleben der USA und wird dann aber noch von den gierigen Fangarmen aus Medien, Manager, Fans etc. zermartert. Dabei will sie doch einfach nur schön singen.
Ja da kommen einige Augenroller hervor. Und die ganzen klischeeüberladenen Rollen tragen ihr übriges dazu bei. Aber wir kennen es ja: Die böse Welt, welche unserem Weltstar Ruhm und Geld einbringt, aber natürlich von Freunden und Familie entzweit und natürlich nur in einem Strudel von Sex und Drogen ertragen werden kann usw. Gähn.
Aber den Film nur darauf abzustempeln wäre unfair. Man merkt schon, dass Corbet es darauf angelegt hatte, das ganze etwas größer zu skalieren: Wie gelingt es in der heutigen Zeit der Hysterie und Panik, selbst irgendwo etwas zu erschaffen, selbst wenn man von Rückschlägen gebeutelt wird? Und wie schlägt sich das im Zeitalter der Globalisierung und Information nieder?
Für mich also doch einige gute inhaltliche Ansätze. Manchen ist der Inhalt aber ja mehr sekundär und die Form ist das Wichtige und da bekomme ich bei dem Film echt die Krise.
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Nervige Erzählstimme aus dem Off. Das wird bald mein Kryptonit. Wer denkt eigentlich immer es sei eine gute Idee einen Erzähler in seine Filme einzubauen? Hieß es nicht früher im Kino mal: „Show don’t tell?“ Nervt mich einfach in 95 % aller Filme. Hier auch.
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Die Musik ist für einen Musikfilm das Grauen. Klar vielleicht schon fast ironisch, da es ja auch viel um diese Dudelpopmusik geht; aber mich ironisch mit Popmusik zu quälen, dafür ist meine Leidensfähigkeit beim Genießen eines Filmes einfach nicht groß genug und nein: Ich höre schon gerne mal Radio nebenher und lass mich „volldudeln“. Bin also kein Hasser von Popmusik oder so.
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Das größte Problem ist aber die zeitliche Einteilung des Film. 110 Minuten – Davon sind die ersten knapp 20 Minuten „nur“ ein Amoklauf (dachte schon ich hab den falschen Film für das Thema und bin hier in einem harten Actiondrama gelandet), während die letzten 20 Minuten nur aus einem Popkonzert bestehen. Bleiben also gerade mal 70 mickrige Minuten um die ganzen oben angesprochenen Inhalte zu vermitteln. Es kommt wie es kommen musste: Es wirkt dermaßen gehetzt, ja oft schon richtig nervig und vor allem mit einem Zeitsprung der katastrophal zu groß und nicht nachzuvollziehen ist.
Oft hab ich mir in dem Film gedacht: „Was geht hier eigentlich ab? Ich verstehe es 0.“ Hat sich meist herausgestellt, dass irgendeine wichtige Info mal wieder in so einem Halbsatz erwähnt wurde. Und dabei meine ich solche Sachen der Kategorie, wie: „Jemand redet 10 Minuten der langweiligsten Sachen die es übers Wetter zu sagen gibt, nur um dabei in der Mitte des Gesprächs in einer halben Sekunde zu sagen er ist dein Vater“.
Viele solcher Situationen lassen einen zu dem Schluss kommen, dass die ganze Methodik den Film einem nahe zu bringen einfach ein kompletter Flop ist. Schade eigentlich, denn um positiv zu enden: Die Schauspieler machen ihre Sache alle wirklich recht gut. Und auch Frau Portman, von der ich sehr viel halte, taucht zwar erst in Minute 52 das erste mal auf, spielt dann aber gewohnt stark. Wobei die letzten 20 Minuten läuft sie eben auf einer Bühne von links nach rechts und singt Playback. Aber sie ist eben Natalie Portman und nicht Katy Perry und so laste ich das mehr dem Film an und weniger ihr.
5 von 10 weichgespülte Popsongs