Thema #97: Zwei in einem – mindestens zwei Sprachen
Film: Public Enemy No. 1 (L’Instinct de mort/ L’Ennemi public n° 1) von Jean-François Richet
Erscheinungsjahr: 2008
Laufzeit: 241 Minuten
Wo gesehen: TV-Programm (BR)
Der Film beruht auf der wahren Geschichte von Frankreichs Staatsfeind Nummer 1, Jacques Mesrine. Er beginnt 1959 mit seinem Militärdienst in Algerien, über seinen Aufstieg in der Unterwelt, seinen zahllosen Gefängnisausbrüchen, Banküberfällen, Geiselnahmen, Mordanschlägen und privaten Eskapaden.
Dieses Gangsterepos ist auf Grund der Überlänge in 2 Teilen (deutsche Untertitel: Mordinstinkt und Todestrieb) erschienen, hat aber einen nahtlosen Übergang. Ich hab mir etwas mehr davon versprochen. Der Film kommt (trotz Laufzeit) flott inszeniert daher, hat einen wirklich tollen Soundtrack und geizt hier und da nicht mit harten Actionszenen.
Ansonsten war mir das aber vor allem im 1. Teil zu zerfasert. Bin ja kein Freund von Serien aber mir scheint, dass was sie da vorhatten, hätte als Serie besser funktioniert. Kaum hat Mesrine einen neuen Gangsterbegleiter ist er auch schon wieder tot, kaum hat er eine neue Freundin, ist sie auch schon wieder weg. Damit ist der 1. Teil schon fast auserzählt.
Zudem wurde für mein Gefühl einfach oft nur: „Welche Gangsterklischees fallen uns alle auf einmal ein?“ - zack Szene fertig; betrieben. So empfand ich manche Gefängnisausbrüche und Schießereien schon als recht dämlich.
Den 2. Teil mochte ich mehr. Man bekommt einen fokussierteren Film und mit Amalric einen Schauspielpartner für Vincent Cassel, der mir gefallen hat. Das gleiche gilt hier für die weibliche Hauptrolle im 2. Teil, die von Ludivine Sagnier gespielt wird.
Inhaltlich war das eben ein typischer Gangsterfilm, ja ganz am Anfang hat man leichte Verweise darauf, dass das Kriegstraumata die Entwicklung von Mesrine beschleunigt hat und gerade gegen Ende ist dieser sich auch gar nicht mehr sicher, warum er das alles eigentlich macht – im Endeffekt sind das aber nur Randnotizen und der Film beschreibt uns schon einen grausamen Gangster.
Zum Thema: Entweder es wird französisch Gesprochen (oder in der deutschen Synchronfassung überall dann deutsch) oder wir befinden uns in anderen Ländern und es wird die Originalsprache von dort übernommen (komplett ohne Untertitel sowohl in der Original- als auch in der Synchronfassung). Interessante Entscheidung und gar nicht so schlecht. Besonders in Handlungsabschnitten der USA und England ist das mit Englisch weniger ein Problem, in Spanien mit Spanisch für mich dagegen schon mehr. Als vierte Sprache gibt es noch Algerisch-Arabisch in Algerien.
Heute gibt es noch Lustiges aus der Schnittabteilung: Der 1. Teil hat keine Jugendfreigabe, während der 2. Teil eine FSK 16 bekommen hat. Während das wohl ein ziemliches Geschäft war, da an den ungeschnittenen 1. Teil zu kommen (weil fast immer als eins vertrieben und dann natürlich als FSK 16, da der 2. Teil ja auch nur einen FSK 16-Sticker braucht); hat sich der BR wohl gedacht: Egal senden wir einfach die ungeschnittene Fassung (auf Wunsch sogar in Originalton). Im Moment sind wohl die Fassungen auch noch in der Mediathek.
So ein langes Gangsterporträt über Jahrzehnte ist gar nicht so einfach und ein „Goodfellas“ fällt eben nicht vom Himmel, deshalb fand ich den Film zwar recht kurzweilig und hatte die ein oder andere filmische Freude daran, am Ende ist es aber eben ein ziemlicher Standard-Gangsterfilm, wie sie es zuhauf gibt; mit französischem Einschlag aus der der konsequenteren Ecke (wie es Cassel meist verkörpert) gemischt mit der typisch-französischen Ecke (Amalric, Sagnier).
6 von 10 Robins ohne Hood