Film-Themen-Challenge: Part 2

Thema #110: Werner Herzog
Film: Nosferatu
Erscheinungsjahr: 1979
Laufzeit: 107 Minuten
gesehen auf: Amazon Channel Arthaus+ (Probeabo)

Meine Review kommt diesmal aus dem Urlaub (deswegen auch derzeit keine Google Doc Aktualisierung) - aber da wir erst Samstagnacht irgendwann heim kommen und mein Energielevel vermutlich nicht für einen Film reichen wird, hab ich gestern Morgen den Download angeschmissen - und gestern Abend dann „Nosferatu“ geschaut, Herzogs Remake des Klassikers von 1922.

Dabei ist Herzogs Film der vielleicht noch größere Klassiker, da den - so vermute ich - schlicht doch mehr Leute gesehen haben, er noch häufiger referenziert wird.

In Herzogs Film brilliert Klaus Kinski (wer auch sonst, möchte man fragen) als titelgebender Vampir, Bruno Ganz mimt den Harker und die wunderschöne, großartige Isabelle Adjani spielt Lucy, Jonathans Frau und Objekt der Begierde des Vampirs.

Natürlich ist der Film… weird. Und verrückt. Und an mehr als einer Stelle wahnsinnig langsam.

Aber er ist auch absolut großartig. Spannend. Eindrucksvoll. Mitnehmend.

Ich war zu meiner eigenen Überraschung wirklich hervorragend unterhalten und kann ihm wirklich gern seine Verschrobenheit an der ein oder anderen Stelle verzeihen.

4/5 Sterne

9 „Gefällt mir“

Eine Kurzreview habe ich noch geschrieben, hatte den Film schon Donnerstg gesehen, kam aber leider nicht wirklich dazu.

Hochspannendes Hollywooddebüt von Wolfgang Petersen, starker Berenger, okaye Scacchi aber vor allem ein toller Hoskins.

Man ist sich lange nicht sicher wer denn wie irgendwie seine Finger im Spiel hat und durch Hoskins’ Detektivarbeit und Berengers Misstrauen samt schemenhafter Rückkehr der Erinnerungen spitzt sich alles irgendwie zu, obwohl man noch gar nicht weiß in welche Richtung.

Absolute Empfehlung, der hat wirklich zu wenig Beachtung gefunden.

7 „Gefällt mir“

Werner Herzog ist gleichermaßen Meme wie Legende, seine großen Spielfilme mit Kinski Fitzcarraldo, Nosferatu, Aguirre und auch Cobra Verde kannte ich bereits und natürlich auch die „dazugehörige“ Doku Mein liebster Feind. Bis auf Aguirre, den ich als extrem langweilig im Kopf habe, kann ich das auch alles nur empfehlen. Im Rahmen meiner World Challenge hatte ich dieses Jahr dann noch La Soufriere für Guadeloupe geschaut und damit den Naturdokumentationen-Herzog kennengelernt.
An der Stelle habe ich nun weitergebohrt.

Angefangen habe ich mit Into the Inferno (2016) auf Netflix, in dem er diverse aktive Vulkane, über den Erdball verteilt, besucht und viele wirklich atemberaubende Bilder liefert. Hinten raus verliert er aber irgendwie ein bisschen den Fokus, hält sich mMn erst zu lange mit Propagandageblubber eines nordkoreanischen Dolmetschers und danach mit Anhängern des John Frum Kults auf. Letzteres ist aber wahrscheinlich eher ein persönliches Problem, da mir hier nichts neues erzählt wurde, nachdem ich dieses Jahr schon mehrmals praktisch das selbe gesehen habe. (eine Doku nur über diesen Kult ist bspw Waiting for John)
3,5/5

Weiter gings mit Herz aus Glas (1976), einem ganz merkwürdigen Stück Kunst. In einem Glasbläser-Dorf stirbt der „Meister“ und nimmt das Geheimnis des Rubinglases mit ins Grab. Angefangen mit dem Besitzer der Glasbläserei dreht das ganze Dorf durch, mit Ausnahme des Sehers, der scheinbar im Wald wohnt.
Das Schauspiel ist super merkwürdig, laut Herzog standen fast alle Darsteller während des Drehs unter Hypnose, es wird die ganze Zeit mehr oder weniger Bairisch gesprochen und es ist auch irgendwie stinklangweilig. Aber trotzdem ists irgendwie interessant. :smiley:
2/5


Thema #110: Werner Herzog
Film: Grizzly Man von Werner Herzog
Erscheinungsjahr: 2005
Laufzeit: 104 Minuten
Wo gesehen: Youtube

Timmy Treadwell, Gründer der Grizzly People Vereinigung, hatte eine harte Zeit hinter sich, war Alkoholiker, aber fand seinen Sinn darin, sich für den Schutz der wilden Bären einzusetzen. Über dreizehn Jahre verbrachte er jeden Sommer im alaskischen Nationalpark, ausgerüstet mit Zelt und Kamera, produzierte Filme/Videos und ging unentgeltlich in Schulen, um die Kinder über die schützenswerten Tiere aufzuklären, bzw seine Geschichten zu erzählen.
So weit, so gut.
Das Problem, das auch von Leuten im Film zur Sprache kommt, ist aber das wie. Man kann ihm zwar zu keiner Zeit böse Absichten, den Tieren gegenüber, vorwerfen, aber doch eine gehörige Portion Verantwortungslosigkeit. Er setzt sich über die klarsten Regeln hinweg, wie stets Distanz zu den Tieren zu wahren und nicht dauerhaft an einem Ort das Lager aufzuschlagen. In der Annahme, sie sähen ihn ebenfalls als Freund an, rückt er ihnen auf die Pelle und fasst sie an. Außerdem entwickelt er einen regelrechten Hass auf die Park Ranger, die ja nun mal selbst für den Schutz des Parks und der Tiere da sind und besagte Regeln nicht aus Spaß oder als Schikane aufgestellt haben. Wenig überraschend wurden er und seine Begleiterin dann schließlich von einem Grizzly getötet und gefressen.

Werner Herzog zeigt in dieser Doku zum größten Teil Aufnahmen, die Treadwell selbst für seine Videos gemacht hat, in denen er mit den Bären spricht und „spielt“, über seine Gegner rantet oder über sich selbst und seine Mission spricht. Teilweise kommentiert Herzog diese aus dem Off, aber er interviewt auch einige der Weggefährten Treadwells, den Gerichtsmediziner und jemanden vom Nationalpark. Angeschnitten wird auch die letzte Aufnahme, welche zumindest den Ton des Todeskampfes wiedergibt. Leider (ja, sorry, mich hätte es interessiert) bekommen wir diese aber nicht zu hören, wir sehen nur Herzog, wie er es mit Kopfhörern hört und dann der Mitgründerin von Grizzly People, die das Tape aufbewahrt, aber nie gehört hat, rät, es zu vernichten.

Es sind auf jeden Fall beeindruckende Tiere und es ist faszinierend, anzusehen. Allerdings schwingt auch immer ein gewisser Ärger über die „Dummheit“ mit, wie er die wilden Bären als seine pelzigen Freunde wahrnimmt, wenngleich es auch irgendwie schön ist, wie leidenschaftlich er dabei ist. Außerdem sind die Landschaftsaufnahmen natürlich wunderschön.

3,5/5 hungrige Kuschelbärchis


Ja und zum Abschluss hab ich noch Fata Morgana (1971) gesehen. Atmosphärische Landschaftsaufnahmen aus der Wüste, unterlegt mit irgendeinem mythischreligiösen Geblubber (leider nicht von Herzog selbst :sadsimon:), die massive Sci-Fi-Vibes versprühen. Aber es ist zum einen ziemlich langweilig und zum anderen kommt gegen Ende eine ganz merkwürdige Albernheit mit einer Handvoll Schauspielern rein, die überhaupt nicht zum Rest des Films gepasst hat. Oder ich war zu doof, keine Ahnung. Er hätte wahrscheinlich einen coolen Sci-Fi-Film draus machen können. Oder halt ne Doku. :nun:
1,5/5

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7 „Gefällt mir“

Zu Aguirre, was viele vielleicht nicht wissen ist, dass sich der auch, wie Coppolas Apocalypse Now, die Erzählung Heart of Darkness zur Grundlage nimmt.
Coppola nennt wiederum Aguirre auch als weiteren Einfluss auf Apocalypse Now.
Könnte man sich unter diesem Gesichtspunkt vielleicht nochmal anschauen.
Nur so als Anstoß.

Und was ich auch als unterhaltsamen Tipp habe, zwar nur mit Herzog als Drehbuchautor und Darsteller, nicht als Regisseur, ist die Mockumentory Incident at Loch Ness.
Hier greift er eigentlich selbst sein eigenes Meme auf und es wird eine Dokumentation von Herzog gezeigt, die das Monster von Loch Ness finden soll.
Sehr unterhaltsam und lustig.

2 „Gefällt mir“

Hab’s jetzt schon zwei Mal hier gelesen und weil ich’s nicht kenn, muss ich jetzt mal nachfragen: inwieweit ist Werner Herzog ein Meme?

1 „Gefällt mir“

Seine stoische Art, über Jahre das Gewüte von Kinski zu ertragen und ihn im zaum zu halten, seine Art zu sprechen bei Voice Overs, die ja auch von florentin so wunderbar immitiert wird und dass der Kerl quasi schon überall an den lebensfeindlichsten und gefährlichsten Orten der Welt in aller seelenruhe durch die Gegend filmt.^^
Und er hat das angebot abgelehnt, dass man sich doch um „sein problem“ (kinski) „kümmern“ könnte. :cat_knife:
:smiley:

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Ja, DAS hab ich heute in „Mein liebster Feind“ auch gehört! Den hab ich heut nämlich auch noch geschaut. Abgefahren…

Danke auf jeden Fall für die Erklärung!

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Die Art wie er spricht und die Sachen die ihm so passieren. Seine Zitate wurden hier und da persifliert und satirisch aufgenommen. Dabei hilft dass er sich selbst trotz aller „komisch tiefsinning“ und manchmal fast nihilistischen oder stoischen Aussagen nie zu ernst nimmt. der Mann gibt reddit AMAs und sowas.

Oftmals sind die Memes im Internet seine Zitate auf Motivationspostern oder als Witze / Anmachsprüche zitiert (oder Zitate die klingen als kämen sie von ihm).

und ich hab auch schon manchmal compilations von absurden Situationen in seinem Leben gesehen, die nicht klingen als wären sie war aber ihm so passiert sind a la „classic herzog“.

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Ich liebs einfach :smiley:

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Vorallem auch die Art, wie er Erzählt. Sein Akzent, den er, man möchte meinen, aus einer Eitelkeit bewusst nochmal mehr pflegt und so zu seinem Markenzeichen macht.
Und halt auch die Inhalte, die Wortwahl. Das gehört alles so zusammen gedacht.
Die kleinsten Kleinigkeiten werden mit Bedeutung aufgeladen, wenn man beginnt in dieser Stimme und Betonung seine Umgebung zu beschreiben. Florentin kann das übrigens sehr gut.

Als er während eines Interviews angeschossen wird, macht die Band Get Well Soon sogar ein Lied daraus.

Er ist halt auch einfach so ein Gschichtlerzähler.

Ich komm dem ja selber nicht aus haha:

Als Antwort auf:

3 „Gefällt mir“

das schon gesehen?

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Haha das ist ja fantastisch!

Seine Gastrolle in Rick and Morty sollte bekannt sein, oder?

3 „Gefällt mir“

„Only ze sound of ze waka waka“ killt mich. Damn jetzt hab ich Bock auf die Challenge, aber ich wollt diese Woche wieder aussetzen :smiley:
Ich bin ja gar kein so großer Filmnerd und kenn Werner Herzog tatsächlich in allererster Linie als Meme und erst in zweiter Linie für sein filmisches Werk

Tatsächlich nur vom grad hier verlinkten, ich guck rick and morty nicht aber ist witzig :smiley:

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Dann auf auf :beancomfy:
Auf Youtube gibt’s einiges von ihm, aber auch bei netflix zum Beispiel diese vulkan-doku, zu der ich was kurzes geschrieben hatte. Sehr schöne bilder und durchaus klassischer herzogcontent. :smiley:

muss noch schauen. bin nicht so fit aktuell und herzog ist so konzentrierzeug, das geht derzeit nicht gut :smiley:

Och, diese doku ist echt ganz entspannt, was das angeht. :smiley: und eben einfach was fürs auge. Netterweise mmn vor allem in der ersten halben oder dreiviertel stunde.^^

… ich glaub ich guck jetzt selbst noch ne herzog doku :beancomfy:

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Ich frag mich grad, wie diese Herzog Easter Eggs und Gastauftritte in Serien wirken, wenn man weder den Namen, bzw die Person dahinter und nichteinmal das „Meme“ um ihn kennt.
Da taucht dann diese merkwürdig hauchende Stimme in der Lieblingssendung auf. Bemerkt man, dass es da eine weitere Ebene des Witzes gibt, oder ist das einfach eine Stimme mehr, die einem gar nicht weiter auffällt?

2 „Gefällt mir“

ja mal sehen. derzeit fühlt sich der gedanke „einen ganzen film“ anzumachen noch ein wenig viel an :smiley:

glaub das, ehrlich gesagt. was ja auch ok ist solange die stimme zur rolle passt und nicht bloß selbstzweck ist

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Titel: Rescue Dawn
Erscheinungsjahr:
2006
Laufzeit:
126 Minuten
Regie: Werner Herzog
Drehbuch: Werner Herzog
Besetzung: Christian Bale, Steve Zahn, Jeremy Davies, plus unbenannte, vermutlich südostasiatische Darsteller


Auf der eigenen Doku bzw. den Recherchen dazu basierend handelt dieser Werner Herzog Film von Dieter Dengler, der dem Dschungel…ähmm…davonlief.

— Ich bin nicht sicher ob und falls, dann, wo ich ne Spoilerwarnung setzen sollte, also direkt für alles Folgende: Obacht —

Kurz zum Anfang. Den fand ich katastrophal mies. Nach dem Start der Handlung im Camp war das für mein Empfinden ein anderer Film. Nun zum Kern.

Eher nicht witziges Thema, welches trotz der psychisch und körperlich heftigen Ereignisse immer mal wieder auch mit Humor aufgelockert wird. Dieser ist wohl eher aus der Not entstanden aber nicht weniger angenehm für mich als Zuschauer, um die durchaus intensiveren Momente zu ertragen. Diese waren jetzt auch nicht so heftig wie es höchst wahrscheinlich real gewesen ist. Abschliessend behaupte ich sogar dass der Film insgesamt einen eher lockeren Eindruck hinterlassen hat.

Handwerklich zweifellos richtig gut, an realen Drehorten gefilmt und mit hervorragenden Schauspielern besetzt ist dieser Film überdurchschnittlich gut. Die Erzählung schwankt aber etwas zu sehr in der Qualität um bei mir einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Darsteller sind nicht nur mimig und stimmlich (sowohl Christian Bale als auch die Akteure der Nebenrollen sind spitze) sondern auch körperlich große Klasse. Die Belastungen die diese auf sich genommen haben sind enorm, denke ich.

Nun, es fällt mir mit der Vergabe von Punkten echt schwer, denn als Gesamtes haut der Film nicht so rein wie ich es gehofft habe, hat aber auf jeden Fall Würdigung wegen der Produktionsweise und der Schauspieler verdient. Ganz flappsig aus dem Bauch heraus gebe ich.

3,5/5

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Thema: Werner Herzog
Film: Invincible - Unbesiegbar
Regie: Werner Herzog
Erscheinungsjahr: 2001
Laufzeit: 133 Minuten
gesehen auf: Netzkino

Tatsächlich habe ich beim durchklicken durch Herzogs Werke gesehen, dass ich sie eigentlich so weit alle kenne, oder es fast unmöglich ist in der Kürze ranzukommen. Von den für mich interessanten Dokus die mir unbekannt waren, waren viele dann auch leider zu kurz. So ist es also doch ein Spielfilm geworden, den Hezog damals nach zehnjähriger Pause von Spielfilmen inszenierte.

Leider sehr schwierig zu bewerten.
Der Film beginnt eigentlich mit interessanten Bildern und Eindrücken aus Polen, und auch in Berlin sieht man tolle Aufnahmen aus den 30ern.
Die Aufnahmen der Bühnenshows zu einer Zeit in der das ein Aushängeschild Berlins war sind etwas mau und auch wenig beeindruckend oder klein, wenn man bedenkt das dort Leute wie Goebbels, Himmler oder Helldorf zu Gast waren.

Werner Herzog lässt sich hier Zeit, für meine Begriffe zu viel Zeit. Der unbesiegbare Jude geht nach Berlin und wird dort zum Samson für das Nazi-Publikum. Aber an sich geschieht zu wenig.

Tim Roths Rolle als undurchsichtiger Leiter und Hauptdarsteller des Tempel des Okkultismus fand ich gut, auch der damals stärkste Mann der Welt Jouko Ahola passt in die Rolle des Zishe, außer vielleicht Udo Kier als Graf Hellmann und Gustav Peter Wöhler ist die Besetzung sehr laienhaft, was noch schmeichelhaft ist.

Der Anfang des Nationalsozialismus und die darauf prallende jüdische Unbeschwertheit gerade mit diesem Gegenpol das Nazis nicht wahrhaben wollen, dass Juden so stark sein könnten ist interessant, aber leider unglaubwürdig dargestellt.

Zu spannungs- und handlungsarm. Da hat Herzog meist besser abgeliefert.

2.5/5

7 „Gefällt mir“