Film-Themen-Challenge: Part 2

Danke für den Tipp aus der Arte Mediathek!
Den werde ich mir die Tage ansehen und dir dann im „zuletzt gesehen thread“ berichten.

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Gerne. Bin gespannt, wie er dir gefällt.

Da es mal wieder ein wunderschönes Thema ist, bei dem ich ohne Ende Zeug auf der Watchlist habe, hab ich mir wieder mehrere Filme angeschaut, bis ich den Film gefunden habe, über den ich mehr Lust hatte zu schreiben. Angefangen mit There is a Secret in my Soup (2001) von Yeung Chi Kin, einer Cat III Verfilmung des sogenannten „Hello Kitty Mordes“, der zwar „gute Momente“ hatte, insgesamt aber zu langweilig und durcheinander war. Danach gabs Full Contact (1992) von Ringo Lam in dem sich Chow Yun-Fat in gewohnter Manier durch Gangsterhorden kloppt und ballert.


Thema #67: China, Hong Kong, Taiwan
Film: The Bamboo House of Dolls von Kuei Chih-Hung
Erscheinungsjahr: 1973
Laufzeit: 112 Minuten

Während des zweiten Weltkrieges überfallen japanische Truppen Hong Kong auf brutalste Weise. Eine Gruppe Menschen wird zusammengetrieben, da sie angeblich einen abgeschossenen amerikanischen Piloten verstecken. Als „Drohung“ werden die ersten auf offener Straße massakriert, woraufhin der gesuchte Pilot sich selbst stellt. Er wird ohne Zögern erschossen, die Menge wird niedergeknüppelt und die anwesenden Frauen, unter anderem eine Gruppe Krankenschwestern des internationalen Roten Kreuzes, in ein Konzentrationslager deportiert.

Diese Eröffnungsszene mündet in einer Titelsequenz, die mich richtig überrascht hat und bei der ich sofort einen jungen Tarantino vor meinem inneren Auge sah, der feiernd vor dem Fernseher saß und rief „ja Mann! Wenn ich mal Filme mache, sollen meine Intros auch so kicken!“ - Ich würde jedenfalls wetten, dass er den Film mag.

In der ersten Hälfte des Films geht es dann in gewohnte Bahnen, wenn man sich im Bereich WIP und Sexploitation bewegt, Folter, nackte Haut, sadistische Wachen und Zoff unter den Insassinnen. Allerdings nimmt es in der zweiten Hälfte dann doch noch einen etwas anderen Turn als üblich und das ganze wird zu einem fast schon hollywoodesken Prisonbreak/Schatzsuche-Thriller. Natürlich nach wie vor mit harter Gewalt und nackter Haut.
Der Film ist dreckig und auch ein stückweit roh, wie es sich gehört, allerdings gleichzeitig echt hochwertig inszeniert und geschossen. Die Einflüsse aus japanischer Pinky Violence, Hong Kong Action und westlichem Knastfilm fügen sich zu einem richtig runden Film zusammen, wo sich (für mich) lediglich die letzten zwanzig Minuten etwas gezogen haben. Da sehe ich „das Problem“ allerdings bei mir, da ich einfach „Massenkämpfe“ und „Action auf Action auf Action“ einfach nicht so spannend finde.

Wem Filme der Ilsa-, die wahrscheinlich stark hierdurch beeinflusst wurde, oder der Sasori-Reihe, die wahrscheinlich diesen hier stark beeinflusst hat, gefallen haben, wird hier vermutlich voll auf seine Kosten kommen. Ich fands jedenfalls super.

4/5 sind keine Verräter.

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The 800

Thema #67: Schaut ein Film aus China, Hong Kong oder Taiwan
Regie: Guan Hu
Darsteller: Huang Zhizhong, Zhang Junyi
Erscheinungsjahr: 2020
Laufzeit: 143 Minuten
gesehen auf: iTunes (geliehen)


Der Kinohit aus dem vergangenen Jahr. Weil kein anderer Kinofilm lief.

Was man bei dem Film machen muss, ist erstmal hinter den ganzen Pathos und den Japaner-Hass zu blicken. Wenn sich duzende Chinesen liebend gerne für ihr Land in den Tod stürzen, sei es durch voranstürmen mit einer Waffe, dem herabstürzen mit einem Sprengstoffgürtel oder dass sich zehn sterbenden Soldaten an einen Fahnenmast klammern, damit dieser nicht den Boden berührt, dann ist das alles schon sehr dicke aufgetragen. Wenn dann alle Japaner ausschließlich Böse dargestellt werden und auch der Flugzeugpilot Zivilisten beschimpft, werden er sie abschließt, dann hat das alles im Angesicht der noch aktuellen politischen Spannungen und der chinesischen Politik einen faden Beigeschmack (auch wenn natürlich klar ist, dass die Japaner damals auf der falschen Seite des Krieges standen). Und natürlich ist man am Ende zu tapfer, um einem Waffenstillstand zuzustimmen und geht lieber kämpfend unter.

Abseits davon ist es aber eine durchaus packende Geschichte, in der eben auch (wenn man genau hinschaut) die Absurdität dieser Geschichte aufgezeigt wird. So ist nur ein paar Meter vom Lagerhaus, welches von der chinesischen Armee verteidigt wird, auf der anderen Flussseite, eine „normale“ Stadt mit Zivilisten. Die dort weiterhin leben. Und alles, wie bei einem Theaterstück, beobachten und kommentieren. Als wäre nicht der Krieg ein paar Meter weiter von ihnen.

Und ja, da kennt man auch schon vieles von amerikanischen Filmen aus. Aber ich habe es bei dem Film halt auch einfach nicht ausblenden können, wie es grade so in China läuft.

Visuell toller Film mit einer fragwürdigen Geschichte/ Botschaft.

2/5

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Thema #67: China, Hongkong, Taiwan
Film: Das Schwert (Ming jian) von Patrick Tam
Erscheinungsjahr: 1980
Laufzeit: 86 Minuten
Wo gesehen: Netzkino

Der Schwertkämpfer Li Mu Ran ist auf der Suche nach dem größten Schwertkampfmeister der Erde, Hua Quian Shu, um diesen zum Duell herauszufordern. Auf seiner Suche begegnen ihm allerlei bekannte und unbekannte Personen und es wird zu einer blutigen und philosophischen Reise ins Ich.

Patrick Tam (übrigens Mentor von Wong Kar-Wai) hat mit seinem Spielfilmdebüt die New Wave Ära des Wuxia-Genres eingeläutet, nachdem das in den 70ern langsam zu schwächeln anfing. Der Film ist sehr poetisch und spirituell. Die extrem langen (Gesichts)-Einstellungen mit einer wunderbaren Musik dazu und die langsam erzählte Handlung haben mich ein bisschen an einen Italowestern mit Morricone-Musik erinnert. In den Schwertkampfszenen geht es dann aber typisch wuxiamäßig zur Sache. Ähnlichkeiten zu „Ein Hauch von Zen“ von Hu war also da und den mag ich sehr.

Irgendwie war mir nach SCHWERT. Hab nämlich zuerst „Das zerbrochene Schwert“ (im Englischen „The Blade“ während der Film hier da „The Sword“ heißt) von Tsui Hark angeschaut. Tarantino scheint den ja sehr zu mögen. Fand den leider ziemlich schwach, bis auf den Endkampf sogar sehr schwach. Zerhackstückelt erzählt, viel zu hektisch geschnitten und die Kamera ist immer so nah, dass man bei den Kämpfen nicht wirklich was erkennt. Story dazu 0815-Rachegeschichte. War enttäuscht und wollte dann schon „Die Blumen von Shanghai“ anschauen, als @UnclePhil das hier gepostet hat (hole den aber wohl noch irgendwann nach).

Aber die Schwerter haben mich doch nicht losgelassen, also dann eben dieser hier und das war für mich schon ein ganz andere Schnack. Kurzweilig, spannend, die Kämpfe sind schön geschnitten und wie schon gesagt, die Musik ist eine 1. Besonders toll hat mir auch die Chemie zwischen Li Mu Ran und der Tochter von Hua Quian Shu, Hua Ying Zhi, gefallen.

Klar auch hier sind Dialoge und die Geschichte jetzt vielleicht nicht preisverdächtig, was vor allem daran liegt, dass der Film doch recht kurz ist und dabei ja sowieso schon von seinen Schwertkämpfen und langen Einstellungen lebt aber ich fand auch in der Kürze ist es gelungen im Vergleich z.B. mit eben dem Film von Tsui Hark ein bisschen mehr reinzubringen als nur eine 0815-Geschichte. So philosophiert der Film schon über den allgemeinen Sinn und Unsinn solcher Schwertkampfduell und den mystischen Legenden und magischen Schwertern.

Viel mehr fällt mir jetzt gerade auch nicht dazu ein aber fand es sehr spannend, wie unterschiedlich auf mich zwei so vermeintlich gleiche Filme (Name, Genre, Untergenre, Herkunftsland, Grundgerüst) wirken können, weil ja auch beide allgemein sehr positiv gesehen werden. Da merkt man mal wieder, es geht für seinen persönlichen Genuss schon in die Details und da konnten die Filme für mich nicht unterschiedlicher gewesen sein (Bildsprache, Schnitttechnik, Erzählweise, Musikuntermalung, Inhaltsdetails) und so eben auch der Sehgenuss.

Insgesamt hier also doch gute Wuxiaunterhaltung für mich mit abgefahrenem Soundtrack, Mischung aus traditioneller chinesischer Musik und Pink Floyd LP.

7 von 10 Schwerter

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Thema: #67 - China / Hongkong / Taiwan
Film: Eat Drink Man Woman (1994)

Regie: Ang Lee
Darsteller: Láng Xióng, Wú Qiànlián, Yáng Guìmèi

Länge: 123 Minuten
gesehen bei: Amazon Prime

Stand schon Ewgkeiten auf meinen Zetttel. Nun Endlich…

Mitten zwischen den Hochhausschluchten lebt die Familie Zhū in einem kleinen schönen Haus. In diesen lebt der verwitweter Vater Zhū mit seinen drei erwachsene Töchtern. Der Vater ist Meisterkoch, arbeitet aber nur noch Teilzeit. Die Töchter haben unterschiedlichste Jobs. Chemielehrerin, Führungskraft einer Fluggesellschaft und Verkäuferin bei Wendys.

Einmal pro Woche kocht der Vater ein großes Menü für die gesamte Familien. Beim Essen werden dann die Neuigkeiten ausgetaucht. In der Familie treffen unfreiwillig die unterschiedlichsten Weltanschauung aufeinander. Tradition, Moderne oder östlich und Westliche Weltanschauung. Jeder glaub den anderen zu kennen, inklusive der Träume und Wünsche, was zum Teil aber ein Trugschluss ist.

Bei der Familie stehen größeren Veränderungen an. Ang Lee nimmt uns mit, auf diese unaufhaltsamen Reisen, mit ein paar kleineren Überraschungen hier und da.

Irgendwie habe mir mehr Food-Porn erwartet, vor allen Dingen nach dem Anfang des Film. Aber insgesamt Unspektakulär, aber einfach schöne herzliche Geschichte.

Stars 3.5/5

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Es ist Freitag, gestern Beans VS, heute Haus an Haus, alles ganz aufregend, aber wir brauchen natürlich auch ein neues Thema für die kommende Woche. :sunglasses: @Leelo du bist an der Reihe :dragon:

und ich seh grad, dass ich den ersten post die ganze woche nicht angepasst habe… damn :eddy:

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Ich habe mal wieder etwas in den Letterboxed Listen gestöbert und diese fand ich ganz cool.

Schau einem Film mit Horror Elementen in denn der Horror aber nicht das Hauptthema ist. Es muss auch kein Film von der Liste sein.

10 „Gefällt mir“

Mega gutes Thema :beanpoggers: Das lädt fast zu nem rewatch von The Neon Demon ein :beangasm:

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Thema: China/Hongkong/Taiwan
Film: Cities of Last Things (Taiwan/China)
Regie: Wi Ding Ho
Erscheinungsjahr: 2018
Laufzeit: 107 Minuten
gesehen auf: Netflix

Schwierig. Habe aus jeder Liste des Themas mehr als 20 Filme gesehen und kenne mindestens 50, die da reingehören würden, aber ich habe einen Film gewählt, der über 1000 Umwege bei Netflix gelandet ist und in seiner Entstehung viele Opfer gefordert hat.

Es ist ja bekannt, das ich Fernost-Kino nicht ganz abgeneigt bin, deswegen war ich gespannt diesen Film zu sehen, der so gar nicht nach Taiwna oder China aussieht, sondern eher nach Korea, wenn da halt nicht Mandarin gesprochen würde.

Wie viel sage ich über die Handlung? Sagen wir mal so: Er spielt in verschiedenen Dekaden und ich würde ihn als Neo-Noir-Thriller einstufen. Wir sehen in der ersten Szene einen Selbstmord, danach einen Trip, den ich noch nicht ganz verstehe. Dann alles 20 Jahre davor, dann alles 20 Jahre davor. Alles dreht sich darum, wie es zu diesem Suizid kam. Mehr darf man nicht erzählen.

Großartiger Film. Sehr westlich aber dann auch wieder nicht. Grandiose Kameraarbeit von Jean Louis Vialard, der ja für seinen extravaganten Stilwechsel bekannt ist (ich wusste nach 20 Minuten das er da die Kamera gemacht haben muss). Der ist stellenweise recht wirr, gerade im ersten Part, aber wenn man dann das große Ganze sieht passt alles perfekt zusammen. Also dran bleiben, das ist bestimmt ein Film, den viele nach 15 Minuten abbrechen.

Ich bin fast erzürnt, das den so wenig Leute auf lb gesehen haben, habe aber gerade an @UnclePhil @Drake4849 @schucki96 absolute Schaubefehle rauszugeben.

4.5/5

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@Kazegoroshi Oh, vergessen dich zu verlinken :sweat_smile:

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Kein Problem, ich hab ihn mir trotzdem mal direkt auf die Watchlist getan :grin:

Sagt mir tatsächlich gar nichts. Habe mir den direkt auf die Watchlist gepackt, aber momentan leider nur begrenzt Zeit.

Hab ich auch noch nie gehört den Film, sieht aber wirklich sehr interessant aus. Erinnert mich so ein bisschen an die Filme von Diao Yi’nan. Ist direkt auf die Watchlist gewandert. Danke.

Raise the Red Lantern (1991)
von Zhang Yimou

In den 1920er Jahren in China: Als ihr Vater stirbt, wird eine junge Frau von ihrer Stiefmutter gedrängt, zu heiraten. Sie heiratet einen reichen Lord und lebt fortan mit ihm und seinen drei anderen Frauen in einem riesigen verwinkelten Schloss…

Immer wieder werden ihr die traditionellen Bräuche des Hauses nahegelegt, die letztlich aber nur einen Euphemismus für ein komplexes Regelsystem darstellen, mit denen der Lord seine Macht im Haus ausübt und das ein enges Korsett für seine Frauen und seine Bediensteten bildet, das ihnen vorschreibt, wie sie sich dort zu verhalten und zu leben haben.

Interessant ist hier auch, dass der Lord kaum im Film zu sehen ist (und wenn, dann wird er von Zhang Yimou ausschließlich in entfernten wide shots präsentiert). Das macht auch deshalb Sinn, weil es hier hauptsächlich um das politische Spiel der Damen des Hauses untereinander geht und seine Präsenz mehr indirekt über die Bräuche und Regeln (wie die Sache mit den roten Laternen) spürbar ist, die eine Art unsichtbaren Rahmen, bilden, innerhalb deren die Damen versuchen, durch Ränkespiele an Macht & Einfluss „am Hof“ zu gewinnen, um ihre Positionen zu verbessern und dadurch ihr Leben innerhalb dieses oppressiven streng patriarchalischen Systems ein Stück weit erträglicher zu machen.

Interessant fand ich auch, wie der Film immer wieder das sich daraus ergebene moralische Dilemma für die Protagonistin zwischen Konkurrenz zu den anderen Frauen einerseits und Solidarität untereinander auf der anderen Seite, aufzeigt, da sie ja letztlich alle im selben Boot—sprich System—sitzen.

Ein komplexer, oftmals trauriger und immer toll inszenierter Film über einen ganz speziellen Mikrokosmos, der aber zugleich auch als Modell für das Leben von Menschen in oppressiven Systemen allgemein dienen kann.

9/10

Thema: China + Hongkong + Taiwan

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Thema: China + Hong Kong + Taiwan
Film: Ip Man 2
Regie: Wilson Yip
Erscheinungsjahr: 2010
Herkunftsland: China
Laufzeit: 106 Minuten
Wo gesehen: YouTube

Nach seinem Sieg über den japanischen General Miura flieht der verletzte Wing Chun-Meister Ip Man aus Foshan nach Hong Kong. Nachdem er sich von seinen Wunden erholt hat versucht er dort eine Kampfschule zu etablieren, doch das Glück ist ihm nicht hold. Es scheint sich niemand dafür zu interessieren unter ihm Kung Fu zu lernen und er braucht dringend Geld um für seine Familie sorgen zu können.

Doch dann beginnt sich die Lage zu bessern. Die ersten Schüler gehen bei Ip Man in die Lehre und auch wenn nicht all seine Schüler sich die Stunden leisten können, lässt er sie weiter trainieren und sie „sollen zahlen, sobald sie zahlen können“. Seine finanzielle Situation verbessert sich dadurch zwar nur geringfügig, aber sein Verhalten gibt ihm Ansehen und Respekt unter seinen Schülern. Dadurch werden aber auch bald die anderen Kung Fu-Meister in der Stadt auf ihn Aufmerksam, speziell Meister Hung Chun-Nam, der den Neuankömmling als einen Störenfried ansieht.

Zwischen den Schülern der beiden Schulen beginnen die Fetzen zu fliegen und um den Streit zu schlichten muss sich Ip Man beweisen und seine Kampfkunst in der Region etablieren. Doch es sind nicht nur die anderen Kung Fu-Meister, die Ip Man zu schaffen machen. Mit der Zeit kommen auch einige Engländer, die Kolonialherren über Hong Kong ins Spiel, die nur zu gerne mit westlichem Boxen ihre Überlegenheit nicht nur gegenüber dem chinesischen Boxen, sondern auch der chinsesichen Bevölkerung selbst demonstrieren möchten.


Ich habe schon vor einiger Zeit mal den ersten Teil gesehen und fand den Streifen sehr ansprechend. Jetzt war also die Gelegenheit perfekt auch mal die Fortsetzung zu gucken. Nun, der zweite Teil ist ebenfalls ein sehr solider Film, kommt meiner Meinung nach nicht ganz an den Vorgänger ran. Der Plot beispielsweise hat nicht so 100%ig ineinandergegriffen. Der erste Film hatte meiner Meinung nach eine sehr saubere und klare Erzählstruktur, der einen Punkt etabliert und darauf aufbauend den nächsten Punkt eingebracht hat. Die einzelnen Szenen hatten dadurch meiner Meinung nach viel Aussagekraft.

Ip Man 2 hat versucht etwas ähnliches zu machen, hat es aber denke ich nicht ganz so gut hinbekommen, seine Standpunkte zu etablieren und sie mit dem richtigen Pacing in die Gesamthandlung einzubringen. Ich weiß auch nicht genau wie ich es am besten beschreiben soll, aber der Plot fühlte sich für mich ein wenig so an, als würde er auf wackligen Beinen stehen.

Dann ist da noch die Darstellung des Kampfsports. Ich selbst mach auch Kung Fu schon seit über 10 Jahren, zwar in einem anderen Stil, aber bei manchen Dingen überschneiden sich die Inhalte. Und zumindest in meiner Erinnerung und meiner Einschätzung ist der erste Film eine recht gute Darstellung von Kung Fu. Zwar ist bei weitem nicht alles realistisch gewesen (gerade das General Miura Ip Man aus dem Stand einfach mal so über sich wirft würde in der Form wahrscheinlich nicht mal Arnold Schwarzenegger hinbekommen), aber im Großen und Ganzen würde ich sagen, ja das passt schon so.

Aber beim zweiten Teil war der Fokus schon deutlich mehr auf Action-Kino und spektakuläre Choreografien. In einer Szene beispielsweise kämpft Ip Man mit einem seiner Schüler gegen die Schüler einer rivalisierenden Kung Fu-Schule. Doch anstatt auszubrechen, den Winkel zu verkürzen und seine Gegner in 1-gegen-1-Kämpfe zu zwingen, bleiben die beiden stetig im Stiefelkreis und lassen sich darauf ein, aus allen Richtungen attackiert zu werden. An einer anderen Stelle befindet sich Ip Man im Zweikampf mit einem anderen Kung Fu-„Meister“, der sich vor seinen Augen die Beine verdreht und sich quasi selbst zu Boden bringt. Was ist das bitte für eine Ausgangslage für einen Kampf? Vor allem in einem so engen Raum, wo die beiden den Kampf ausgetragen haben. Ip Man hätte in der Situation nur einen halbwegs gut platzierten Tritt gebraucht um den Kampf zu gewinnen, weil sich sein Gegner aus seiner wackligen Lage erst mal selbst befreien musste und ihm dabei sogar den Rücken zugewendet hat.

Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch, dass ein Martial Arts-Film auch Begeisterung für den Sport im Publikum hervorbringen soll und für sowas eignen sich solche Szenen natürlich ungemein. Ich meine wer bekommt bei akrobatischen Kicks aus der Luft und den kraftvollen Posen nicht das Gefühl, das ausgebildete Kung Fu-Kämpfer ein gewisses Maß der Übermenschlichkeit erzielt haben? Die Realität ist da nicht ganz so spektakulär, nichtsdestotrotz aber sehr effektiv, wenn man weiß was man tut.

Ich war bisher ziemlich negativ dem Film gegenüber, dennoch muss ich sagen, dass ich den Streifen sehr genossen habe. Es hat Spaß gemacht den Film zu sehen. Vielleicht auch gerade weil er nicht ganz realistisch war, denn die Kämpfe waren schon ein Fest. Die Choreografien und der Schnitt waren fantastisch und haben die Kämpfe schnell und aufregend gemacht. Der Plot hat zwar ein paar Schwächen, bringt aber den Film voran anstatt ihn auszubremsen.

Um dann mal zum Schluss zu kommen vergebe ich insgesamt 7/10 Salutes an Ip Man 2.


PS: Ip Man hat übrigens nicht gelogen als ihm sein Schüler fragte, was er tun würde, wenn ihn jemand mit einer Waffe bedroht und er darauf antwortete, dass er wegrennen würde. Auch wenn die Szene ziemlich offensichtlich als ein kleiner Scherz gemeint war, er hat damit nicht ganz unrecht. Wir haben beim Training immer die gleiche Lehre bekommen. Wegrennen und andere Leute darauf aufmerksam machen, dass da jemand mit Bewaffnung rumläuft. Es gibt zwar Möglichkeiten mit denen man sich gegen einen Angriff mit Waffen (z.B. einem Messer) zur Wehr setzen kann, aber man muss auch ein bisschen Glück haben, damit diese Techniken funktionieren. Daher sollte man wenn man kann dem Kampf entkommen und nur darauf zurückgreifen, wenn es keinen anderen Ausweg gibt. Und dann muss man damit rechnen, nicht unbeschadet aus der Sache herauszukommen.

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Thema #68: Horrorelemente
Film: Relic von Natalie Erika James
Erscheinungsjahr: 2020
Laufzeit: 89 Minuten
Wo gesehen: Amazon Prime

Eine Mutter und ihre Tochter gehen auf die Suche nach der verschwundenen Großmutter in deren Familienanwesen. Als die sichtlich verwirrte und an Demenz zu leiden scheinende alte Dame dann wieder auftaucht, scheint sie verändert zu sein. Und was hat das knartschende und knarrende Herrenhaus damit zu tun?

Dieses Familiendrama startet sehr langsam, etabliert seine Charaktere gemächlich und stellt das Verhältnis zwischen Mutter, Tochter und Enkelin sowie die Demenz der alten Dame sehr gut dar. Auch wenn der Film storytechnisch schnell durchschaubar wird (zumindest wenn man den ein oder anderen Gruselfilm gesehen hat) so nimmt er im letzten Drittel deutlich an Fahrt auf und ging mir tatsächlich auch unter die Haut, eben weil er in vielen Momenten auch auf billige Jumpscares verzichtet und sehr viel über atmosphärische Klänge, wummernden Sound und knartschendes Holz agiert.
Das Ende wird dann nochmal symbolisch und stark emotional und ließ mich mit den Worten/Gedanken zurück: „Joa, hat mich gekriegt!“

3,5/5 Post-Its

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Thema #68: Horror als Vehikel
Film: Suspiria
Erscheinungsjahr: 2018
Laufzeit: 152 Minuten
gesehen auf: Amazon Prime

„Suspiria“ steht seit langem auf meiner Watchlist und eigentlich wollte ich ihn schon beim Thema „Remake“ gucken. Allerdings konnte ich mich nicht zum Original überwinden, da haben mich die ersten 15 Minuten leider ziemlich abgeschreckt.

Mit dem dieswöchigen Thema von @Leelo war er nun aber endlich dran…

Und auch wenn ich noch nicht ganz sicher bin, ob ich alles verstanden habe (also, eigentlich bin ich sicher, dass nicht… :see_no_evil:) und ich nicht alles überzeugend fand, hat mich der Film insgesamt doch sehr begeistert. Er sieht absolut fantastisch aus, ist herausragend gespielt und die Choreos sind in positivem Sinne einnehmend. Generell hat mich der Film komplett in die Szenerie gezogen - und mich leider am Ende dann ein wenig verloren.

3,5/5 Sterne (wobei er stark an den 4 Sternen kratzt)

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Thema #68: Horror as a vehicle
Film: Die Nacht der lebenden Toten (Night of the Living Dead) von George A. Romero
Erscheinungsjahr: 1968
Laufzeit: 96 Minuten
Wo gesehen: Sky

In ein altes Bauernhaus ziehen sich eine handvoll Menschen zurück, da die Toten wieder aus ihren Gräbern auferstehen. In dieser Nacht heißt es nur eins: versuchen zu überleben.

Da mich das Horror-Genre ja am wenigsten interessiert, kann man so ein Thema gut dazu verwenden den unzähligen Klassiker auch dieses Genres mal eine Chance zu geben. Damals wollte den Film kein Schwein sehen, ab den 80ern wurde er aber langsam zum Kultfilm. Remakes gibt es heute sehr viele, Filme die sich auf ihn berufen unendlich.

Der Film hatte für mich viel Licht und Schatten, nicht nur weil er in schwarzweiß gedreht ist.

Richtig stark finde ich wie sich die Krisensituation langsam auf die verschiedenen Protagonisten überträgt. Während das Fernsehen und Radio am laufenden Band im Hintergrund mit Horrormeldungen die Leute versorgt, verlieren unsere Menschen nach und nach komplett die Fassung. Gewalt, dämliche Entscheidungen, Verzweiflung – da muss sich noch nicht mal ein hungriger Toter ins Haus verirren, damit das alles seinen Lauf nimmt.

Über die sozialkritische Seite seiner Horrorfilme kann man ja ganze Bücher nachlesen, da sag ich mal so: Das fand ich teils, teils – also im Grunde wie den gesamten Film. Über Rassismus hat der Film allerlei wichtige Dinge zu sagen und das wird auch in den Unterbau eines Horrorfilms gut eingebaut, finde ich. Die weiteren großen sozialkritischen Komponenten, wie Kapitalismuskritik oder Militarismuskritik, muss man dann schon sehr genau suchen. Es klingt schon leicht an, dass er kein Fan von lockeren Waffengesetzen war und sicher kein großer Vietnamkriegsfreund. Aber das die Zombies z.B. für uns als ungezügelte, degenerierte Konsumenten steht, da haben manche vielleicht bisschen zu großes Wunschdenken an den Tag gelegt.

Wie immer sag ich natürlich, mit genügend Zeitkontingent da kann so ziemlich jeder in jedem Film alles sehen und dass dann auch gut begründen, ist ja auch okay. Aber aus meiner Sicht wird zu den Zombies eigentlich gar nichts ausgesagt. Das für das Übel der Menschheit eine Venus-Sonde verantwortlich gemacht wird, kann man natürlich heute Elon Musk in die Schuhe schieben aber wie gesagt, wir wollen es ja nicht übertreiben. So war der Film für mich mehr ein Horrorfilm mit Sicht auf Gruppendynamiken bei Katastrophen (heute ja auch nicht uninteressant) mit leichten politischen Bezügen und weniger ein sozialkritisches Meisterwerk.

Schauspiel und Optik war okay, war natürlich ein absoluter Low-Budget-Film aber ist halt aus dem Jahr 1968, wenn man ehrlich ist, ist das kein sehr alter Film und da muss ich dann sagen: Vor 2 Wochen hatte ich den Original-Katzenmenschen. Ist immerhin ein Low-Budget-Horrorfilm aus den frühen 40ern und wischt mit der Schwarzweiß-Optik dieses Horrorfilms aus den späten 60ern den Boden auf. Das ist dann für mich eher schwach.

Nervig war leider auch die Musik. Ein ziemliches Gejaule, mal leiser – mal lauter aber da musste ich bisschen an den Original Halloween denken. Den fand ich eher schwächer als den Film hier aber er hatte halt wenigstens geile Musik.

Was ich außerdem nicht gelungen fand, war die viel zu lange Exposition – als einflussreicher Horrorfilm wohl genau das, was unzählige andere Horrorfilme bis heute für mich auch meist so schwach macht. Bis zu den letzten intensiven 20 Minuten passiert eigentlich nicht wirklich viel. Außer wie man Nägel in Bretter schlägt, da sollte man danach absoluter Experte auf dem Gebiet sein. Besonders die Dialoge sind halt reichlich nichtssagend und außer die angesprochene leichte Panikstimmung war ich da mehr dezent gelangweilt.

So bleibt ein grundsätzlich wegweisender Film fürs Zombie-Genre und alle Horrorfreunde können froh sein, dass es Zombies nach fast 40 Jahren auch endlich ohne Voodoo-Zauber gab. Dazu in den Kernkomponenten einige interessante Ansätze, die aber genauso wie die filmische Qualität selber noch viel Spielraum zur Qualitätssteigerug lassen. Das hat Romero wohl auch selber so gesehen und den Film ja stetig „ausgebaut“.

Für mich war das am Ende ein solider Klassiker. Für mehr hätte einfach vor allem spannungstechnisch mehr drin sein müssen.

6 von 10 Heimwerkerkönige

7 „Gefällt mir“

Thema: Horror as a vehicle
Film: Words on Bathroom Walls von Thor Freudenthal
Erscheinungsjahr: 2020
Laufzeit: 111 Minuten
Wo gesehen: Netflix

Adam (Charlie Plummer) ist im letzten Jahr der High School und träumt davon, Koch zu werden. Doch leidet er unter Schizophrenie, die er vor allen außer seiner Familie versteckt. Als er die Schule wechseln muss, trifft er auf die brillante Maya (Taylor Russell) und verliebt sich in sie.

Words on Bathroom Walls ist das typische Beispiel eines Films, den ich ohne Empfehlung niemals auf Netflix entdeckt hätte. Wäre das jedoch so schlimm gewesen? Antwort: Ein eindeutiges Jein…
Zu Teilen ist dies wirklich eine 0815-Teenie-RomCom, aber dann ist da noch das heikle Thema Schizophrenie. Ich kenne mich mit der Krankheit zu wenig aus, um das wirklich beurteilen zu können, aber ich denke, dass der Film trotz Vereinfachungen und Übertreibungen im Kern eine wichtige Botschaft trägt, die Heranwachsenden helfen kann. Was hier z.B. in Bezug auf Selbstakzeptanz und sich nicht durch die Krankheit definieren zu lassen vermittelt wird, ist wichtig und ergreifend umgesetzt. Da konnte ich auch den ein oder anderen platten Moment verzeihen. Zudem besitzen Charlie Plummer und Taylor Russell eine angenehme Chemie und Andy Garcia spielt herzerwärmend einen Priester, der leicht an Michael Stuhlbargs Rolle in Call Me By Your Name erinnert.

Jetzt fragt ihr euch bestimmt noch, was der Film überhaupt mit dem Thema zu tun hat. Da kommt die audiovisuelle Umsetzung von Adams Schizophrenie ins Spiel. So werden zum einen die Stimmen, die er hört, auch als unterschiedliche Figuren dargestellt, die nur er sehen kann, was mal mehr, mal weniger gut aufgeht. Zum anderen werden seine dunkelsten Gedanken durch eine bedrohliche Stimme und eine Art aufziehender schwarzer Nebelschwaden verdeutlicht. Ist schwierig zu beschreiben, wirkt in seinen Horrorelementen aber überraschend stark. Liegt wohl auch daran, dass ich mich abgesehen von der Erkrankung mit Adams Lage und einigen seiner Gedanken stark identifizieren konnte.

Abschließend möchte ich eine vorsichtige Empfehlung aussprechen. Der Film hat auf jeden Fall einige Schwächen, macht aber bezüglich der Botschaft auch vieles richtig, woran andere Filme scheitern.

3/5

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