Werner Herzog ist gleichermaßen Meme wie Legende, seine großen Spielfilme mit Kinski Fitzcarraldo, Nosferatu, Aguirre und auch Cobra Verde kannte ich bereits und natürlich auch die „dazugehörige“ Doku Mein liebster Feind. Bis auf Aguirre, den ich als extrem langweilig im Kopf habe, kann ich das auch alles nur empfehlen. Im Rahmen meiner World Challenge hatte ich dieses Jahr dann noch La Soufriere für Guadeloupe geschaut und damit den Naturdokumentationen-Herzog kennengelernt.
An der Stelle habe ich nun weitergebohrt.
Angefangen habe ich mit Into the Inferno (2016) auf Netflix, in dem er diverse aktive Vulkane, über den Erdball verteilt, besucht und viele wirklich atemberaubende Bilder liefert. Hinten raus verliert er aber irgendwie ein bisschen den Fokus, hält sich mMn erst zu lange mit Propagandageblubber eines nordkoreanischen Dolmetschers und danach mit Anhängern des John Frum Kults auf. Letzteres ist aber wahrscheinlich eher ein persönliches Problem, da mir hier nichts neues erzählt wurde, nachdem ich dieses Jahr schon mehrmals praktisch das selbe gesehen habe. (eine Doku nur über diesen Kult ist bspw Waiting for John)
3,5/5
Weiter gings mit Herz aus Glas (1976), einem ganz merkwürdigen Stück Kunst. In einem Glasbläser-Dorf stirbt der „Meister“ und nimmt das Geheimnis des Rubinglases mit ins Grab. Angefangen mit dem Besitzer der Glasbläserei dreht das ganze Dorf durch, mit Ausnahme des Sehers, der scheinbar im Wald wohnt.
Das Schauspiel ist super merkwürdig, laut Herzog standen fast alle Darsteller während des Drehs unter Hypnose, es wird die ganze Zeit mehr oder weniger Bairisch gesprochen und es ist auch irgendwie stinklangweilig. Aber trotzdem ists irgendwie interessant.
2/5
Thema #110: Werner Herzog
Film: Grizzly Man von Werner Herzog
Erscheinungsjahr: 2005
Laufzeit: 104 Minuten
Wo gesehen: Youtube
Timmy Treadwell, Gründer der Grizzly People Vereinigung, hatte eine harte Zeit hinter sich, war Alkoholiker, aber fand seinen Sinn darin, sich für den Schutz der wilden Bären einzusetzen. Über dreizehn Jahre verbrachte er jeden Sommer im alaskischen Nationalpark, ausgerüstet mit Zelt und Kamera, produzierte Filme/Videos und ging unentgeltlich in Schulen, um die Kinder über die schützenswerten Tiere aufzuklären, bzw seine Geschichten zu erzählen.
So weit, so gut.
Das Problem, das auch von Leuten im Film zur Sprache kommt, ist aber das wie. Man kann ihm zwar zu keiner Zeit böse Absichten, den Tieren gegenüber, vorwerfen, aber doch eine gehörige Portion Verantwortungslosigkeit. Er setzt sich über die klarsten Regeln hinweg, wie stets Distanz zu den Tieren zu wahren und nicht dauerhaft an einem Ort das Lager aufzuschlagen. In der Annahme, sie sähen ihn ebenfalls als Freund an, rückt er ihnen auf die Pelle und fasst sie an. Außerdem entwickelt er einen regelrechten Hass auf die Park Ranger, die ja nun mal selbst für den Schutz des Parks und der Tiere da sind und besagte Regeln nicht aus Spaß oder als Schikane aufgestellt haben. Wenig überraschend wurden er und seine Begleiterin dann schließlich von einem Grizzly getötet und gefressen.
Werner Herzog zeigt in dieser Doku zum größten Teil Aufnahmen, die Treadwell selbst für seine Videos gemacht hat, in denen er mit den Bären spricht und „spielt“, über seine Gegner rantet oder über sich selbst und seine Mission spricht. Teilweise kommentiert Herzog diese aus dem Off, aber er interviewt auch einige der Weggefährten Treadwells, den Gerichtsmediziner und jemanden vom Nationalpark. Angeschnitten wird auch die letzte Aufnahme, welche zumindest den Ton des Todeskampfes wiedergibt. Leider (ja, sorry, mich hätte es interessiert) bekommen wir diese aber nicht zu hören, wir sehen nur Herzog, wie er es mit Kopfhörern hört und dann der Mitgründerin von Grizzly People, die das Tape aufbewahrt, aber nie gehört hat, rät, es zu vernichten.
Es sind auf jeden Fall beeindruckende Tiere und es ist faszinierend, anzusehen. Allerdings schwingt auch immer ein gewisser Ärger über die „Dummheit“ mit, wie er die wilden Bären als seine pelzigen Freunde wahrnimmt, wenngleich es auch irgendwie schön ist, wie leidenschaftlich er dabei ist. Außerdem sind die Landschaftsaufnahmen natürlich wunderschön.
3,5/5 hungrige Kuschelbärchis
Ja und zum Abschluss hab ich noch Fata Morgana (1971) gesehen. Atmosphärische Landschaftsaufnahmen aus der Wüste, unterlegt mit irgendeinem mythischreligiösen Geblubber (leider nicht von Herzog selbst ), die massive Sci-Fi-Vibes versprühen. Aber es ist zum einen ziemlich langweilig und zum anderen kommt gegen Ende eine ganz merkwürdige Albernheit mit einer Handvoll Schauspielern rein, die überhaupt nicht zum Rest des Films gepasst hat. Oder ich war zu doof, keine Ahnung. Er hätte wahrscheinlich einen coolen Sci-Fi-Film draus machen können. Oder halt ne Doku.
1,5/5