Hab mal auch noch zu meinem Thema letzte Woche noch zwei Reviews nachgeholt. Hatte mir ursprünglich sogar vorgenommen 3 Filme zum Thema zu gucken, dann Anfang der Woche gleich 2 Filme geguckt und gedacht “joa, schaff ich locker diese woche“. Am ende hab ich weder den dritten Film (The Ipcress File mit Michael Caine) noch die Reviews zu den 2 gesehenen Filmen geschafft
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Thema: Paranoia-Thriller / Conspiracy-Thriller /Politthriller
Missing (1982)
von Costa-Gavras
Grob basierend auf einer wahren Geschichte: Als 1973 das Militär in Chile den sozialistischen Präsidenten Allende putscht, verschwindet auch ein dort lebender US-Journalist. Seine Frau (Sissy Spacek) macht sich zusammen mit seinem Vater (Jack Lemmon) auf die Suche…
Tolle Mischung aus Verschwörungs- und Politthriller, in dem es nicht nur um die Frage, was mit dem Sohn passiert ist und inwieweit auch die US-Regierung daran beteiligt ist und ob das US-Konsulat wirklich versucht, den beiden Hauptfiguren zu helfen oder nicht, geht, sondern auch um das Porträt eines konservativen Geschäftsmannes, der mit den Vorstellungen der eher links eingestellten Schwiegertochter (und seines entfremdeten Sohnes) zusammenprallt und im Laufe des Films seine Überzeugungen immer mehr hinterfragt.
Gut gespielt, teilweise kreativ inszeniert und spannend.
8/10
The Odessa File (1974)
von Ronald Neame
Ein Holocaust-Überlebender begeht im Nachkriegsdeutschland Selbstmord, nachdem er kurz zuvor den angeblich schon toten SS-Kommandanten des Rigaer Ghettos Eduard Roschmann in Hamburg gesehen haben will. Ein Journalist (gespielt von einem jungen John Voigt) macht sich auf die Suche nach ihm und kommt dabei einer geheimen Organisation ehemaliger SS-Offiziere auf die Spur (abgekürzt ODESSA), die sich noch in Deutschland und Österreich verstecken und die Vernichtung Israels planen…
Größtenteils fiktionaler Paranoia-Thriller, der aber wohl lose von den real existierenden sogenannten “Kloster- bzw. Rattenlinien“ inspiriert ist (das waren Fluchtrouten, auf denen Nazis gegen Ende des Krieges und auch nach dem Krieg noch ihre Flucht vornehmlich in von mit Nazis sympathisierenden Diktatoren geführten Ländern wie Spanien und nach Südamerika (speziell Argentinien) organisiert haben.
Einige Entscheidungen der Figuren sind hier schon sehr an den Haaren herbeigezogen, fand ihn aber durchgehend spannend, teilweise auch etwas campy, aber insgesamt - vielleicht auch gerade deswegen - einen sehr guten Vertreter des Genres.
Gleichzeitig hat er aber auch eher realistisch gezeichnete Ebenen, indem er die deutsche Nachkriegsgesellschaft als zum einen noch in bspw. manchen Ämtern von Nazis durchsetzt zeichnet und zum anderen auch von vielen Menschen geprägt, die von dem ganzen Thema nichts mehr wissen und es lieber hinter sich lassen wollen, weshalb sie den Protagonisten auch nicht groß unterstützen wollen. Was sich dann wiederum sehr gut ergänzt mit dem eher fiktionalen Thrillerelement des Films, weil der ermittelnde Journalist dadurch zusätzlich zur “Paranoia“ bei vielen Menschen auch noch wie gegen schweigende Wände läuft, wodurch er eine Art Isolation erwährt, die diese “Allein gegen die große Verschwörung“-Atmosphäre nur nochmal verstärkt.
P.s. Der Autor des Buches, auf dem der Film basiert, wurde auch von Simon Wiesenthal, der als “Nazijäger“ bekannt wurde, beraten, der sich dadurch erhoffte durch die dadurch entstandene öffentliche Aufmerksamkeit den echten Eduard Roschmann (der allerdings als “real/fiktionaler Hybrid“ im Film vorkommt) noch aufzuspüren.
Und tatsächlich: ein argentinischer Zuschauer, der den Film 1974 im Kino sah, konnte Roschmann identifizieren bzw. stellte die deutsche Staatsanwaltschaft daraufhin einen Auslieferungsantrag an Argentinien (die Quellen, die ich gelesen habe, sind sich da nicht so ganz einig, wie genau das wohl ablief), woraufhin Roschmann allerdings zunächst fliehen konnte und dann ein paar Jahre später auf der Flucht in Paraguay starb. Ich meine, welcher Film kann schon von sich behaupten, entscheidend dabei geholfen zu haben, einen Massenmörder und Kriegsverbrecher aufgespürt zu haben?
8/10
Thema: Außenseiter, Freaks, Einsamkeit
American Movie (1999)
von Chris Smith
Eine Doku, die einen jungen Filmemacher begleitet, der über Jahre hinweg seinen ersten Feature-Film drehen will…
Er und einige seiner Freunde und Familienmitglieder, die ihn beim Drehen unterstützen und begleiten, passen eigentlich sehr gut in die Schublade “Außenseiters, Freaks, einsame Menschen“, aber sie verkörpern auch die Redewendung “zusammen ist man weniger allein“ sehr gut.
Eigentlich alle größeren Figuren im Film sind absolute “larger than life“-Charaktere, skurril, faszinierend und teilweise auch unsympathisch, was auch den Prozess des Filmemachens immer wieder behindert. Aber letztlich ist es immer wieder die komplette Obsession und Überzeugung des Protagonisten, es schaffen zu können, die auch seine Crew (teilweise über Jahre hinweg) immer weiter machen lässt, egal wie schlecht die Vorraussetzungen eigentlich gerade sind. Und die auch mich gespannt dranblieben ließ.
Ein kurzweiliger, skurriler und faszinierender Film über’s Filmemachen, über Sturheit und Besessenheit.
8/10