Thema #85: Watch This, not That!
Film: Stadt der Verdammten (Silver Lode) von Allan Dwan
Erscheinungsjahr: 1954
Laufzeit: 81 Minuten
Wo gesehen: Sky (Aufnahme)
Am Unabhängigkeitstag der USA möchte der Farmer Ballard heiraten. Ein Bezirksrichter von Kalifornien stört jedoch die Feierlichkeiten und will Ballard für Mord und Diebstahl verhaften. Dieser versucht seine Unschuld zu beteuern. Doch wer spricht hier die Wahrheit? Kommt es zur Aufruhr im beschaulichen Dorf?
Ein sehr cooles Stöberthema hat uns @UnclePhil hier beschert. Diese Liste durchzulesen macht Spaß, man merkt wie viel man noch nicht gesehen hat aber besonders wenn man mal This und That gesehen hat, macht es Spaß zu überlegen, ob man selber den „Klassiker-Klassiker“ besser findet oder eher die Alternative auf der Liste.
So fand ich zum Beispiel die meisten Alternativen auf der Liste für die Billy Wilder Filme, können den Wilder-Filmen eher nicht das Wasser reichen. Während ich bei den Western Filmen oft auf der Seite der Liste war. Wer braucht schon „That“ Searchers wenn er „This“ Red River (oder auch noch Stagecoach) haben kann.
Deshalb hab ich es auch mal mit einem mir noch unbekannten Western versucht, der hier als Alternative zu High Noon genannt wird.
Von der Aufmachung her ist das ein typischer B-Western der 50er: Kleines Dörfchen mit 2, 3 Handlungsorten, viele typische „Westerncharaktere“ (Sheriff, Richter, Prostituierte, Pfarrer usw.) knackige Laufzeit, recht hölzernes Schauspiel und eher unterdurchschnittliche Optik (obwohl die satten Technicolor-Farben schon schön strahlen) besonders in den Actionszenen.
Überdurchschnittlich ist der Film aber in seinen Dialogen. Alles dreht sich hier um die Fragen: Wem kann man vertrauen? Wer hat wo seine Informationen her und wo ist denn jetzt die Wahrheit?
Gar nicht so einfach mit der Wahrheit auch in diesem Film. Insgesamt fand ich den Film grundsolide, was mich am meisten gestört hat, weiß nicht ob das jetzt Zufall war oder nicht, dass das zentrale Rätsel: Hat der Bezirksrichter oder der Farmer recht; mir von Minute 1 bis zur Auflösung in der letzten Sekunde recht klar war und es auch alles genau so gekommen ist, wie ich es von da an gedacht habe (zumindest im zentralen Rätsel). Das hat mir dem Film so bisschen die Spannung genommen und so standen dann eigentlich als überdurchschnittlich nur noch die guten Dialoge und der Politikbezug da.
Recht typisch für diese Western ist nämlich der Bezug auf die damalige amerikanische Politik (wie in Spätwestern z.B. oft die Allegorie auf den Vietnamkrieg), hier der McCarthy-Ära. Das ist in diesem Film auch nicht gerade subtil, da wir einen Charakter im Film haben der McCarthy heißt und einige Dinge (wie z.b. Denunziations-Listen) direkt übernommen wurden.
Man kann also davon ausgehen, dass Allan Dwan kein besonders großer Freund der antikommunistischen Verschwörungstheorien von McCarthy war. Insofern inhaltlich ein immer brisanter Western.
Allan Dwan ist überhaupt ein sehr interessanter Regisseur. Hatte schon seine Finger stark im Spiel, als die Geburtsstunde von Hollywood gekommen war (sein erster Kurzfilm von 1911) und hat bis in die 60er (!) Filme gedreht. Meist auch inhaltlich sehr progressive. Neben politischen Dingen war sein erster Western 1911 z.B. schon über ein Frau und dieses Prinzip hat er oft weiterverfolgt. So hat er überdurchschnittlich viele Western gedreht, in denen auch die Frauen die Revolverheldinnen waren (wovon ich viele natürlich noch gar nicht gesehen habe).
Und jetzt This Stadt der Verdammten oder That High Noon? Für mich recht ausgeglichen. Ich bin kein großer Freund von High Noon aber in Sachen Optik, Schauspiel und Musik ist das halt schon eine andere Hausnummer, während dieser Film hier mehr durch den Inhalt besticht. Würde ich mich entscheiden müssen, dann hätte wohl der Film hier leicht die Nase vorne.
Insgesamt ist es bei diesen Western eben auch oft so: Die optisch, technisch und von der Starpower Lebenden (sprich vom Geld) sind, wenn sie dann auch noch keine storytechnische Vollkatastrophe waren, die Berühmten geworden. Dabei gibt es in dem Meer der Billigproduktionen eben auch einige Perlen, die auch ein ganz anderes Bild auf den Western werfen. Gerade solche Listen finde ich deshalb richtig toll und so manche Billigproduktion (wie z.B. Ritt zum Ox-Bow) ist ja schon dabei einigen großen Produktionen den Rang abzulaufen. Ist natürlich auch nicht leicht diese Filme in schöner Qualität zu finden (wenn möglich sogar restauriert).
6 von 10 Fake News