Thema #79: Anti-Boodee
Film: Der Henker wartet schon (A Good Day for a Hanging) von Nathan H. Juran
Erscheinungsjahr: 1959
Laufzeit: 85 Minuten
Wo gesehen: Sky
Bei einem Banküberfall nimmt der ehrbare Bürger Ben Cutler den jüngsten Bankräuber gefangen. Dieser soll laut Gesetz hängen. Doch Cutlers Tochter ist in ihn verliebt. Ein Gewissenskonflikt entsteht.
Kollektiv verdorben .
Es gibt wohl mehrere Wege den Anti-Boodee-Film zu suchen. Möglich wären vielleicht so Titel wie:
Benjamin Blümchen und das Geheimnis der Erdbeertorte (solange es kein Drogenfilm ist)
oder
Die 4 guten Feen erfüllen Sophies Wünsche (solange es kein Porno ist)
Auch die bekannten Grün-Roten Weihnachtscover der unzähligen Netflix-Weihnachtsschinken könnten abschreckend wirken.
Das Problem:
Auch mich würde nichts davon wirklich anmachen. Also:
So stelle ich mir lieber einen Besuch von Boodee in meiner gut sortierten Videothek vor:
Im Jahr 2122 ist Boodee noch Topfit hat aber jeden verfügbaren Horrorfilm dieses Planeten gesehen. Er hoppelt durch die verstaubte und leere Videothek und sagt:
Boodee: So ein Western das wäre es doch jetzt mal wieder. Aber bitte kein so amerikanischer, irgendwas schön blutiges aus Italien.
Ich als Hologramm: Alles weg.
B: Okay, dann vielleicht von einem anderen Kontinent um meine Letterboxd-Karte zum einhundertundelftenmal zu vervollständigen ?
I: Nichts mehr da.
B: Gut wie wäre es dann wenigstens mit einem mit Zombiepferden oder nackten ostasiatischen Frauen die zu LSD und Beats ums Lagerfeuer tanzen. Oder beides! Zusammen!
I:
B: Okay, okay. Einfach nur ein blutiger Spätwestern von Peckinpah oder sowas ähnliches wie Soldier Blue?
I: Nur noch Western aus den früheren Jahren da, tut mir Lied.
B: Uff. Gibt’s da was mit Blut und Brüsten.
I: Ne war verboten sry.
B: … Was sind denn die besten klassischen Western. Also angeblich echte Bretter an Spannung und Bilderwucht?
I: Naja eigentlich haben wir nur noch B-Ware da.
B: Argh. Dann wie wäre es mit so einem einigermaßen spannenden und hartem Thema. Todesstrafe oder sowas.
I: Ja da gib’s schon einiges. Gerade mit Galgen und so.
B: Okay so richtig explizit mit Genickbruch oder so Sachen?
I: Ne also ohne das man das sieht, man redet halt drüber.
B: Komm schon. Wenigstens angedeutet.
I: Ja da gäbe es schon was aber ist weg.
B: Jetzt warte mal. Welche Filme hast du überhaupt noch da?
I: Ja also „Der Henker wartet schon“ ist eigentlich der einzige Film der noch da wäre.
B: Also, hört sich doch gar nicht so schlecht an, wie ist das Teil so?
I: Kein bisschen schmutzig, alle Helden sind grundsätzlich nie staubig oder blutig. Es läuft ein John-Wayne-Verschnitt, dafür ohne dicken Bauch, in der Gegend rum der grundsätzlich alles richtig macht und immer gefahrlos gewinnt. Das Thema Todesstrafe wird zwar bemüht aber am Ende doch sehr, sehr dürftig behandelt: Die Konklusion: Der Staat macht nie Fehler.
Die Liebesgeschichten haben keine Chemie und sind recht wahllos. Es wird wild rumgeschnitten und die Bildqualität ist recht lausig.
B: Reicht schon jetzt man. Ich nehm’s trotzdem; einziger Film der da ist, die Musik wird ja wohl wenigstens ordentlich sein, dann schau ich halt nicht hin und lass das Teil im Hintergrund laufen während ich Staub wische.
I: Naja, also eigentlich wurde die Musik einfach von „Zähl bis drei und bete“ geklaut und richtig schlecht abgemischt, so wie bei so Billigproduktionen oft geklaut und gepfuscht wurde.
Boodee wendet sich ab, geht zum Eingang und sagt:
„Ab morgen mal ich Ostereier an, das war’s mit meinem Hobby Filme gucken.“
Dieses Gespräch wurde inspiriert by Boodee’s Letterboxd Account.
Er mag meist keine amerikanischen Western, schon gar keine mit John Wayne und „den vermeintlich Guten“. Wenn dann auch noch nichts Explizites zu sehen ist und die allgemeine Qualität eh schon lausig, na dann prost .
Dazu kommt, dass er nicht nur wenige dieser Filme gesehen hat sondern auch in seiner unendlichen Watchlist befinden sich eigentlich überhaupt keine „sauberen“ amerikanischen Western.
Ich hab mir natürlich wie von @NaMaMe gewünscht Mühe gegeben aber für alle die kein Bock auf Kreativ-Review (wer bis hierhin gelesen hat eh schon zu spät) haben auch noch die"letterboxdhafte Review":
Warum schau ich so Zeug überhaupt an? Filme über die Todesstrafe finde ich immer interessant. Meist werden Filme aus der Zeit zum Ende hin dann eher verhunzt aber gerade in so kleinen Billigproduktionen sind oft progressivere Ansätze zu sehen, als man sich für die Zeit denkt und von berühmten Filmen vorgegeben werden. Hier leider eine Enttäuschung.
Ein echter Dosen-Western
In diesem B-Western ist so ziemlich alles aus der Dose:
Optik und Schauspieler aus der schmutzigen und zerbeulten Dose.
Charaktere aus der High-Noon-Dose (nicht nur, dass sich die Bürger und alles drumherum genauso verhalten (was ich da auch schon quatschig finde, die Hauptperson heißt auch noch Hiram Cain – William Kane …)
Handlungsrahmen aus jeder X-beliebigen Hängedose.
Musik aus der Yuma-Dose (einfach mal schön das Theme gemopst).
Hat man den Film überhaupt noch gedreht oder einfach nur aufgewärmt?
Was die sonstigen Qualitäten angeht, so sind das ja nicht die schlechtesten Dosen die man verwenden kann (heißt immerhin annehmbares Pacing). Trotzdem ist dieser schon fast unverschämte Kopierversuch bisschen armselig. Ich mein viele Western haben Ähnlichkeiten und mal hier und da was abgekupfert, aber wirklich in allen Teilen fast alles, dass mir etwas zu viel.
Die Moral der Geschichte hat dazu auch nicht wirklich viel zu bieten. Man tänzelt immer wieder um die Frage herum wie gerecht die Todesstrafe denn sei, nur um am Ende allen Amerikanern ein gutes Gewissen zu verschaffen: Der Staat weiß schon was er macht.
Dose besser zu lassen.
Egal was passiert, ich denke nicht das Boodee je diesen Film anschauen wird.
4 von 10 Galgenvögel (aber 0 von 10 @boodee 's)