Thema #60: Wichteln (@Leelo)
Film: 5 Zimmer Küche Sarg (What We Do in the Shadows) von Jemaine Clement und Taika Waititi
Erscheinungsjahr: 2014
Laufzeit: 86 Minuten
Wo gesehen: Sky
Ein Filmteam zeigt uns den Alltag einer typischen 4er Studenten-WG: Tagsüber schlafen, in der Nacht Party und saufen und den Abwasch erledigt mal wieder niemand. Als ein 5ter Bewohner hinzukommt nimmt das Chaos seinen Lauf und die Street Credibility in der Nachbarschaft leidet auch noch … irgendwas war da noch? Ah ja, es handelt sich bei den Personen um Vampire.
Man nimmt die besten Gags aus einigen Staffeln der typischen amerikanischen Sitcoms, dampft das auf einen knapp 90 minütigen Film herunter und steckt es in den Vampirkosmos; fertig ist ein verdammt lustiger Film. Die ersten 30 Minuten habe ich mich schier bepisst vor Lachen. Die Figuren sind wunderbar schrullig und schräg, die ganze Idee ist einfach herrlich bescheuert, die Sprüche sitzen perfekt, die Situationskomik ist toll und der Film macht einfach sehr viel Spaß.
So eine wirkliche Geschichte erzählt der Film nicht, ist aber auch ziemlich wurscht, da er für mich einfach herrlich lustig war.
Warum der Film so gut funktioniert weiß ich auch nicht (Humor ist ja eh mit das subjektivste bei so Filmen überhaupt), aber ich finde die große Liebe zum Detail ist dem Film sehr wohl anzumerken. Viele kleine und große Gimmicks laufen dabei auch im Hintergrund ab und die Kamera fand ich besonders positiv (mal als kleines Beispiel wo die am Anfang so ein „Konzert“ geben und dabei der Schwenk auf den Hirschkopf mit dessen Gesichtsausdruck; großartig). Solche Szenen gibt es zuhauf, deshalb kann ich nur sagen: Eine überragende Komödie und ein sehr guter Film für mich.
8 von 10 gut gekleidete Vampire im versifften Linienbus
Bonus: Wer die meisten Geschenke bekommt, der reißt natürlich im Laufe der Woche auch alle auf:
Porträt einer jungen Frau in Flammen hat mir am 2. besten gefallen. Zugegeben ein französischer Liebesfilm über eine Malerin Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts, dessen Fokus auch wirklich auf der Liebesgeschichte liegt, ist so ziemlich das Letzte wo ich sage: Oha, dass wird wohl ein Film für mich sein.
Umso mehr ist es für den Film wohl ein Kompliment, dass ich ihn richtig gut fand. Die Liebesgeschichte empfand ich als sehr leidenschaftlich, intensiv, erotisch und gefühlvoll erzählt – ein Kompliment, was ich den wenigsten Liebesfilmen machen kann. Die Schauspielerinnen waren top und besonders die Bilder ein Genuss (ich fand speziell alle Szenen an der direkten Meeresküste wunderbar).
Wie immer alles super subjektiv, aber sogar bis unter meinen Stein ist durchgedrungen, dass mir hier bis auf Dark Star von Carpenter drei absolute Publikums- und Kritikerlieblinge der Neuzeit präsentiert wurden. Und das Porträt hier empfand ich als guten Film; dass ich jetzt aber sage, das war definitiv ein Film, der unter die besten 100 Filme der letzten 100 Jahre gehört, davon ist er schon sehr weit entfernt (suggerierte mir die Letterboxd-Wertung danach ).
Denn ja, das ist ein wunderschöner Liebesfilm über zwei reiche, junge und noch viel schönere Frauen im Frankreich des 18. Jahrhunderts, nicht weniger aber halt auch nicht viel mehr für mich. Ich bin mir über den Subtext im Klaren und hier und da sind auch noch leichte Anklänge über die unterschiedlichen Gesellschaften damals gemacht worden, aber das war alles auf einem normalen Niveau und ist zur zentralen Liebesgeschichte schon abgefallen. Auch die ganze Kunstsache mit dem Film zu verweben hab ich für mich schon stärker erlebt (z.B. Die schöne Querulantin oder Mr. Turner (die Filme hatten dann andere Probleme aber ja)). Aber das liest sich dann immer gleich so wie eine Rechtifertigung warum ich jetzt nicht umgeblasen wurde, was ja Quatsch ist, da ich ja im Gegenteil sehr positiv überrascht wurde und mir der Film gefallen hat.
7 von 10 stürmische Brandungen
Platz Nummer drei in meinen Wichtelgeschenken nimmt für mich etwas überraschend Dark Star ein. Oft war es bei mir und Carpenter bisher immer so: Intelligente Idee – trashige bis charmante Umsetzung dieser - recht lausige Schauspielkunst – weltklasse Soundtrack, wohlgemerkt aber bei den meist hochgelobten Carpenter Filmen.
Der Film hier scheint bei einer bestimmten Nische Kultstatus zu genießen, ist aber ansonsten eher unbekannt (wo wir ein bisschen bei Wertungen und Überbewertungen von Letterboxd waren, im Vergleich zu anderen Carpenter Filmen ist der Film hier in meinen Augen dagegen ziemlich unterbewertet).
Hommage an 2001 von Kubrick, Wegbereiter für große Universen wie die Alien-Filmreihe oder die Schlefaz-Verschnitte von Angriff der Killertomaten sowie Parodie auf gängige Scif-Fi-Klischees – Wieviel möchtest du mit einem Studentenfilm erreichen? John Carpenter: Ja.
Ähnlich wie bei 5 Zimmer Küche Sarg fand ich die erste halbe Stunde zum niederknien komisch, dann kommt in der Mitte etwas sehr viel billige Sci-Fi-Action und am Ende ist der Film wieder grandios gut. Das alles sieht natürlich teilweise katastrophal schlecht (hat mir schon fast in den Augen weh getan) aus (teilweise aber auch zumindest bemerkenswert für das Jahr und Ultra-Low-Budget).
Es ist halt aber einfach sehr lustig, unglaublich bescheuert und richtig cool (finde kein passenderes Wort für zu geiler Countrymusik, auf Weltraumschrott durchs All zu surfen). Das der Soundtrack mal wieder überragend ist erübrigt sich bei Carpeneter.
7 von 10 philosophierende Atombomben (dafür, dass das wirklich ein Studentenprojekt war müsste ich den Film schon fast noch höher bewerten)
Das der Film So finster die Nacht auf dem letzten Platz meiner Wichtelrunde landet, hat nicht mit seiner Schwäche für mich zu tun sondern, dass die anderen drei eben so tolle Filme waren, denn auch diesen Film hier fand ich gut. Hier gibt es Vampire, wie in 5 Zimmer Küche Sarg und starke, mitreißende Gefühle, wie in Porträt einer jungen Frau in Flammen.
Überhaupt auch hier ist die Zweierbeziehung der beiden zentralen Figuren der Trumpf des Filmes. Man fühlt richtig mit. Obwohl Porträt einer jungen Frau in Fammen ja auf gewisser Weise auch ein etwas tragischer Film ist, empfand ich ihn eher als positiv sinnlich zum mitschwärmen. Das ist hier anders. Einsamkeit und Traurigkeit vermischen sich mit den Liebesgefühlen und dem Bedürfnis nicht Allein sein zu wollen in dieser kalten Welt und ergeben einen eher niederschmetternden Film, der dazu auch noch das Thema Mobbing stark aufgreift.
Im Vergleich zu den anderen drei Filme fand ich hier aber schon einige objektive Schwächen (ob die einen interessieren oder nicht ist aber natürlich eine ganz andere Frage). Ich hab selten einen Film (glaube nie) gesehen, in dem alle Kinderdarsteller so eine klasse Leistung abgeliefert haben und auch noch perfekt abgestimmte Dialoge hatten, während die Erwachsenen schauspieltechnisch und besonders von den Dialogen doch stark abgefallen sind.
Irgendwie sind die ganzen Subplots um die Nachbarschaften immer wieder im Fokus, führen aber nicht zu wirklich etwas. Glaube es sollte viel über die Armut und die Trostlosigkeit in diesen Mietskasernen zeigen, ist aber nicht so richtig gelungen fand ich. Auch sonst empfand ich manche Szenen als recht irritierend (während den ganzen Abend so eine Leiche aus dem Eis gefräst wird, dürfen die Schüler zusehen? Etc.), der zentralen Handlung hat das aber zum Glück nur wenig geschadet. Hatte nur das Gefühl, da hätte man aus dem ganzen Drumherum echt noch viel mehr herausholen können.
7 von 10 Schwimmbäder voll Blut
Vielen Dank für die wirklich sehr hochwertige Auswahl (Vampir-)@Leelo .
Es war oft richtig lustig, richtig vampirig und sehr gefühlsintensiv.
Ich hatte viel Spaß .